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Buchtipp: Zwischen Schuld und Sühne

Von Roswitha Fitzinger, 13. Oktober 2018, 00:04 Uhr
Zwischen Schuld und Sühne
Nino Haratischwili Bild: G2 Baraniak

Nino Haratischwilis neuer Roman ist eigentlich ein Thriller, in dem die Täter eines Kriegsverbrechens im Fokus stehen.

1Das Cover lässt es erahnen: Im dritten Roman der gebürtigen Georgierin, die seit 2003 in Hamburg lebt, ist einiges los. Widmete Nino Haratischwili ihr preisgekröntes und vielgelobtes Vorgängerwerk ("Das achte Leben") den Opfern des Krieges, rückt sie nun die Täter in den Fokus.

Ein Kriegsverbrechen, begangen im Tschetschenienkrieg Mitte der 90er Jahre, bildet den Ausgangspunkt der Geschichte, die angelehnt ist an einen realen Fall. In Haratischwilis Roman ist Nura das Opfer. Ein 17-jähriges Mädchen, das in der Abgeschiedenheit der tschetschenischen Berge und in einem Klima, das von Traditionen geprägt ist, von einem selbstbestimmten Leben träumt. Doch sie wird Opfer eines brutalen Kriegsverbrechens, wird von vier russischen Soldaten, die eigentlich im Dorf waren, um Pause vom Krieg zu machen, gefoltert, vergewaltigt und getötet.

Was macht Menschen zu Tätern, wie lässt es sich mit einer derartigen Schuld leben, sind die zentralen Fragen, die der Roman beleuchtet – unter anderem an seiner Hauptfigur Alexander Orlow. Nur unter dem Druck der Mutter zu einem Soldaten geworden, macht ihn die Tat zum General und ein Deal zu einem millionenschweren Oligarchen. Die Vergangenheit fordert ihren Preis, auch von Orlow, der nach Erlösung sinnt und dafür seine damaligen Mittäter an den einstigen Ort des Verbrechens lockt. Er ist Ankläger und Angeklagter, ein Strippenzieher, der Menschen nach Belieben zu benutzen weiß, wie etwa die "Katze" und die "Krähe", Tarnnamen für eine glücklose Schauspielerin und einen genauso wenig erfolgreichen Journalisten.

Auch wenn so mancher Charakter im Nachhinein sehr konstruiert daherkommt, im Lesemoment folgt man Haratischwili bereitwillig. Ihre Tätigkeit als Theaterregisseurin wird hier mehr als augenscheinlich. Sie lässt eine Reihe von Figuren auftreten, beschreibt Täter, Opfer, Mitläufer, Traumatisierte, Exilanten auf das Detaillierteste und verwebt geschickt zwei Zeitebenen. Ständig zwischen 1995 und 2016 und den Figuren wechselnd, wird die Handlung immer nur ein Stück vorangetrieben. Haratischwili serviert Häppchen, hält den Spannungsbogen und damit den Leser bei der Stange bzw. beim Buch. Sie wählt einen Showdown in Thrillermanier als Schlusspunkt, kennt kein Erbarmen und enthüllt erst auf den letzten Seiten, was damals genau passiert ist, wer Nura letztendlich getötet hat und wie der General die Täter zur Verantwortung ziehen will.

Ein Roman über Schuld und Sühne, über Moral und Vergeltung, Liebe und Tod und nicht zuletzt über die Perversion des Krieges. Für den Deutschen Buchpreis, für den "Die Katze und der General" nominiert war, hat es nicht gereicht, für ein spannungsgeladenes Lesevergnügen jedoch allemal.

 

Nino Haratischwili: "Die Katze und der General", Frankfurter Verlagsanstalt, 763 Seiten, 30,90 Euro.

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