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Brucknerfest nicht ohne Anton

Von Von Michael Wruss und Bernhard Lichtenberger, 13. September 2010, 00:04 Uhr
Brucknerfest nicht ohne Anton
Bariton Martin Achrainer und das Bruckner Orchester führten Ingo Ingensands „Die Bringer Beethovens“ auf. Bild: LIVA/Herzenberger

Menschenwürde, Toleranz und Gleichheit bestimmten als Themen die Reden bei der gestrigen Eröffnung des Linzer Brucknerfestes 2010. Andere nutzten die Bühne, um ihre Gedanken zur Neupositionierung des Festes zu streuen.

„Es darf keine Denkverbote geben, wenn man das Brucknerfest neu denkt“, sagte der Linzer Kulturreferent Erich Watzl gegen Ende seines Begrüßungsreigens, weder was die Organisationsform, noch die inhaltliche Gestaltung betreffe. „Nur eines darf man nicht denken: dass das Brucknerfest ohne Bruckner auskommt.“

Nach dem Kulturhauptstadtjahr sei es Aufgabe, Linz und Oberösterreich auf neue kulturpolitische Ziele auszurichten, sagte Landeshauptmann Josef Pühringer. Das neue Musiktheater und die zu errichtende Bruckneruni seien „wichtige Wegmarkierungen“ und Anlass für eine Strukturdiskussion um Musiktheater, Brucknerhaus und altes Theater. „Wir sind dabei, die Energie aus dem Kraftdreieck zwischen Blumau, Donaulände und Promenade zu bündeln“, sagt Pühringer. Bei einer Neupositionierung des Brucknerfestes „werden wir auf den genius loci Anton Bruckner nicht verzichten“.

Kulturministerin Claudia Schmied betonte, dass unreflektierte Ablehnung des Fremden nicht unserer Kultur entspreche. Einem „Nein zu populistischen Ansagen“ müsse „ein energisches Ja zu Toleranz und Chancengleichheit folgen“.

Vor aufhetzenden „verantwortungslosen Rattenfängern“ warnte der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch. Man müsse die Ängste der Menschen ernst nehmen und darüber reden. Es gelte, sich „für die Frage der Integration unserer ausländischen Mitbürger genügend Zeit zu nehmen“.

Seine Eröffnungsrede nutzte Bundespräsident Heinz Fischer zu einem „Plädoyer für Gleichwertigkeit und Menschenwürde“. Wer daran denke, dass Ungleichheit auch immer zumindest partiell Unfreiheit bedeute, sei immun gegen Nationalismus und Rassismus.

In ihrer heftig beklatschten Festrede „Kevin ist eine Diagnose oder Die Angst vor Gleichheit“ spann die Journalistin und Schriftstellerin Elfriede Hammerl den Ansatz weiter, der Vorname Kevin stehe für sozial benachteiligte Schichten – um einer Gesellschaft der Chancengleichheit das Wort zu reden.

Festrede von Elfriede Hammerl

Staatsterror mit dem Schönen

Das traditionelle Auftragswerk des Brucknerfestes stammte diesmal von Ingo Ingensand, der in Linz vor allem als Dirigent bekannt ist, sich aber zunehmend einen Namen als Komponist macht. Für seinen Beitrag wählte Ingensand ein Gedicht von Reiner Kunze, der der DDR als denkender Geist zu unbequem wurde und 1976 innerhalb weniger Tage nach Deutschland ausreisen durfte.

„Die Bringer Beethovens“ sind nichts anderes als ein Gedicht, das auf jenes Regime Bezug nimmt, das – wie schon zuvor die Nationalsozialisten – Staatsterror mit dem Schönen betrieb. Und dabei natürlich die Schöpfer jener unsterblichen Werke, so auch Beethoven, für seine Ideologie rekrutierte.

Beethovens V. wird durch ihre Omnipräsenz zum Nervtöter, zum Anlass, gegen die Bringer dieses in dieser Sichtweise bloß vermeintlich Schönen zu revoltieren, was wiederum Schrecken und Gewalt und schließlich Tod auslöst. Selbst am Grab ertönt sie noch, die Symphonie in c-Moll op. 67.

Ingo Ingensand hat daraus ein großartiges „Orchesterlied“ geschaffen, ja fast einen Symphoniesatz mit obligatem Sänger, der mit Musik und packendem Texteinsatz fesselte. Dabei gab es natürlich und notwendigerweise Beethoven-Zitate, die äußerst geschickt und wahrscheinlich für viele kaum wahrnehmbar eingebaut waren.

Ingensands „Komposition für Bariton und Orchester“ ist tatsächlich eine Komposition und keine Zitatensammlung. Schade, dass man im Programmheft nur den Text der Bundes- und Landeshymnen abgedruckt hat und darauf verzichtete, diese hochexplosiven, aber trotz gelungener Interpretation durch Martin Achrainer und das Bruckner Orchester unter Dennis Russell Davies kaum verständlichen Verse näherzubringen.

Ein Werk, dem man vielleicht in besserer Kombination unbedingt wiederbegegnen möchte und sollte. Beethovens eingangs gespielte Ouvertüre zu „König Stefan“ op. 117 wäre, vorausgesetzt gut geprobt, ein tolles Stück, was diesmal nicht ganz nachvollziehbar war. Dafür war das Scherzo aus Bruckners „Nullter“ umso feuriger.

 

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