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Brahms’ vier Sinfonien, wie man sie noch nie gehört hat

Von Michael Wruss, 20. September 2014, 00:04 Uhr
Bild 1 von 22
Bildergalerie Das Cleveland Orchestra unter Welser-Möst
Bild: Reinhard Winkler

Brucknerfest: Franz Welser-Möst erhielt nach seinem Brahms-Zyklus mit dem Cleveland Orchestra den Brucknerhaus-Ehrenring.

Am Donnerstag fand das dritte und letzte Konzert des Cleveland Orchestra beim Brucknerfest statt. Ein musikalisches Gesamtereignis, wie es schon lange in Linz nicht zu erleben war! Nicht bloß wegen der außergewöhnlichen Fähigkeiten dieses Orchesters, sondern vor allem wegen des unverblümt neuen Zugangs zur Symphonik von Johannes Brahms.

Franz Welser-Möst erklärt seine beinahe radikale, jeglicher romantischen Verharmlosung abschwörende Interpretation mit dem genauen Studium der Partituren und der Lektüre von erst kürzlich herausgegebenen Probenberichten zu den Uraufführungen, wo Brahms viele später zur Tradition gewordene Unarten von vornherein ausgeschaltet wissen wollte. Da geht es um unangebrachte versüßlichende Ritardandi (Bezeichnung für eine allmähliche Verlangsamung des Tempos, Anm.), falsch aufgefasste Tempi und Temporelationen und um den absoluten Willen zur Expression.

Brahms bleibt zwar formal im Rahmen der von den Klassikern gesteckten Grenzen, sprengt aber diese inhaltlich, thematisch und vor allem harmonisch. Und genau bei "Brahms, dem Fortschrittlichen" (Arnold Schönberg) setzten Welser-Möst und sein absolut kooperierendes Cleveland Orchestra an und gehen in ihrer Brahms-Offenbarung bis ans Äußerste.

So lyrisch vieles in der dritten Symphonie klingen mag, unter der Oberfläche brodelt es gewaltig, und es wartet die glühend heiße Lava nur darauf, eruptiv hervorbrechen zu dürfen. Da klingen Stellen plötzlich viel intensiver als bisher, bekommt die Balance zwischen den Instrumenten eine neue Qualität, was sich in stupend modern wirkenden Klangfarben äußert und Details zum Vorschein bringt, die man so noch nicht gehört hat.

Spielerischer Überschwang

Auch in der vierten Symphonie lässt Welser-Möst nichts träge dahingleiten, sondern lässt, ohne deshalb die Contenance eines ästhetischen makellos schönen Orchesterklangs zu verlieren, die Spannung stetig anwachsen und sie in grellen Blitzen kulminieren. Keine runden Ecken, kein Schönklang, sondern spielerischer Überschwang und künstlerische Ekstase, die der Person Johannes Brahms viel näher kommt als alle anderen, vieles verzerrenden Interpretationen bisher. Das Publikum hat auf diesen "anderen" Brahms fast ein bisschen zögerlich reagiert, sich aber dann doch zu tosendem Applaus hinreißen lassen.

Jörg Widmanns gewieftes Spiel

Ein Applaus, der aber auch der eingangs gespielten grandios witzigen Konzertouvertüre "Con Brio" von Jörg Widmann galt. Widmann geht in beinahe romantischer Tradition auf die Musik Beethovens ein, zerlegt das Material in vielfachen Variationen und lässt immer wieder Erinnerungsfetzen aus dem dichtgewebten Orchestersatz hervorquellen. Nie zitierend oder bloß als platten Gag, sondern in einem ganz gewieften Spiel mit einzelnen Molekülen aus der 7. und 8. Symphonie des Bonner Meisters, von denen er auch die rhythmischen Bewegungsmuster übernimmt und diese ebenso kunstvoll übereinanderlagert.

Brucknerhaus: Drittes und letztes Konzert des Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst beim Brucknerfest, 18. 9

OÖN Bewertung:

 

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2  Kommentare
2  Kommentare
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( Kommentare)
am 20.09.2014 21:40

Wäre der Thread über die Oberkrainer oder die "Hoderwachln" würden natürlich der braune Bodensatz der Ewiggestrigen auch mitschreien ............. aber von Hochkultur haben diese StracheHörigen natürlich keine Ahnung.

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( Kommentare)
am 20.09.2014 10:17

Ein Orchester, das den so hochgelobten Wiener Philharmonikern weit überlegen ist, modern und immer bereit, Neues zu wagen.

Welser-Möst hat mit seinem "Wiener Abgang" absolut richtig entschieden, das philharmonische Sumpertum soll ohne seine Dirigate weiter blühen.

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