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Bestie in Menschengestalt geht auf mörderische Jagd

Von Lukas Luger, 14. Jänner 2015, 00:04 Uhr
Bestie in Menschengestalt geht auf mörderische Jagd
Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER

WIEN. Mit "Still" gelingt Thomas Raab ein packender Psychothriller.

Als Ende Februar 1985 Patrick Süskinds Roman "Das Parfüm – Die Geschichte eines Mörders" erschien, geriet dieser zur literarischen Sensation. Die Erzählung der Lebensgeschichte des mit phänomenalem Geruchssinn und mörderischen Neigungen ausgestatteten Jean-Baptiste Grenouille faszinierte ob ihrer anachronistischen Sprache und epischen Wucht. Für sein neues Buch "Still. Chronik eines Mörders" hat sich Thomas Raab nicht nur im Untertitel unzweideutig von Süskinds Meisterwerk inspirieren lassen.

Raabs erstes Werk abseits der immens erfolgreichen "Metzger"-Krimireihe beeindruckt als dicht erzähltes, düsteres Psychogramm des Heranwachsens einer gequälten Bestie in Menschengestalt. Karl Heidemann ist – ähnlich wie Grenouille – Gefangener und Getriebener einer überentwickelten Sinneswahrnehmung. Sein unfassbar sensibles Gehör ist Quell unendlicher Schmerzen, der kleinste Laut, ja das leiseste Rauschen bringt unvorstellbare Pein. Abgeschirmt von jeglicher Audiostimulation, wächst Karl im schalldichten Keller seines Elternhauses heran: vom schwachen Vater geliebt, von der überforderten Mutter gefürchtet.

Mit mörderischer Konsequenz

Als Karl mitansieht, wie seine Mutter Selbstmord begeht, erwacht der Teenager aus seiner selbstgewählten inneren Emigration. Aber nicht aus Trauer, sondern aus ehrlich empfundener Freude bricht er aus seinem Kokon aus. Endlich, endlich hat er jene Kraft gefunden, die dauerhaft Stille und immerwährenden Frieden zu bringen vermag: den Tod! Dieses Geschenk der absoluten Ruhe will Karl unter seine Mitmenschen bringen – mit mörderischer Konsequenz.

Für Thomas Raab stellt "Still" einen gelungenen Befreiungsschlag dar. Die Ironie und den subtilen Witz, der die "Metzger"-Kriminalromane durchzieht, hat der 44-Jährige gegen einen harten, nachgerade dokumentarischen Duktus eingetauscht. Das überrascht, funktioniert in Kombination mit einem geschickt gedrechselten Spannungsbogen bestens. "Still" ist der Anfang eines neuen literarischen Lebens für Thomas Raab.

Literatur: Thomas Raab "Still"; Droemer, 368 Seiten, 19,99 Euro

OÖN Bewertung: 5 von 6 Sternen

 

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