Beethoven als Auftakt zu „40 Jahre Stiftskonzerte“
Geigern Alina Pogostkina und das Bruckner Orchester unter Markus Poschner eröffneten die Konzertreihe
Vom schlechten Wetter war der Beginn der 40. OÖ. Stiftskonzerte im ausverkauften Marmorsaal St. Florians nicht betroffen. Dieses größte musikalische Festival des Bundeslandes, das Aushängeschild für diese Sparte, blieb auch heuer seinem bekannten Credo mit einem Beethoven-Schwerpunkt treu.
Im Mittelpunkt des Abends stand die junge Solistin Alina Pogostkina mit einer hervorragenden Interpretation von Beethovens Violinkonzert. Ihr Instrument klang empfindsam, feinstens nuancierend und mit einem herrlich tragenden Pianissimo. Dabei zeigte sie eine überraschende Souveränität, viel klanglichen Charme sowie lyrischen und gefühlsbetonten Ausdruck. Nicht immer gelang unter der Leitung von Markus Poschner, Generalmusikdirektor in Bremen, das köstliche Frage- und Antwortspiel zwischen Solistin und Orchester und die Ausgestaltung eines tragenden Untergrunds für die Geige. Der Dirigent wollte unverkennbar mit seiner Sichtweise auf die kompositorischen „Pranken des Titanen“ Beethoven hinweisen. Er nahm kaum Rücksicht auf die heikle Akustik des Saales und versetzte die Partitur schnurstracks in die Gegenwart mit ihren kräftigen Äußerungen.
In der Lautstärke hätte man mehr Zwischenstufen erwartet, es blieb aber bei einem laut-leise Spiel. So gingen der Charme und Charakter der Sätze verloren; auch die Blechbläser und die Pauken waren aufdringlich laut. Die Solistin ließ sich davon nicht beirren. Ihre Qualitäten, von der bravourösen Virtuosität ganz zu schweigen, kamen in den Konzert-Kadenzen und in der Zugabe eines Satzes aus einer Bach-Sonate mit vielen Doppelgriffen bestens zur Geltung; sie spielte sensibel, beeindruckend und mit schier Welten-fernem Klang.
Die Ausgestaltung der Beethoven-Symphonie Nr.1 wurde in der gleichen Sichtweise wie bei dem Orchesterpart des Geigen-Konzerts aber noch deutlicher in Richtung laut-leise vermittelt. Die Interpretation wirkte schwergewichtig, monumental und der heitere sowie beschwingte Charakterzug mancher Abschnitte kam daher nicht recht zur Geltung. Das Bruckner Orchester in entsprechender Beethoven-Besetzung darf mit seiner Zuverlässigkeit einen Teil des Beifalls für sich beanspruchen.
Stiftskonzert: Alina Pogostkina (Violine), Markus Poschner (Dirigent), Bruckner Orchester, St. Florian, 1. 6., Folgetermin: 2. 6.
OÖN Bewertung:
Ich finde diese Kritik von Herrn Zamazal überaus treffend. Natürlich ist klar, dass ein Einspringer nicht die Schwierigkeiten der Akustik des Marmorsaales beherrschen kann.
Aber es war doch sehr auffällig, dass die Solistin bei ihren Passagen die Lautstärke (= wundervolles Piano bis Pianissimo) diktieren konnte und wenn sie nicht spielte, voll aufgedreht wurde. Oder ist hier nicht der Dirigent, sondern das Brucknerorchester - das ja den Saal doch recht gut kennen müsste - verantwortlich??
Die Dame vor mir hat sich jedenfalls bei den überlauten Stellen die Ohren zugehalten und meine Begleiterin (ein glühender Fan des Brucknerorchesters) war auch recht verärgert über den sinnstörenden Lärm. Wir sind Gott sei Dank hinten gesessen, vorn war es vermutlich noch ärger.
Ein ortsunkundiger Dirigent, der nur eine kurze Sitzprobe mit dem Orchester in einem Marmorsaal(!) hat, kann die problematische Akustik dieses Saales nicht ändern. Dass die Musiker des Brucknerorchesters mit Markus Poschner eine wunderbare Probenarbeit mit zwei unvergesslichen Konzerten erleben durften, war für das Publikum, dem Applaus nach zu schließen, sehr wohl hörbar - für den Kritiker offensichtlich nicht. Herr Poschner ist ein ausgezeichneter Dirigent und dazu noch ein einfühlsamer Musiker!
Konzert sehr schön,aber saukalt im Stift!