Auf den Spuren der Großmutter, der faszinierendsten Erzählerin

Von (pg)   13.Februar 2018

Der oberösterreichischen Theaterszene ist Martin Plattner längst ein Begriff. Die Linzerin Ingrid Höller, die jahrelang dem Ensemble des Phönix Theaters angehört hatte, spielte in seinem 2017 in Bozen uraufgeführten Stück "Antimortina" mit großem Erfolg die Hauptrolle. Plattner wurde nun für das mit 5500 Euro dotierte Thomas-Bernhard-Stipendium des Linzer Landestheaters ausgewählt. Der 42-Jährige tritt damit in eine Reihe mit seinen längst auf großen deutschsprachigen Bühnen gespielten Vorgängern Thomas Arzt (Stipendium 2012) und Thomas Köck (2015). Eine Neuerung ist der mit dem Stipendium verbundene Stückauftrag. Demnach wird Plattner den Landestheater-Schauspielern den Text auf den Leib schreiben.

Fremd im Pitztal

Dem Tiroler Pitztal machen gewöhnlich Skifahrer wie Benjamin Raich alle Ehre, insofern fühlte sich der vaterlos bei Mutter und Oma aufgewachsene Plattner dort auch über viele Jahre fremd. An der Innsbrucker Uni studierte er vergleichende Literaturwissenschaften, seit 2001 lebt er als freier Schriftsteller in Wien.

Im Theater arbeitete sich Plattner von den Werkstätten nach oben. Er begann als Kostüm-Assistent, Regie-Assistent und Dramaturg kamen später. "Für mich hat sich jahrelang die Frage gestellt, wie ich arbeiten, mein Studium finanzieren und gleichzeitig schreiben kann", sagt Plattner im OÖN-Gespräch. Für sein Kammerspiel "Maultasch" erhielt er 2013/14 das Große Literaturstipendium des Landes Tirol.

An Theatertexten fasziniere ihn das Flüchtige, "dass sie gesprochen werden und wieder weg sind". Was er bevorzugt auf die Bühne bringt, sind über 50-, 60-jährige Frauenfiguren, weil genau diese Gruppe im Theater unterrepräsentiert sei, obwohl sie so packende Lebensgeschichten zu erzählen hätte. Plattner: "Meine Großmutter war bis zu ihrem 77. Lebensjahr Schulwartin, sie war die faszinierendste Erzählerin meines Lebens."