Arminio Rothstein – Habakuk und Zornbinkerl
Der Welser Christian Hager drehte einen Film über Österreichs berühmtesten Clown (Samstag, 21.05 Uhr, ORF III)
Durch den Clown erfährt die Unsicherheit der Welt lustige Selbstverständlichkeit. Arminio Rothstein – 1994 im Alter von 67 Jahren an Lungenkrebs gestorben – ist als Habakuk (benannt nach einem biblischen Propheten) der wohl berühmteste Österreicher hinter der lachenden Maske. Ab 1971 dominierte er 30 Jahre lang das ORF-Kinderprogramm – im Zwiegespräch mit dem Kasperl, mit Toby und Tobias oder mit der Gans Mimi. An diese glückseligen Zeiten geruhsamer Unterhaltung erinnerte sich der Welser Doku-Filmer Christian Hager, als er durch die Rasanz gegenwärtiger Kindersendungen zappte. Also spürte er Habakuks Spuren auf. ORF III sendet heute sein berührendes Porträt.
Arminio Rothstein kam 1927 als Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts, der als Offizier im Ersten Weltkrieg diente, und einer "arischen" Mutter zur Welt. "Nach der Machtübernahme der Nazis durfte Rothstein die Schule nicht mehr besuchen, sein Vater wurde mit Berufsverbot belegt, aber zur Ausreise war es zu spät. Die beiden versteckten sich ab 1941 vier Jahre lang in einem Keller am Wiener Franz-Josefs-Kai", sagt Hager. Die Mutter brachte die beiden mit einer einzigen Lebensmittelkarte und der Hilfe ganz weniger Vertrauter durch. Der Vater unterrichtete im Keller den Buben, der am liebsten zeichnete und bastelte. "Diese Zeit im Keller hat mir das Tor zur Kunst aufgemacht", sagte Rothstein später. Nach dem Krieg holte er die Matura nach und studierte an der Akademie der Bildenden Künste zusammen mit Arik Brauer und Ernst Fuchs. Aus der zweidimensionalen Malerei brach er aus, um sich bald dem Marionettenbau zu widmen. Zusammen mit seiner ersten Frau Ingrid Picca eröffnete er 1957 die "Fadenbühne", Wiens erstes Marionettentheater. In dem von Rothstein 1967 gegründeten "Arlequin-Theater" startete auch Kinderbuchautor Thomas Brezina seine Karriere. Er hatte sich im Schüleralter mit einem krakelig geschriebenen Brief als Puppenspieler beworben.
Hager: "In Gesprächen mit Rothsteins Wegbegleitern wird auch klar, dass er ein Zornbinkerl war. Wenn diesem perfektionistischen Workaholic etwas nicht gepasst hat, wurde er cholerisch. Diese Gewitter waren aber meist recht kurz." Das mag ein Ausdruck der quasi zwingenden Ambivalenz von Clown-Existenzen gewesen sein.
Habakuk-Puppen
Kasperl: Seinen Spruch „Das Beeeste iiiiiiist, das Beeeste iiiiiiist – wir sperren den Tintifax in eine Kiste!“ kennen Generationen.
Tintifax: Kasperls Gegenspieler mit magischen Kräften tauchte stets mit Schall und Rauch auf.
Mimi: Die „Stadtgans“ wurde 1980 von Rothstein erschaffen. Die Klappmaulpuppe, („Am dam des“, „Confetti TiVi“) wird von Christine Rothstein gesprochen und gespielt.
Helmi: „Augen auf, Ohren auf, Helmi ist da!“ 1980 von Rothstein erfunden, gibt er Kindern immer noch Tipps für das richtige Verhalten im Straßenverkehr.
