Amadeus für Toni Stricker: „Bist deppert mit dieser Musik?“
Mehr als verdient und längst fällig: In der Wiener Stadthalle erhielt Toni Stricker gestern Abend den Lebenswerk-Amadeus. Stricker bekam mit sechs seine erste Geige, 1953 wurde er Mitglied der Jazzband Vera Auer, spielte dort gemeinsam mit Joe Zawinul und avancierte ...
Mehr als verdient und längst fällig: In der Wiener Stadthalle erhielt Toni Stricker gestern Abend den Lebenswerk-Amadeus.
Stricker bekam mit sechs seine erste Geige, 1953 wurde er Mitglied der Jazzband Vera Auer, spielte dort gemeinsam mit Joe Zawinul und avancierte in den Folgejahren zum Inbegriff des Swinggeigers. Er wurde Konzertmeister im Theater an der Wien, produzierte mit allen Größen des Showbusiness.
Wende im Burgenland
Die große Wende kam, als er ins Burgenland übersiedelte, wo er väterlicherseits Wurzeln hatte. „Von da an“, sagt er, „begann ich jene Musik zu schreiben und zu spielen, die noch heute für mich Gültigkeit hat.“
Zwar wurde er anfangs von Kollegen belächelt: „Bist deppert mit dieser Musik? Dafür gibt es doch keinen Markt!“ Stricker: „Ich sagte: Kann mir was Besseres passieren? Dann schaffe ich ihn eben! Hinweise auf den Trend waren mir egal. Musik ist für mich das, was aus dem Bauch und vom Herzen kommt. Trend ist mir wurscht.“
Die Rechnung ging auf. Unterstützt von Freunden wie dem Maler Gottfried Kumpf oder André Heller begann Toni Stricker, unbeirrt seinen Weg zu gehen. Für das von Heller produzierte Album „Brot und Wein“ erhielt er auf Anhieb Gold, für „Pannonische Balladen und Wiener Tänze“ sogar den Deutschen Schallplattenpreis. Da hieß einer der Konkurrenten immerhin Ravi Shankar.
„Es war ein 1. April“, erinnert er sich, „der Heller rief mich an und teilte mir die Neuigkeit vom Deutschen Schallplattenpreis mit. Ich nahm ihn nicht ernst, verwies auf das Datum und bat ihn: Pflanz einen anderen. Aber es war wirklich wahr.“
Einer der letzten Höhepunkte war die „Pannonische Messe“, uraufgeführt im Dezember 2008.
„Net stehen bleiben!“
In den vergangenen 14 Jahren hatte Stricker auch ein Zweitdomizil in Südfrankreich, in dem er jeweils ein halbes Jahr verbrachte: „Dort habe ich viel komponiert und auch musikalische Einflüsse aufgesogen. Das war gut so, denn mein Motto war immer: Net stehen bleiben!“
Vor zwei Wochen gab er diese Residenz auf: „Mit 80 ist dieses Hin und Her und auch die Bewirtschaftung von 2500 Quadratmeter Grund nicht mehr so einfach. Überhaupt war heuer, durch den Achtziger am 4. April und die damit verbundenen Feiern und Veranstaltungen, ein anstrengendes Jahr. Jetzt möchte ich ein paar Monate Ruhepause einlegen. Aber aufhören? Nein, kommt nicht in Frage.“
Wie hat er doch vorher gesagt? Net stehen bleiben.