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"Alles, was einem selbstverständlich erscheint, sollte man hinterfragen"

Von Julia Evers, 11. November 2017, 00:04 Uhr
Wolfgang Hohlbein Bild: www.hohlbein.de

Wolfgang Hohlbein verwandelt biblische Stoffe in fantastische Abenteuergeschichten.

Wie entstehen Bestseller? Bei Wolfgang Hohlbein in der Nacht am Küchentisch des familieneigenen Reihenhauses, geschrieben mit der Hand, manchmal in Zusammenarbeit mit seiner Frau Heike. Mehr als 200 veröffentlichte Bücher, mehr als 43 Millionen verkaufte Exemplare – das macht Hohlbein zu einem der erfolgreichsten Autoren im deutschsprachigen Raum, weit über das Fantasy-Genre hinaus. In seinem neuesten Werk "Armageddon" transferiert er biblische Prophezeiungen ins Heute.

 

Sie haben mehr als 200 Bücher verfasst, und das meist spät in der Nacht, manchmal bis 6 Uhr morgens – kommt diese Vorliebe, nachts zu arbeiten, noch von Ihrer Zeit als Nachtwächter, als Sie zu schreiben begonnen haben?

Hohlbein: Die Vorliebe für Nachtarbeit war vorher schon da, aber als ich angefangen habe, vom Schreiben zu leben zu versuchen, habe ich mir als Nachtwächter einen Nebenjob gesucht. Das war ganz praktisch. Man hat damals alle zwei Stunden seine Runde gedreht und sonst nichts als Däumchen. Da hatte ich dann Zeit zum Schreiben.

In Ihren Romanen schlittern die Hauptfiguren meist aus der Normalität in eine andere Welt ...

Beim größten Teil meiner Geschichten ist das so, auch wenn das keine eiserne Regel ist. Man stellt halt alles in Frage. Alles was einem so selbstverständlich erscheint, sollte man hinterfragen, dann steckt hinter jeder Situation eine Geschichte. Ob die dann gut ist, steht auf einem anderen Blatt.

Wie unterscheiden Sie die guten von den schlechten Geschichten?

Das ist kein bewusster Vorgang. Im Grunde schreibe ich alles aus dem Bauch heraus. Weil ich das Gefühl habe, da könnte eine Geschichte dahinterstecken, die mir gefällt. Ich gehe nie von der technischen, intellektuellen Seite heran, ich plane auch meine Geschichten nicht, ich habe eine vage Vorstellung, oft das Ende im Kopf, aber was zwischen Anfang und Ende ist, das weiß ich nicht. Das fände ich langweilig.

"Armageddon" ist der Beginn einer Reihe – wie wird es damit weitergehen?

Es bieten sich die vier apokalyptischen Reiter an. Es ist ja die Prophezeiung des Johannes in Romanform umgesetzt, verbunden mit der Frage, wie so was heute aussehen könnte. Die klassische "vierbändige Trilogie" wird es wohl werden.

Nicht nur bei Armageddon, auch sonst nennen Sie die Bibel als eine Ihrer Haupt-Inspirationsquellen. Warum?

Das Alte Testament ist ein sehr spannendes Buch. Ich sehe das nicht durch die religiöse Brille, sondern einfach die Fakten. Es ist wirklich eines der ersten Geschichtsbücher – das ich kenne, zumindest. Wenn man es aufmerksam liest, ist es ein Füllhorn an unglaublich spannenden und komplexen Geschichten – ohne den religiösen Aspekt.

Sie haben mehr als 40 Millionen Bücher verkauft, das bedeutet auch enormen wirtschaftlichen Erfolg. Inwieweit hat Sie der verändert?

Eigentlich gar nicht. Wir wohnen immer noch in unserem Reihenhaus. Unsere Nachbarn, Freunde und Feinde sind immer noch dieselben. Ich glaube, der Erfolg hat mich ein bisschen ruhiger gemacht. Es ist natürlich keine Existenzangst, kein Erfolgsdruck mehr da. Ganz viele Menschen haben Angst vor Altersarmut, ich stehe Gott sei Dank auf der anderen Seite. Ich weiß, wie toll das ist, diese Sorgen nicht zu haben. Was meinen Beruf angeht, kann ich mir aussuchen, was ich mache, und muss nicht wie früher Sachen schreiben, zu denen ich keine Lust hatte, aber der Kühlschrank musste auch gefüllt werden.

Ihr Kühlschrank musste viel gefüllt werden – Sie haben sechs Kinder. Wie haben die Ihr Schaffen beeinflusst?

Mittlerweile haben die alle einen eigenen Kühlschrank (lacht). Ich weiß nicht, wie es ohne sie gewesen wäre. Was mich sicher beeinflusst hat, ist, dass ich immer Leben um mich brauche. Mein eigentliches Arbeitszimmer ist unser großer Küchentisch. Die absolute Stille kann ich nicht ertragen.

Haben Sie ein Lieblingswerk von sich selbst?

Ja, das ist der Roman "Hagen von Tronje", mittlerweile auch weit über 20 Jahre alt. Er ist nicht mal annähernd eines meiner erfolgreichsten Werke.

Was lesen Sie selbst gerade?

Im Augenblick kämpfe ich mich gerade wieder durch das Alte Testament, weil ich am zweiten Teil der Armageddon-Reihe arbeite. Ich mache aber einen großen Bogen um ähnliche Geschichten.

Wolfgang Hohlbein: "Armageddon", 608 Seiten, Piper Verlag, 24 Euro

 

Fantastische Karriere

 

Das Schreiben machte Wolfgang Hohlbein schon als Jugendlichem Spaß, intensiviert hat er es, als ihm während eines Jobs als Nachtwächter fad war. Gemeinsam mit seiner Frau Heike schaffte er schließlich im Jahr 1982 mit dem Buch „Märchenmond“ den Durchbruch. Es folgten mehr als 200 weitere Werke, oft in Kooperation mit seiner Frau. Gemeinsam lebt das Paar im deutschen Neuss und hat sechs erwachsene Kinder. Tochter Rebecca folgt dem Vater in den Schriftsteller-Fußstapfen nach.

 

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