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Alle lieben Sisi

Von Christina Tropper., 22. September 2012, 00:04 Uhr
Kaiserin Elisabeth Sisi
Bild: APA

Museen in ganz Österreich rüsten sich mit zahlreichen Neuerungen für den nahenden 175. Geburtstag von Kaiserin Elisabeth Ende des Jahres. Auch das Musical zu Ehren der Monarchin wird nach langer Pause wieder aufgeführt. Auf den Spuren des Mythos Sisi.

Tagebuchnotiz von Marie Valérie, Tochter von Kaiserin Sisi, 1889:

Mama sagte, „die Ehe sei eine widersinnige Einrichtung. Als 15-jähriges Kind wird man verkauft und tut einen Schritt, den man nicht versteht und dann 30 Jahre länger bereut und nicht lösen kann.“

Jene Liebesgeschichte, die nie eine gewesen ist, hat in Oberösterreich begonnen: Nicht nur, dass Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach und Kaiser Franz Joseph Karl von Habsburg in Bad Ischl erste Bande knüpften, auch kurz vor der Hochzeit traf man sich in Linz. Um genau zu sein, am 21. April 1854 – drei Tage vor der Trauung des Paares in Wien. Eine große Menschenmenge erwartete die zukünftige Kaiserin, der Bräutigam war der 16-jährigen Sisi entgegengereist – ganz Linz ist auf den Beinen. Alle wollen Kaiserschauen.

Die weinende Braut

Die Ehe begann, wie sie sich sich weiterhin gestaltete: Sisi weinte die meiste Zeit am Tage ihrer Hochzeit. Die Reise vom heimatlichen Possenhofen (Bayern) nach Wien war anstrengend, ein Termin jagte den anderen. Als sich das Paar am 24. April um 18.30 Uhr in der Augustinerkirche das Ja-Wort gab, hatte Sisi rote Augen. Aber nicht aus Rührung.

Historikerin Brigitte Hamann glaubt zu wissen, warum das Leben der Kaiserin auch heute noch interessant ist: „Es ist ihre Traurigkeit, ihr Schicksal, das sie für die Menschen interessant macht.“ Die Kombination Schönheit, Leid und früher Tod scheint unschlagbar zu sein, um unsterblich zu werden. Hamann sieht Sisi außerdem als moderne Frau: „Sie war Franz Joseph intellektuell weit überlegen – das entwickelte sich freilich erst, denn bei der Hochzeit war sie ja noch ein Kind.“

Im goldenen Käfig gefangen

Doch zurück zur Historie: Sisi macht sich als 16-jähriges Mädchen gleich ein Bild von ihrem Ehemann und ihrer neuen Heimat Wien:

„Ich bin erwacht in einem Kerker, Und Fesseln sind an meiner Hand. Und meine Sehnsucht immer stärker – Und Freiheit! du, mir abgewandt!“

Dieses Gedicht soll die junge Kaiserin laut Elisabeth-Biograph Egon Corti nur vierzehn Tage nach ihrer Hochzeit verfasst haben. Möglicherweise sind die Zeilen aber erst später entstanden. Jedenfalls lassen sie tief blicken.

Wie es sich zu jener Zeit gehört, kommt die junge Kaiserin ihren Pflichten nach. Sie bringt drei Kinder zur Welt, auch einen Thronfolger. Um die Erziehung kümmert sich allerdings die Schwiegermutter. Sisi sei zu jung, um Kinder zu erziehen. Sie sorgt sich deshalb um ihren Ehemann, am meisten wohl aber um sich selbst und ihr Aussehen: Zeitlebens wiegt sie nicht mehr als rund 50 Kilogramm bei einer beachtlichen Größe von 172 Zentimetern, ihr Taillenumfang misst gerade einmal 48 Zentimeter. Die Kaiserin ist das erste Topmodel, lässt sich nackt fotografieren. Und sie schmückt sich im Alter von 51 Jahren auch noch mit einem Tattoo.

Sisi war eine der ersten Frauen, die für ihre Schönheit auch systematisch Sport betrieb: Sie stemmte täglich Hanteln, ließ sich Ringe, Schwebebalken und Sprossenleitern in die Privatgemächer einbauen. Sie kontrollierte ihre gymnastischen Übungen in riesengroßen Spiegeln, um jeden Fehler ihrer Haltung sofort zu korrigieren.

Unglaublicher Körperkult

Zur Körperpflege verbrauchte sie zeitweise gewaltige Mengen Erdbeercreme, zur Gesichtswäsche den Saft von 20 leicht angefaulten Zitronen. Das Frisieren ihrer Haarpracht dauerte täglich bis zu drei Stunden, die Haarwäsche mit allerlei geheimnisvollen Essenzen jeweils einen ganzen Tag. Und täglich ließ sie sich neu in ihre Kleider hautnah einnähen.

„Das Frisiren dauert immer fast zwei Stunden und während meine Haare so sehr beschäftigt sind, bleibt mein Geist träge. Ich fürchte, er geht aus meinen Haaren hinaus in die Finger der Friseuse. Deswegen thut mir dann der Kopf weh“,
hält Sisi fest.

Bald zieht es die junge Kaiserin in die Ferne. Bereits sechs Jahre nach der Hochzeit fährt die mittlerweile 23-jährige Elisabeth nach Madeira. Insgesamt 27 Jahre ihres Lebens verbringt sie im Ausland. Zu ihrem Griechisch-Lehrer sagt sie einmal später:

„Die Reiseziele sind deswegen begehrenswert, weil die Reise dazwischen liegt. Wenn ich irgendwo angekommen wäre und wüßte, daß ich nie mehr mich entfernen könnte, würde mir der Aufenthalt selbst im Paradies zur Hölle werden.“

„Auf ihren Reisen war Sisi gerne alleine – hinzu kam dann auch, dass sie sich nicht mehr zeigen wollte. Im Alter war ihre Haut nicht mehr schön – sie hatte Angst, wenn sie von zu vielen Menschen umgeben war“, sagt Historikerin Hamann.

In Wien kümmert man sich zu dieser Zeit wenig um Sisi. In den Medien wird nicht einmal zu ihrem Geburtstag über sie berichtet. Historikerin Evelyne Knappitsch hat fünf Zeitungen jener Zeit über Jahre verglichen. Ihr Urteil: „Die mediale Berichterstattung explodierte erst mit Sisis Tod.“ Knappitsch schlussfolgert: Das Leben der Kaiserin hatte einen großen Auslegungsspielraum: Die Konservativen konnten sich mit ihr identifizieren ebenso wie die Liberalen. „Die Auslegung funktioniert auch heute noch, jeder kann etwas projizieren: magersüchtig, selbstbewusst, modern.“

Die größte Zäsur im Leben von Elisabeth ist der Freitod ihres Sohnes, Thronfolger Rudolf, 1889. Die Kaiserin verfällt in schwere Depressionen und trägt fast nur mehr schwarze Kleidung, sie gibt den Fechtsport auf, die Reiseaktivitäten werden hingegen weiter intensiviert. „Das Geheimnis von Mayerling ist nie eines gewesen“, sagt Historikerin Hamann, „es war ganz eindeutig, dass Rudolf das Mädchen erschossen hat und dann sich selbst.“

Marie Valérie, die Lieblingstochter der Kaiserin, schreibt nach dem Tod des Kronprinzen in ihr Tagebuch:

„Mama wird wohl nie mehr, die sie ehemals war; sie neidet Rudolf den Tod und ersehnt ihn Tag und Nacht.“

Elisabeth ist nun kaum noch in Wien – die Wintermonate verbringt sie im Süden. Die Reisen erfolgen zum Teil so spontan, dass der Kaiser nur aus den Zeitungen erfährt, wo sich seine Gemahlin aufhält. Am liebsten reist sie per Schiff:

„Das Leben auf dem Schiff ist doch mehr als bloßes Reisen. Es ist ein verbessertes, wahres Leben […] ohne Wunsch und Zeitempfindung. Das Gefühl der Zeit ist immer schmerzhaft, denn es gibt uns das Gefühl des Lebens.“

Elisabeths Tod spiegelt ihr Leben wider: Er ist schnell, spektakulär, weit weg von zu Hause. Am 10. September 1898 stirbt sie nach einem Attentat in Genf und geht auch sicherlich deswegen in die Geschichte ein. Tochter Marie Valerie schreibt:

„Nun ist es gekommen, wie sie es immer wünschte, rasch, schmerzlos, ohne ärztliche Beratungen, ohne lange, bange Sorgentage für die Ihren […].“

 

OÖN-Grafik:

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Tattoo: Im Alter von 51 Jahren ließ sich die Kaiserin auf einer Reise durch die Ägäis in einem unstandesgemäßen Hafenlokal einen Anker auf die Schulter tätowieren. Als Franz Joseph davon erfuhr, sprach er von einer „furchtbaren Überraschung.“

1 Kuh war stets mit auf Reisen, damit die Kaiserin auch täglich die Milch ihrer Lieblingskuh trinken konnte.

48 cm Taillenumfang hatten die Kleider der Kaiserin stets. Sisi war stolz darauf.
 

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