2018 kommt "Oberösterreichs Kultursommer"

Von Peter Grubmüller   24.August 2017

Oberösterreichs Kulturbudget beträgt heuer rund 194 Millionen Euro. Im kommenden Jahr werde es weniger werden, sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer. Im OÖN-Interview erläutert er, wie gespart, kooperiert und Stärken besser herausgearbeitet werden sollen. Unter anderem mit der Zusammenführung aller Sommerfestivals zum "Oberösterreichischen Kultursommer".
 

OÖNachrichten: Die Landeskultur muss rund 10 Prozent einsparen. Von Ihrem Vorgänger Josef Pühringer war dem Landestheater eine Studiobühne versprochen worden. Wird sie kommen?

Thomas Stelzer: Der Umbau der ehemaligen Werkstätten klappt leider nicht, weil er mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden wäre. Aber mir ist klar, dass auf dieser Bühne ein wichtiges Theater-Angebot stattfinden würde. Insofern bin ich zusammen mit Intendant Hermann Schneider bemüht, eine gute Lösung zu finden.

Aber diese Lösung müsste die TOG (Theater und Orchester GmbH, Anm.) selbst bestreiten, Geld vom Land gibt es nicht?

Richtig, das ist mein Zugang.

Am 4. September wird der neue Bruckner-Orchester- und Opernchef Markus Poschner auf dem Linzer Hauptplatz vorgestellt. Welche Aufträge hat er von Ihnen bekommen?

Es ist ein schönes Zeichen, dass er mit der Straßenbahn auf den Hauptplatz fährt. Es steht symbolisch dafür, dass man mit Angebot und eigenen Vorstellungen in der Mitte der Leute ankommen muss. Ihm ist klar, dass er ein tolles, zur internationalen Marke gewordenes Orchester übernimmt. Mein Wunsch ist, sowohl an der Qualität als auch an der internationalen Sichtbarkeit weiterzubauen…

…das Bruckner Orchester soll also auf Tournee gehen?

Genau, Poschner hat mir für 2018 eine England-Tournee vorgeschlagen, und ich habe ihm zugesagt, dass wir die auch außerhalb des kulturellen Budgets unterstützen werden. Wir werden neben künstlerischer Strahlkraft auch andere Interessen des Landes platzieren und Oberösterreich als Wirtschaftsstandort präsentieren. Als Musikchef des Theaters ist es seine Aufgabe, das Musiktheater als eigenständiges Angebot zu etablieren. Wir haben nach der Phase der Aufmerksamkeit, die jedes neue Haus erlebt, die Phase erreicht, dass wir uns bewähren müssen.

Es heißt, dass Poschner und Schneider bei Ihnen vorstellig wurden, weil sie sich weigerten, das Budget für 2018/19 mit dem kaufmännischen Direktor Uwe Schmitz-Gielsdorf zu verhandeln?

Wir haben in der TOG eine Dreier-Führung mit den drei genannten Herren, die miteinander Verantwortung tragen. Dass jeder von ihnen einen anderen Zugang hat und es nicht ohne Reibereien geht, liegt in der Natur der Sache.

Aber es stimmt, dass Sie die beiden in dieser Angelegenheit besucht haben?

Ich bin ja auch Aufsichtsratsvorsitzender der TOG, ich will demnach wissen, wie die Befindlichkeiten sind.

Das Landesmuseum hat die Archäologie vom Stadtmuseum Nordico übernommen, zugleich muss das Landesmuseum sparen. Also wird sich die Reduzierung auf Inhalt und Anzahl der Ausstellungen niederschlagen?

Alle Verantwortlichen im Landesmuseum müssen die Kreativität aufbringen, wie man trotzdem Aufmerksamkeit erzielen kann. Für den Standort der Landeshauptstadt Linz können wir viel mehr erreichen, wenn wir die Zusammenarbeit von Stadt und Land verbessern. Mir fällt kein Stein aus der Krone, Teile, die bisher vom Land betrieben wurden, an ein städtisches Haus zu übertragen, das dadurch die Chance hat, mehr aufzufallen. Was die Besucherzahl anbelangt, sehe ich im Landesmuseum Luft nach oben.

Beim Landesmuseum-Budget von 10,5 Millionen Euro belaufen sich die Eintrittserlöse auf rund 100.000 Euro. Der kaufmännische Chef Walter Putschögl hat schon oft Gratis-Eintritt bei Ausstellungen vorgeschlagen.

Das ist keine Frage des Eintritts, sondern wie ich mehr Zuspruch aus der Bevölkerung bekommen kann. Bei den Tarifen haben wir außerdem einen Dschungel, die Übersichtlichkeit ist nicht gegeben. Wie das alles klarer werden kann, darüber denken wir gerade nach.

Mit der Übernahme der Archäologie ist das Land der finanziell erschütterten Stadt beigesprungen. Übernimmt das Land auch das von der Schließung bedrohte Atelierhaus Salzamt?

Da will ich der Stadt nicht hineinregieren. Es stimmt, dass wir mit Einmietungen Interesse am Salzamt haben, aber zuerst muss die Stadt entscheiden, welche Häuser sie weiterbetreiben will.

Etliche Sommerfestivals werden auch aus Tradition wie nach dem Gießkannenprinzip gefördert. Werden Sie Festivals und Sommertheater neu bewerten?

Die Förderung ist ein Instrument in der öffentlichen Gestaltung, einmalig zu unterstützen – und nicht als Dauereinrichtung, sonst wäre es eine sogenannte Pflichtausgabe. Solche Förderungen werden sich aufs Neue bewähren müssen. Wir wollen feststellen, wo Parallelitäten oder Doubletten existieren. Es kann sein, dass Neues dazukommt oder andere Projekte nicht mehr stattfinden. Im Sommer haben wir eine vielfältige Breite – und die wollen wir als Marke in die Auslage stellen. Wir werden ab 2018 unter dem Arbeitstitel "Oberösterreichischer Kultursommer" alle geförderten Projekte stattfinden lassen – das ist unsere Bedingung.

Wie wird dieser Kultursommer budgetiert sein?

Da bewegen wir uns bei rund einer halben Million Euro, Zuschüsse von Gemeinden nicht eingerechnet. Es geht nicht um Kürzung der Mittel, sondern darum, alles gemeinsam unter einer Klammer zu bewerben.

Nach der Nationalratswahl werden die Karten beim ORF neu gemischt. Als Landeshauptmann haben Sie ein Anhörungsrecht bei der Bestellung des ORF-Landesdirektors, de facto bestimmen Sie den ORF-Chef. Warum soll dieses Recht legitim sein?

Mit der Funktion des Landeshauptmanns sind viele personelle Entscheidungen verknüpft, ein ähnliches Modell gibt es auch bei der Bestellung des Landespolizeidirektors. Ich halte das in einem selbstbewussten Föderalismus für notwendig. Es ist die Verantwortung von mir, zu schauen, wer ist verantwortungsvoll und wer kann das. Und im ORF-Oberösterreich kann man sehen, dass dieses Recht bisher sehr verantwortungsvoll ausgeübt wurde.

Tut der ORF aktuell genug, um die Länder und Regionen in seinem Programm gut abzubilden?

Da kann und muss man mehr tun. In den Landesstudios musste zuletzt viel gespart werden, einiges wurde mit persönlichem Engagement aufgefangen. Aber für jedes Medium ist Nähe zu Bevölkerung und Region von Vorteil. Und es ist schlecht für den ORF, wenn er diesen Vorteil nicht nützt.