20 Jahre Theater Phönix: „Lauter Wahnsinnige!“

Von Von Silvia Nagl   14.Dezember 2009

Zum Geburtstag lädt man sich üblicherweise Gäste ein, die einem nahestehen: In diesem Sinne herrschte am Samstagabend beim Fest für „20 Jahre Theater Phönix“ auch „a bissl Familienatmosphäre“, wie der künstlerische Leiter Harald Gebhartl sagte.

Er begrüßte mit dem kaufmännischen Leiter Peter Stangl die Ehrengäste. Unter ihnen ein agiler Alt-Landeshauptmann Josef Ratzenböck, der sich erinnerte an die Ereignisse vor 20 Jahren: Da wurden sechs junge Theaterbegeisterte, die auf Pump das ehemalige Phönix-Kino gekauft hatten, bei ihm wegen Subventionen vorstellig. Er habe sich damals gedacht: „Lauter Wahnsinnige!“ Aber er habe auch Bewunderung für das Risiko und die Begeisterung empfunden – und habe gerne geholfen. Er selbst sei ja auch theaterbegeistert, habe sich während des Studiums in Wien als Statist Geld verdient. Und er könne sich heute noch empfehlen als „Statistenkritiker“. „Ich hab’ jahrelang im Theater mehr auf die Statisten als auf die Hauptrollen geschaut!“

Der Linzer Vizebürgermeister Erich Watzl meinte, „dass damals ein paar junge Wilde das Theater von Leonding nach Linz“ gebracht hätten.

Und für den Linzer Kulturdirektor Siegbert Janko hat es „damals im Landestheater nur so gestaubt. Da war es gut, dass frischer Wind durch das Theater Phönix gekommen ist.“

Das Theater Phönix konnte in diesen 20 Jahren rund eine halbe Million Besucher bei 5000 Veranstaltungen verzeichnen. Die Phönix-Charts führt „Der Zerrissene“ vor „Der Talisman“ und „Die Nibelungen“ nach Hebbel an.

In Erinnerungen geschwelgt, aber auch viel gelacht wurde beim Jubiläums-Film mit den Statements von Freunden und Wegbegleitern des Hauses, bei den Filmausschnitten aus legendären Inszenierungen wie Turrinis „Rozznjogd“ mit Ingrid Höller und Ferry Öllinger.

Oder beim legendären Auftritt des 2007 verstorbenen Georg Staudacher als „H.J.“ im Stück von Thomas Baum bei einem beängstigend echt wirkenden Wahlauftritt auf dem Linzer Taubenmarkt.

Im Theatersaal feierten u.a. mit: die Regisseure Michael Gampe, Ioan C. Toma, der just an diesem Tag selbst auch Geburtstag feiert – „Ich wohne in München, bin heute aber gerne hierhergekommen, weil ich hier mit so vielen guten Freunden auch meinen Geburtstag feiern kann!“ – und der Ex-Phönixler Georg Schmiedleitner, der am 4. Jänner mit seiner gefeierten „Jungfrau von Orléans“-Inszenierung am Nationaltheater Mannheim im Linzer Posthof gastiert.

Weiters die Autoren Thomas Baum, Elisabeth Vera Rathenböck, Walter Kohl, Andreas Jungwirth – alle schon im Phönix aufgeführt – und die Schauspieler Ferry Öllinger, („Soku Kitzbühel“) Karl-Ferdinand Kratzl (probt gerade für die Uraufführung seines Solo-Stückes „Mein Sack“ am kommenden Mittwoch im Phönix) und Ingrid Höller, die „auch mit Wehmut und Zorn auf die Ereignisse vor 20 Jahren“ zurückschaut. „Da war ja auch so viel Herzblut dabei!“ Einhelliger Tenor dieses Abends: Phönix, ad multos annos!