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Wie die Liebe im Alltag gelingt

Von Claudia Riedler, 19. Jänner 2019, 00:04 Uhr
Wie die Liebe im Alltag gelingt
Es ist wichtig, in Kontakt zu bleiben. Bild: colourbox

Interview über Nähe und Distanz, Kontakt und Sex und den Zeitpunkt der Trennung.

Ann-Marlene Henning ist Psychotherapeutin und Sexologin. Im ZDF moderiert sie die TV-Dokumentationsreihe "Make Love". Ihre Bücher handeln von Liebe und Aufklärung. Am 28. Jänner verrät sie bei der VHS-Vortragsreihe "Beziehungsfallen" in Linz die wichtigsten Beziehungskniffe.

OÖNachrichten: Was ist also das Wichtigste für das Gelingen einer Beziehung?

Ann-Marlene Henning: Sich selbst gut zu kennen und sich selbst zu spüren. Mit der Dauer der Beziehung, mit Kind, Kegel und Beruf vergisst man das Nachspüren und beginnt, den anderen für alles verantwortlich zu machen. Ich weiß, das klingt langweilig …

Oder ziemlich schwierig …

Die Leute empfinden es als schwierig, weil sie hinschauen müssen, wo sie nicht hinschauen möchten. Aber wenn sie das tun, ist es oft viel leichter als gedacht.

Gleich und gleich gesellt sich – oder Gegensätze ziehen sich an? Welche These vertreten Sie?

Beide sind wahr. Es ist das Andere, das uns interessiert. Aber Studien sagen, dass die grundlegenden Persönlichkeitsstrukturen lieber zusammenpassen sollten, sonst gibt es eine ewige Reiberei. Die Unterschiede sind zuerst lustig, nach und nach werden sie dann zum Problem.

Wie viel Nähe und gemeinsame Aktivitäten braucht eine Partnerschaft?

Es geht um die Qualität. Wenn die passt, kann auch eine kurze Begegnung in der Küche ausreichen. Eine Umarmung und das Gefühl, dass man in Kontakt ist. Wenn ich längere Zeit weg bin, schreib ich eine kleine Nachricht – und fühle mich verbunden. Man muss die elektronischen Medien nicht nur verteufeln, die haben auch etwas Gutes.

Muss man streiten, um sich wirklich zu lieben?

Früher habe ich viel gestritten, das war Spannung, ich spürte mich und der Sex war gut. Jetzt bevorzuge ich es ruhiger. Es kann auch intime Momente geben, wenn man sich in die Augen schaut. Oft ist der Streit nur ein verzweifelter Versuch, in Kontakt zu kommen. Das betraf mich auch.

Also lieber nicht streiten?

Naja, bei diesen Zuckerblasen-Paaren, wie ich sie nenne, wünscht man sich, dass sie mehr sie selbst sind und nicht nur sagen, was der andere hören möchte. Sie streiten nicht, weil sie Angst haben, sich zu zeigen.

Was tun, wenn ein Partner viel Nähe, der andere aber mehr Freiraum braucht?

In diesem Fall kann das Zusammenleben kaum funktionieren. Einer ist immer traurig oder sauer. Oft trennen sich die Paare aber nicht, weil das Hirn alles Neue - auch bessere Zustände – zuerst als gefährlich einstuft. Alles Bekannte ist dagegen gut. Selbst die Grausamkeiten können in diesem Fall im Hirn das Glückshormon Dopamin freisetzen, und das bindet noch mehr.

Wie wichtig ist Sex in einer Beziehung?

Sex kann ein Energiepol sein, um den wir kreisen. Wenn aber beide nicht wollen, passt das genauso. Das, was uns fehlt, wenn wir älter werden, ist nicht der Sex, sondern der Körperkontakt, die Umarmung und die Zärtlichkeiten. Die müssen bleiben.

Wie kann man junge Leute richtig aufklären – vermeintlich wissen sie aus dem Internet schon alles über Sex?

Viele wissen heute viel, aber nicht alles stimmt. Es gibt Falschwissen und Mythen. Beispielsweise diese rosarote Vorstellung von Sex aus Filmen. Die meisten haben aber so einen Sex nicht – und fühlen sich falsch, das macht Druck. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, wie der Körper funktioniert. Ob Jugendliche oder Erwachsene: Jeder sollte sich zuerst selbst kennenlernen: Wer bin ich? Was will ich? Und dabei dann unbedingt in den Körper hineinspüren.

Wie erkennt man, dass es nicht mehr funktioniert – oder nicht mehr lange gut gehen wird?

Paare leben oft lange Zeit parallel. Man sieht sich nicht wirklich, küsst sich nicht. Das ist zwischendurch auch in Ordnung. Mit der Zeit zerbrechen Beziehungen aber häufig, wenn gar kein Kontakt mehr da ist. Wenn es Sinn macht, ‘Dürrezeiten’ durchzuhalten, ist es ok. Sinnlos wird es, wenn eine Person immer wieder Kontakt aufnimmt, der andere aber nicht mehr will. Kein Sex, keine Berührung, keine Zeit und die Angst, Themen anzusprechen – das sind Zeichen für eine Trennung. Oder wenn keiner für den anderen etwas verändern will.

Ihr persönliches Liebes-Rezept?

Ich bin jetzt sieben Jahre mit meinem Freund zusammen, ein Amerikaner. Und unsere Beziehung ist Arbeit. Auch für mich gilt: Lerne dich selbst kennen und mögen. Man muss sich um die Partnerschaft kümmern, sie ist ständig in Bewegung. Zwischendurch sollte ein Reality-Check gemacht werden. Also innehalten und fragen: Stört mich etwas? Was kann ich ändern? Was möchte ich verbessern?

Was hält die Liebe frisch?

Lebendig bleiben und Neues wagen, und sei es nur ein anderer Platz am Esstisch. Auch neugierig sein ist wichtig, also nachfragen: Worum geht es dir? Und dann zuhören. So werden beide Partner wieder wach. Nicht jeden Tag, aber immer wieder.

 

Beziehungsfallen 2019

 

Die nächsten Termine der VHS-Reihe „Beziehungsfallen“ sind:
21. Jänner: Hormongesteuert, Beziehungskabarett mit Isabella Woldrich, Linz
28. Jänner: Beziehungskniffe, Ann-Marlene Henning
4. Februar: Selbstliebe als Basis für Beziehung, Univ.-Prof. Michael Lehofer, Graz
Jeweils Montag, 19 Uhr, AK-Kongresssaal in Linz, Karten (mit OÖNcard) um 7,60 Euro

 

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