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Kinder, bitte zu Tisch

Von Claudia Riedler, 16. Jänner 2019, 06:40 Uhr
Kinder, bitte zu Tisch
Bild: Colourbox

Gemeinsam kochen und genussvoll essen: Mütter und Väter können viel tun, um ihre Kinder vor Übergewicht und den Folgeerkrankungen zu schützen.

Diese Hinweise liefert eine von der Universität Mannheim veröffentlichte Meta-Analyse mit 200.000 Teilnehmern. Die Wissenschafter vermuten, dass es vor allem die Eltern sind, die durch die Auswahl der Speisen und die Zubereitung positiv beeinflussen, was Kinder essen.

Die Eltern sind Vorbilder. "Sie können eine ausgewogene Ernährungsweise vorleben und es Kindern mit ihrem Angebot ermöglichen, verschiedene Lebensmittel und Geschmäcker zu probieren. Vorerst Abgelehntes kann ohne Zwang wiederholt angeboten werden, wodurch Kinder eher bereit sind, zumindest zu kosten. Denn Lust auf Genuss gelingt nicht durch pädagogisches Drängen", sagt Gruber.

Der Einfluss der Mutter beginnt aber schon in der Schwangerschaft. "Es gibt immer mehr Schwangere mit Diabetes – da ist auch das Risiko für die Kinder, adipös – also übergewichtig – zu werden, größer", sagt Eva Fritz, Spezialistin für Stoffwechselerkrankungen an der Abteilung für Innere Medizin I am Klinikum Wels-Grieskirchen.

Stress erhöht das Risiko für Übergewicht

Auch wenn die Mutter gestresst ist, kann das zu Übergewicht bei den Kindern führen. Der empfundene Stress im ersten Lebensjahr des Kindes sei ein Risikofaktor für eine Übergewichtsentwicklung, so das Ergebnis einer Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Vor allem Mädchen seien betroffen und werden langfristig davon geprägt. Die Forscher untersuchten in der Studie, wie sich psychologische Einflüsse auf das Gewicht von Kindern bis zu einem Alter von fünf Jahren auswirken. "Das Zeitfenster während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren ist in der kindlichen Entwicklung sehr sensibel für äußere Einflüsse, die zu Krankheiten oder auch Übergewicht führen können", sagte Ernährungswissenschaftlerin Kristin Junge vom UFZ.

Das spätere Ess- und Bewegungsverhalten der Kinder wird bei Tisch und in der Küche der Familie geprägt. Läuft beim Essen der Fernsehapparat oder bleibt das Smartphone in der Hand, ist das ein Signal, dass Essen keine ungestörte Aufmerksamkeit braucht. Mit heiklen Folgen: "Ablenkungen führen zu einer ungesünderen Ernährungsweise und zu einem höheren Konsum. Umgekehrt werden auch Tischregeln, Wertschätzung des Essens, Genussfähigkeit, sich Zeit nehmen und Tischkonversation durch Nachahmen erlernt", so Gruber.

Die Vorbildwirkung der Eltern trifft auch auf die emotionale Verbindung zum Essen zu. Essmuster der Eltern finden sich bei erwachsenen Kindern mitunter selbst dann noch, wenn sie längst von zuhause ausgezogen sind.

Beruhigen oder belohnen Eltern ihre Kinder mit Essen, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch später im Leben Gefühlszustände über Essen regulieren wollen. Als relativ normal gilt es, bei Traurigkeit weniger zu sich zu nehmen und bei Fröhlichkeit mehr. Zeigt sich der Appetit umgekehrt – also verstärkt bei Trauer und geringer bei guter Stimmung – ist dies mit einem höheren Körpergewicht und einer stärkeren Neigung zu Essstörungen verbunden.

Gemeinsam kochen braucht Zeit

Auch was vor und nach den Mahlzeiten passiert, spielt eine beachtliche Rolle. "Mit Kindern einzukaufen und zu kochen, bringt wichtige Kompetenzen fürs Leben. Wenn Kinder mitkochen, macht das nicht nur Spaß. Sie erweitern ihr Wissen über Lebensmittel mit allen Sinnen. Sie sind kreativ, was ihr Selbstvertrauen stärkt. Sie lernen, dass Kochen natürlicherweise Zeit braucht. Sie essen eher, was sie selbst mitgekocht haben. Sie erfahren, zu scheitern und erleben, dass auch der Abwasch zum gemeinsamen Essen dazugehört", sagt Gruber. Besonders wichtig ist hier die Zeit. "Einkaufen, selbst kochen und gemeinsam essen funktioniert nicht so nebenbei. Wenn beide Eltern berufstätig sind und das Kind den ganzen Tag in der Schule ist das schon sehr schwierig", sagt Eva Fritz. Später – wenn die Verführungen größer werden – brauchen die Jugendlichen aber die Stabilität und die Stärkung von Zuhause, um sich nicht nur von Snacks und zuckerhaltigen Getränken zu ernähren. Nicht nur Eltern, sondern auch die Nahrungsmittelindustrie und die Politik seien gefordert, etwas gegen das voranschreitende Übergewicht zu unternehmen, so Fritz.

"70 Zuckerwürfel pro Tag – etwa in Riegeln, Fruchtsäften, Energy Drinks und Fertiggerichten – sind keine Seltenheit bei Jugendlichen", sagt die Ärztin und rät, gemeinsam mit den größeren Kindern den Zuckergehalt eines täglichen Speiseplans auszurechnen. "Auf den Packungen findet man genaue Angaben und kann das gut in Zuckerwürfel umrechnen: drei bis vier Gramm Zucker sind ein Würfel – darunter kann man sich was vorstellen." Die Empfehlung der WHO lautet derzeit: 50 Gramm Zucker pro Tag, diese Menge soll aber auf 25 Gramm reduziert werden.

Im Teenageralter haben dann Freunde mehr Einfluss auf die Lebensmittel- und Getränkeauswahl sowie auf das Bewegungspensum – einem weiteren entscheidenden Einflussfaktor auf das Körpergewicht. Während Jugendliche ungünstige Essgewohnheiten von Freunden übernehmen, wirkt sich ein aktiver Freundeskreis positiv auf die körperliche Aktivität aus.

Auch Kinder erkranken bereits an Typ-2-Diabetes

Rund 700.000 Menschen in Österreich haben Diabetes, meist Typ 2. Auch junge Menschen sind bereits von Typ-2-Diabetes betroffen. „In den USA sind das 50 Prozent der Kinder, bei uns haben die Kinder und Jugendlichen aber noch überwiegend Diabetes vom Typ 1, eine autoimmune Erkrankung“, sagt Eva Fritz, Spezialistin für Stoffwechselerkrankungen an der Abteilung für Innere Medizin am Klinikum Wels-Grieskirchen.
260.000 Österreicher leiden außerdem an Prädiabetes, einer Vorstufe der Erkrankung. „Es ist deshalb wichtig zu wissen, ob man zu einer Risikogruppe für die Erkrankung zählt, bei Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten“, sagt Fritz. Es gebe außerdem ein genetisches Risiko, wenn in der Familie bereits Diabetes vorhanden ist.

Erste Anzeichen für eine Erkrankung können Konzentrationsschwäche, starker Durst und ständiger Harndrang sein. „Das große Problem bei Diabetes ist, dass durch einen über viele Jahre unbemerkten und somit nicht behandelbaren erhöhten Blutzuckerspiegel bei der Erstdiagnose bereits Schädigungen vorliegen können“, sagt Fritz. Neben den Gefahren eines erhöhten Blutzuckerspiegels (Hyperglykämie) bzw. Unterzuckerung (Hypoglykämie) führt die schlechte Einstellung des Blutzuckers langfristig zu einem hohen Risiko für Gefäßerkrankungen und Nervenschädigungen.

Verschiedene Diabetes Formen

Davon zu unterscheiden ist Diabetes mellitus Typ I. Es handelt sich um eine Autoimmun-Erkrankung, die nichts mit Übergewicht zu tun hat. An dieser Diabetesform erkranken jedes Jahr auch 250 bis 300 Kinder neu. „Die Zahl der Typ-1-Erkrankungen ist bei sehr jungen Kindern stark steigend“, berichtet Walter Bonfig, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Klinikum Wels-Grieskirchen. Meist stellt der Kinderarzt bei den typischen Symptomen wie vermehrtem Durstgefühl, vermehrtem Trinken und Gewichtsverlust über einen Harntest oder eine Blutuntersuchung einen erhöhten Blutzuckerspiegel fest.

Bei Diabetes Typ I ist die Gabe von Insulin die einzige Therapieform. „Bei den Kleinkindern wird heute oft eine Insulinpumpentherapie durchgeführt. Man kann sagen, bei bis zu 90 Prozent der unter Fünfjährigen“, sagt Bonfig.

Ab einem Alter von rund sechs Jahren können die Kinder selbst ihren Blutzucker messen und mit dem Pen auch selbst Insulin spritzen. Je strukturierter das Familienleben ist (etwa durch regelmäßige, gemeinsame Mahlzeiten), desto leichter fällt es, die Therapie in den Alltag zu integrieren.

 

 

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