Leichtes Übergewicht ist heute gesünder als in den 1970er-Jahren
Studie: Hatten früher Menschen mit ein paar Extra-Kilos ein höheres Sterberisiko als Normalgewichtige, so ist das heute umgekehrt.
Dass ein paar Kilo mehr auf den Rippen das Leben verlängern können, gilt schon seit ein paar Jahren nicht mehr als Geheimnis. Laut einer neuen Studie war dies aber nicht immer so: Demnach war die Lebenserwartung noch in den 1970er-Jahren bei schlanken Menschen höher als bei fülligeren Personen. "Heute haben Übergewichtige eine geringere Sterblichkeit als Normalgewichtige", berichtete Borge Nordestgaard von der Kopenhagener Universitätsklinik. "Der Grund für diesen Wandel ist unbekannt."
Für die im "Journal of American Medical Association" (Jama) veröffentlichte Studie wurden Daten von mehr als 100.000 Menschen ausgewertet, die seit den 70ern auf ihre Sterblichkeit untersucht wurden. Berücksichtigt wurden verschiedene Gesundheitsrisiken wie zum Beispiel Tabakkonsum. Das Normalgewicht wurde anhand des Body-Mass-Index (BMI) bestimmt, dafür wurde das Gewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat berechnet. Ein BMI von 18,5 bis 24,9 gilt als normal. Bis 29,9 gelten Menschen als übergewichtig, danach beginnt die Fettleibigkeit. Die Studie förderte zutage, dass Menschen mit einem BMI von 23,7 in den 70er-Jahren am längsten lebten – das entspricht einem Gewicht von 78 Kilogramm bei einer Größe von 1,83. Anfang der 90er-Jahre lag der optimale BMI bei 24,6 – das entspricht bei gleicher Körpergröße fünf Kilo mehr. In der Spanne von 2003 bis 2013 legte der optimale BMI sogar auf 27 zu, was bei einer Körpergröße von 1,83 gut 90 Kilogramm entspricht – also zwölf Kilogramm mehr als in den 70ern.
Aufgrund der Befunde müsse neu definiert werden, wo Übergewicht beginne, sagte Forscher Nordestgaard. Zugleich wies sein Team darauf hin, dass die Gründe noch unklar seien und die Ergebnisse nicht so interpretiert werden sollten, dass Menschen nicht mehr auf gesunde Ernährung achten sollen.