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"Du bist genau wie deine Mutter!"

Von Anneliese Edlinger, 23. Februar 2019, 00:04 Uhr
"Du bist genau wie deine Mutter!"
Wie die Mutter, so die Tochter – so ganz kann sich dieser vermeintlichen Regel keine Frau entziehen. Bild: colourbox

Bloß nicht so werden wie die Eltern - das denken viele Erwachsene. Und tun sich damit nichts Gutes, weil jeder Muster von Mutter und Vater übernimmt.

"Werden wir wie unsere Eltern?" Mit diesem Buch hat Silvia Dirnberger-Puchner aus Enns einen Bestseller gelandet. Am Frauentag der OÖNachrichten in den Promenaden Galerien am 8. März hält die Psychotherapeutin einen spannenden Vortrag zum Thema. Im Interview sagt sie schon jetzt, warum so gut wie jeder Mensch Verhaltensweisen seiner Eltern übernimmt.

 

OÖN: "Du bist wie dein Vater!" Als ich das im Streit einmal zu meinem Ex-Mann gesagt habe, ist er richtig rasend geworden. Warum kann es Menschen so stark treffen, wenn sie mit ihren Eltern verglichen werden?

Dirnberger-Puchner: Ich nehme an, dass diese Aussage nicht als Kompliment gemeint war, sondern auf eine Verhaltensweise hinweisen sollte, mit der Sie in der Beziehung Schwierigkeiten hatten.

Stimmt. Ist es anmaßend, so einen Vergleich anzustellen?

Ich würde es als Grenzüberschreitung sehen. Ein konstruktiver Umgang wäre es, dem anderen klar mitzuteilen, womit man gerade Schwierigkeiten hat und was man sich wünschen würde.

Da müsste man es vorher schaffen, die Emotion beiseite zu schieben und die Probleme sachlich zu betrachten. Diese klare Sicht fehlt einem ja oft auch beim Blick zurück in die Kindheit. Eine Freundin leidet noch heute darunter, dass sie der Mutter nie etwas recht machen konnte, dass sie sich von ihr oft abgewertet fühlte. Und kommt dann drauf, dass sie sich ihrer Tochter gegenüber manchmal ganz ähnlich verhält.

Genau hier liegt die Chance. Im Erkennen und Analysieren des eigenen Verhaltens. Wenn man laut wird, Kinder anschreit oder abwertet, ist das oft ja eine Entlastungsstrategie in einer Situation, in der man sich überfordert fühlt. Und dann kommt die Erkenntnis, dass es der Mutter einst vielleicht genauso ergangen ist. In dieser Erkenntnis liegt einerseits die Chance zur Versöhnung und gleichzeitig die Möglichkeit, es das nächste Mal anders, besser zu machen. So kann aus einer negativen Erfahrung Positives entstehen.

Wie weit hängt es von meinen Eltern ab, was und wie ich heute bin?

Es gibt einen Teil meines Werdens, wenn auch nicht der überwiegende, der sehr stark durch die Eltern beeinflusst wurde. Und es gibt Prägungen, die sitzen so tief im Unterbewusstsein und sind so manifest, dass ich sie nicht verändern kann.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Solche ganz tief sitzenden Prägungen zu verändern, ist für die Betroffenen Schwerarbeit und sehr anstrengend. Ich hatte eine Frau in Therapie, die hatte einen sehr dominanten Vater und eine duldende Mutter, deren Verhaltensweisen ihr eingeprägt haben: Eine Frau darf auf einen Mann nicht zugehen. Sie darf ihre Gefühle nicht zeigen und schon gar nicht formulieren. Irgendwann ist sie draufgekommen, dass sie sich damit die Chance auf Liebe nimmt. Und hat sich mit über 50 Jahren erstmals getraut, das Muster zu durchbrechen. Das war die schönste Liebeserklärung an sie selbst. Sie hat sich damit eingestanden: Ich bin etwas wert, ich darf das.

Warum sind Sie auf die Idee gekommen, dieses Buch zu schreiben?

Weil in meiner Arbeit, egal ob im beruflichen Coaching oder in der Familientherapie, immer wieder sichtbar wurde, welch wichtiges Thema das ist. Die erste Beziehungskonstellation im Leben, die zu den Eltern, hat weitreichende Auswirkungen, die in Beruf, Partnerschaft, Familie, einfach in alle Lebensbereiche reinspielen.

Und die Menschen, die sich freuen, wenn sie mit Mutter oder Vater verglichen werden, hatten einfach Glück im Leben?

Sagen wir so: Sie sind ausgesöhnt. Das Berührendste sind für mich die Briefe vieler alter Menschen, die mein Buch gelesen und mir dann geschrieben haben: Erstmals hätten sie ein Gespräch mit ihren erwachsenen Söhnen und Töchtern über Kränkungen in der Kindheit geführt, die ihnen gar nicht bewusst waren, und sie haben den Kindern gesagt, dass ihnen das leid tut. Damit konnte ganz viel heilen.

 

OÖN-Frauentag

Der OÖN-Frauentag findet am 8. März, 9.30 bis 18.30 Uhr, in den Promenaden Galerien in Linz statt.

Es gibt Vorträge, Talkrunden zu Frauengesundheit, Chancen im Netz, Gleichberechtigung und Beziehungen.

Auf der Bühne: Poxrucker Sisters sowie Günther Lainer und Christian Putscher mit ihrem Kabarett „Wurstsalat“.

Workshops (mit Anmeldung) über Stil, sicheres Auftreten und High-Heel-Training.

Das ganze Programm auf nachrichten.at/frauentag

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Autorin
Anneliese Edlinger
Leitende Redakteurin
Anneliese Edlinger
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