Zehn Jahre "Krisen-Feuerwehr" in Linz
Das Sozialpsychiatrische Ambulanzzentrum im Kepler Universitätsklinikum (SPAZ) hilft Menschen, die in akuten Krisen Hilfe brauchen. Der Bedarf steigt stetig
Psychische Probleme nehmen weltweit zu, auch hierzulande steigt die Zahl der Betroffenen stetig an. Das Sozialpsychiatrische Ambulanzzentrum (SPAZ) am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums ist seit zehn Jahren eine niederschwellige und unkomplizierte Anlaufstelle für Menschen, die sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden. Allein im Jahr 2017 zählte das Zentrum, das gemeinsam von pro mente Oberösterreich und der Klinik für Psychiatrie am Kepler Universitätsklinikum geführt wird, rund 1800 Klientenkontakte.
Der Leistungsdruck nimmt zu
"Die häufigsten Diagnosen bei uns sind Depressionen, Panikattacken, Angst- und Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie. Tendenziell bemerken wir aber, dass vermehrt die täglichen Anforderungen und der gesellschaftliche Leistungsdruck, die vielen Doppel- und Mehrfachbelastungen immer öfter zu Erschöpfungsdepressionen führen", sagt pro-mente-Teamleiterin Birgit Dürk.
Im SPAZ arbeiten Psychologen, Sozialarbeiter und Psychotherapeuthen eng mit Ärzten und Pflegepersonal zusammen.
"Das Besondere ist ja, dass die Menschen nicht mehr von einem zum anderen geschickt werden, sondern dass Experten aus allen Disziplinen gemeinsam entscheiden, was das Beste für den jeweiligen Patienten ist", erklärt Kurosch Yazdi, Leiter der Psychiatrie im Uniklinikum.
"Betroffene kommen zuerst in die Aufnahme, die 24 Stunden erreichbar ist. Danach wird abgeklärt, ob er oder sie stationär aufgenommen werden soll oder ob dem Patienten ambulant geholfen werden kann", beschreibt Birgit Dürk den Ablauf. In geschätzten 15 Prozent der Fälle reichten vier Gespräche aus, um die Patienten wieder so weit zu stabilisieren, dass keine weiterführenden Beratungsgespräche notwendig sind. Und was könne man tun, um einer Krise vorzubeugen? Gibt es Anzeichen?
Schlafstörung als Hinweis
"In vielen Fällen zeigen sich Symptome, je besser man sich selber kennt, desto eher bemerkt man sie und kann natürlich darauf reagieren", sagt Birgit Dürk. Diese Anzeichen seien aber bei jedem Menschen anders und könnten von Schlaflosigkeit bis zu Vergesslichkeit reichen. "Bei mir ist es der Haustürschlüssel. Wenn ich anfange, den dauernd zu vergessen, dann weiß ich, dass mein Stresspegel gerade zu hoch ist. Dann versuche ich im Alltag, mir ganz bewusst die Ruhe und Entspannung zu gönnen, die mir offenbar fehlt."
Auf einen Blick
- 20 Prozent der Weltbevölkerung leiden an psychischen Erkrankungen
- 40 Prozent der Menschen in Europa sind laut Studien psychisch krank
- Depressionen, Panikattacken, Angst- und Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie wurden im SPAZ oft diagnostiziert. Zuletzt auch vermehrt Erschöpfungsdepressionen.
Einen Filmbeitrag von der hochkarätig besetzten Pressekonferenz in Linz sehen sie hier: