Zahl der Neurodermitis-Erkrankungen in Österreich steigt
Als Hintergrund dafür vermuten Hautärzte Lebensstil, Stress sowie Umweltfaktoren wie Abgase, extreme Hitze und extreme Kälte.
Die Zahl der Menschen, die an Neurodermitis leiden, ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich angestiegen, wie Hautärzte gestern bei einer Pressekonferenz in Wien aufzeigten. "Da Neurodermitis die Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigt, ist es von besonderer Bedeutung, dass die Diagnose rasch gestellt und umgehend mit einer zielgerichteten Behandlung begonnen wird", betonte Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer.
Die einzelnen Krankheitsschübe selbst könnten durch unterschiedliche Auslöser (Trigger) verursacht werden. "Vorrangig müssen die Trigger für den Schub ermittelt werden, was oft nicht ganz einfach ist", erklärte Johannes Neuhofer, Linzer Dermatologe und Obmann der Bundesfachgruppe für Dermatologie der Österreichischen Ärztekammer.
Mögliche Auslöser für einen Schub können häufiges Waschen, Hausstaubmilben, Pollen, Tierhaare oder bestimmte Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchte sein. Aber auch Umweltfaktoren wie Dieselabgase oder Tabakrauch, psychische Belastung und Stress sowie extreme Hitze und extreme Kälte. Der wichtigste Risikofaktor ist jedoch die Vererbung: Das höchste Risiko für die Entstehung einer Neurodermitis hat ein Kind, wenn beide Elternteile an der Erkrankung leiden.
Die Behandlung der Neurodermitis selbst setzt sich aus einer Vielzahl von Maßnahmen zusammen, die "individuell auf den Patienten abgestimmt werden", erklärte Matthias Schmuth, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV). Individuelle Faktoren, die eine Neurodermitis auslösen können, sollten reduziert oder vermieden werden. Je nach dem Ausmaß der befallenen Hautstellen erfolgt die Therapie lokal mit Cremen oder Salben. Reicht das bei mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis nicht aus, ist eine systemische Therapie in Form von Tabletten oder Injektionen erforderlich.
Um Betroffene und auch Angehörige von Kindern, die an dieser Erkrankung leiden, im Umgang damit zu unterstützen, bietet die Arbeits-Gemeinschaft für Neurodermitis-Schulung (AGNES), Kurse an. Näheres unter www.neurodermitis-schulung.at.
Das Krankheitsbild Neurodermitis
Zwischen fünf und 20 Prozent der österreichischen Kinder leiden an Neurodermitis, bei Erwachsenen sind bis zu zehn Prozent betroffen.
Typisch für die Erkrankung, bei der die Barrierefunktion der Haut gestört ist, sind sehr trockene Haut, ausgedehnte Ekzeme und quälende Juckreizattacken. Die verschiedenen Hautareale sind dabei unterschiedlich stark betroffen.
Bis zum zweiten Lebensjahr herrschen meist Ekzeme im Gesicht, auf der Kopfhaut und an den Seiten der Extremitäten vor; später sind es oft Beugeekzeme – etwa im Bereich der Ellenbeugen oder Kniekehlen.
Neurodermitis verläuft sehr wechselhaft – sowohl was die Dauer als auch was die Schwere anbelangt.