Wenn das Sprechen zur Qual wird
Linzer Ärztin hilft bei Stimmstörungen und kindlichen Sprachentwicklungs- und Hörstörungen. Auch Schluckstörungen gehören zu ihrem Repertoire.
Elisabeth Oswald-Pfaffermayr ist Phoniaterin, auch "Stimmärztin" genannt. Sie arbeitet an der HNO-Abteilung im Ordensklinikum Barmherzige Schwestern Linz. Im Interview spricht die 56-Jährige darüber, wie sie Menschen mit Sprach- und Schluckstörungen helfen kann.
Was machen Sie mit dem Gerät auf dem Foto?
Das ist ein Lupenlaryngoskop mit Anschluss an eine Videokamera. Es ermöglicht eine Abbildung des Kehlkopfes und auch eine "Quasi-Zeitlupen"-Darstellung der Stimmlippenschwingungen während der Stimmgebung. Dafür geeignet klingende Laute entstehen beim längeren Aushalten eines Tones, etwa "eeee..."
Was können Sie damit sehen?
Ich kann funktionelle Störungen und ihre Folgen, wie Stimmlippenknötchen, erkennen. Davon zu unterscheiden sind andere organische Veränderungen. Etwa störende, aber gutartige Stimmlippenpolypen oder Leukoplakien. Das sind Schleimhautverdickungen, die, stärker ausgeprägt, Krebsvorstufen darstellen können. Das Eindringen in tiefere Gewebeschichten und die Dringlichkeit einer Operation ist damit gut beurteilbar.
Welche Patienten kommen zu Ihnen?
Mich kontaktieren Patienten aller Altersgruppen mit Störungen der Stimme: Bereits veränderte Stimme oder Heiserkeit nach Stimmbelastung, Schluckstörungen, Sprach- und Sprachentwicklungsstörungen, aber auch Kinder mit Hörstörungen. Viele Patienten arbeiten in Sprechberufen, sind etwa Sänger, Schauspieler, Lehrer und Kindergärtnerinnen, Verkäufer, aber auch Vieltelefonierer wie Call-Center-Mitarbeiter. Es ist wichtig, Störungen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, um organische Veränderungen zu vermeiden.
Wie viele Ihrer Patienten sind Kinder?
Zirka je ein Drittel betreffen kindliche Sprachentwicklungs- und Hörstörungen, Stimm- und Schluckstörungen.
Welche Schluckstörungen untersuchen Sie?
Vorwiegend klagen Patienten über Liegenbleiben von Speisen im Rachen, erschwertes Schlucken oder häufiges Verschlucken bzw. Husten beim Trinken oder Essen. Die Untersuchung erfolgt endoskopisch durch die Nase mittels Kamera, während der Patient gefärbte Lebensmittel schluckt. Mit dem Videoendoskop kann ich dann die Art der Schluckstörung diagnostizieren. Vor allem im fortgeschrittenen Alter kann Verschlucktes bis in die Stimmbandebene und darüber hinaus über die Luftröhre in die Lunge gelangen. Letzteres ist eine Ursache für gehäufte Lungenentzündungen. Darauf basierend gibt es eine effiziente logopädische Therapie zum Erlernen geeigneter Schlucktechniken. Auch die Ursache der Schluckstörung wird untersucht. Diese kann von neurologischen Erkrankungen über Reflux bis zu Speiseröhrenerkrankungen einschließlich bösartiger Veränderungen reichen.
Beschäftigen Sie sich auch in der Freizeit mit der Stimme?
Ich bin Opernliebhaberin und nehme Gesangsunterricht. Dies ermöglicht mir, "unser Stimmorgan" besser zu verstehen.