Wenn Blase und Darm schwächeln
Inkontinenz – ein Tabuthema, das rund eine Million Österreicher trifft; in der "Woche der Inkontinenz" wird darüber offen und ehrlich informiert.
Das Thema wird oft totgeschwiegen, weil sich die Betroffenen für diese Schwäche von Blase oder Darm schämen. Eine so genannte Inkontinenz ist nicht nur ein Problem des alten Menschen. Auch Jüngere und sogar Kinder sind betroffen. So leiden etwa vier von zehn Schwangeren an unfreiwilligem Harnverlust und zumindest fünf Prozent aller Berufstätigen haben das Problem, den Abgang von Winden oder Stuhl nicht kontrollieren zu können.
Sehr hoher Leidensdruck
"Inkontinenz ist die häufigste und gleichzeitig am stärksten tabuisierte Volkskrankheit", sagt Primar Christoph Kopf, Leiter der Chirurgischen Abteilung am Landeskrankenhaus Schärding. Der Mediziner ist auch Vorstandsmitglied der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreich, die anlässlich der "Welt-Inkontinenz-Woche" von 18. bis 24. Juni intensiv über dieses Thema informiert.
In Österreich leiden rund eine Million Menschen an einer Blasen- oder Darmschwäche. Der Leidensdruck und der Verlust an Lebensqualität sind enorm. Dennoch sucht nicht einmal die Hälfte der betroffenen Menschen aktiv nach Hilfe.
"Je nach Art der Harninkontinenz gibt es verschiedene Therapien, wie zum Beispiel die Physiotherapie zur Kräftigung des Beckenbodenmuskels", sagt Martina Signer. Kontinenz- und Stomaberaterin am Ordensklinikum Barmherzige Schwestern in Linz und langjähriges Vorstandsmitglied der Medizinischen Kontinenzgesellschaft. Aber auch ein Miktionstraining, das von Medikamenten unterstützt werden oder eine "Bandoperation", bei der der Verschluss der Blase mit einem spannungsfreien Band unterstützt wird, können helfen, erklärt die Fachfrau.
Das Thema Stuhlinkontinenz ist so tabu, dass es nicht einmal genaue Zahlen darüber gibt. Basierend auf klinischen Studien schätzt man, dass zirka fünf Prozent der Bevölkerung unter Stuhlinkontinenz mit unterschiedlicher Ausprägung leiden – von unkontrolliertem Luftabgang bis zum vollständigen Kontrollverlust. Als Therapie kommen verhaltens- und stuhlregulierende Maßnahmen infrage, wie etwa eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten, aber auch Beckenbodentraining oder Biofeedback-Training können hilfreich sein. Natürlich gibt es auch verschiedene Operationsmethoden. "Gerade in Zeiten steigender Lebenserwartung darf die Stuhlinkontinenz nicht nur als ein individuelles Problem gesehen werden, sondern muss als ein gesellschaftliches Problem erkannt werden", sagt Primar Christoph Kopf.
Tipps für Frauen in der Menopause
Ein speziell weibliches Thema tritt in den Wechseljahren auf, wenn die Genitalregion durch die verminderte Hormonproduktion nicht mehr so gut durchblutet ist und die Scheidenhaut dünner, trockener und damit empfindlicher wird.
Nicht wenige Frauen klagen in dieser Zeit über plötzlich auftretenden lästigen und häufigen Harndrang, der sie viel öfter als gewohnt zur Toilette zwingt und auch die Gefahr eines Harnverlusts am Weg zum WC mit sich bringt. „Eine sehr einfache Behandlung ist eine konsequente Pflege sowohl der äußeren Genitalregion als auch der Scheide mit hormonfreien Salben, die befeuchtend und regenerierend wirken“, empfiehlt Expertin Martina Signer. Diese Salbenpflege hilft mit, die Überempfindlichkeit besonders am Harnröhreneingang zu verringern.
Nähere Infos unter www.inkontinenz.at