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Wandern geht immer

Von Claudia Riedler, 12. September 2018, 00:04 Uhr
Wandern geht immer
Bild: Colourbox

Trotz Gelenkbeschwerden und Operation oder gerade deswegen – Wandern ist oft die beste Therapie. Alles, was man über Training, Behandlung und Ausrüstung wissen sollte, haben Experten jetzt in einem Buch zusammengefasst.

Etwa die Hälfte der Bergfreunde klagt irgendwann über Gelenkbeschwerden. Was schade ist, "weil das Wandern eine der beiden Sportarten ist, mit denen man die Österreicher am besten zur Bewegung motivieren kann", sagt Josef Wiesauer, Direktor des Instituts für Sporttherapie in Linz und Wels. Die zweite Lieblingssportart ist übrigens Skifahren. "Und was man gerne tut, lässt sich auch besser in den Alltag integrieren. Beim Wandern ist hier die Motivation viel höher als im Fitness-Studio", sagt Christian Fink, Orthopäde und Professor an der Privatuniversität Hall. Der gebürtige Ebenseer ist auch einer der Herausgeber des neuen Buchs "Gelenkfit in die Berge".

"Wandern findet in der Natur statt und hat auch eine große soziale Komponente. Die meisten wandern mit der Familie oder mit Freunden. Es gefällt Jung und Alt, und man kann es gemeinsam tun", sagt Wiesauer. Das sei jedenfalls so motivierend, dass viele bereit sind, dafür etwas zu tun. "Oft sind es aber die schmerzenden Gelenke, die eine Wanderkarriere beenden."

Die gute Nachricht: Wandern geht immer wieder – auch mit künstlichen Gelenken. "Und wer umfassend informiert ist, bekommt mehr Sicherheit und traut sich mehr zu", sagt Wiesauer. Deshalb habe man auch das Buch herausgebracht. "Es enthält Antworten auf jene Fragen, die uns Patienten immer wieder stellen."

Wie viel Kraft braucht man eigentlich fürs Wandern?

"Das wird oft unterschätzt. Vor allem beim Bergabgehen ist dieser Aufwand enorm", sagt Wiesauer. Bei jedem Schritt abwärts müsse ein Bein das Mehrfache des eigenen Körpergewicht abfedern, wenn die Muskeln das nicht können, geht alles auf die Gelenke. Besonders wichtig sei auch eine stabile Wirbelsäule, man braucht hier Muskeln auf Vorrat. "Diese Kraft kann man sich aber nicht durch das Wandern selbst aneignen. Man braucht ein entsprechendes Krafttraining."

Was ist beim Bergabgehen wichtig?

"Kontrolliertes Bergabgehen ist eines der Hauptthemen, mit dem wir uns immer wieder befassen", sagt Christian Fink. Im Buch gibt Gerhard Mössmer, Bergführer beim Alpenverein, Tipps fürs gelenkschonende und sichere Abwärtsgehen: Oberkörper leicht nach vorne beugen, Knie etwas abwinkeln und den Fuß über Ferse, Sohle und Ballen abrollen. "Psychologisch bedingt neigt man besonders bei steilen Abstiegen zur Rückenlage, die immer kontraproduktiv ist und das Sturzrisiko erhöht." Pausen sind unbedingt empfehlenswert.

Wie machen sich zu sehr belastete Gelenke bemerkbar?

Mit Schmerzen und Schwellungen. "Doch auch auf Nichtstun reagiert der Bewegungsapparat: Muskelmasse wird abgebaut, die mechanischen Eigenschaften der Knochen und Gelenksknorpel verändern sich", sagt Fink. Es gehe darum, die richtige Dosis der Belastung zu finden. Die weltweit häufigste Form degenerativer, abnützungsbedingter Gelenkerkrankungen ist die Arthrose.

Welche Ursachen haben Knieprobleme?

"Abgesehen von gängigen Verletzungs- und Abnützungsproblemen gibt es viele verschiedene Ursachen, die eine interdisziplinäre Abklärung notwendig machen", erklärt Christian Hoser, Unfallchirurg in Innsbruck. Mögliche Gründe für diffuse Knieschmerzen seien Durchblutungsstörungen, Infektionen, Tumore der Gelenksinnenhaut, kleine Knorpeldefekte, Sehnenüberlastung. Auch eine Asymmetrie des Bewegungsapparats kann Knieschmerzen verursachen.

Kann man trotz Hüftbeschwerden wandern gehen?

"Bei der nicht operativen Behandlung einer Hüftgelenksabnützung steht die Belastungsreduktion bei gleichzeitig schonender Bewegung im Vordergrund", erklärt Unfallchirurg Peter Gföller. Fürs Wandern rät er: langsam mit kleinen Schritten bergab gehen, beim Bergaufgehen große Tritthöhen vermeiden, Koordinationstraining für mehr Trittsicherheit, gute Bergschuhe mit dämpfender Sohle.

Was kann man vor einer Operation noch tun?

"Die OP ist die letzte Variante der Behandlung, vorher müssen alle anderen ausgeschöpft werden", sagt Christian Fink. Die Alternative ist ein Training mit gezielter Sportbelastung. Das kann vieles abfangen oder zumindest hinauszögern. Gewichtsreduktion und Physiotherapie sind ebenso Maßnahmen wie das passende Schuhwerk, Einlagen, Schienen und Schmerzmittel.

Wann ist eine OP notwendig?

Wenn trotz dieser Maßnahmen die Schmerzen zu groß sind und die Lebensqualität beeinträchtigt ist, dann ist der beste Zeitpunkt zum Operieren.

Welche Operationsmöglichkeiten gibt es?

"Abhängig von Schweregrad und Stadium der Arthrose wird ein gelenkerhaltender oder ein gelenkersetzender Eingriff vorgenommen", so Unfallchirurg Gföller. Zur ersten Gruppe zählen die Arthroskopie (Gelenksspiegelung) und die Umstellungsosteotomie. Dabei wird der Knochen angesägt, die Beinachse korrigiert und anschließend mit Platte und Schrauben in dieser Position gehalten. Wird das Gelenk ersetzt, kann das mit einer sogenannten Hemiprothese (Teilgelenkersatz) oder mit Totalendoprothese erfolgen.

Nach einer Operation: Wann kann man wieder wandern?

Wandern ist die beste Therapie nach einer Operation. "Nach zwei bis drei Monaten kann man wieder leichte Bergauftouren machen; Radfahren ist für Knie und Hüfte am schonendsten", sagt Fink. Regelmäßige Aktivität hilft auch den künstlichen Gelenken, beweglich zu bleiben.

Worauf kommt es bei der Tourenplanung an?

"Die größte Belastung entsteht beim Bergabgehen. Am besten ist hier natürlich eine Seilbahn. Viele gehen auch mit Stöcken – und sind dabei viel zu schnell", sagt Fink. Waldwege können rutschig sein, Forststraßen sind besser für den Abstieg geeignet. Man sollte sich auch keine zu großen Touren vornehmen und bergab lieber flachere und dafür weitere Wege wählen. Im Buch gibt’s auch Tourentipps speziell bei Gelenkbeschwerden.

Buchtipp

„Gelenkfit in die Berge. Wandern mit Gelenkbeschwerden“ ist der Titel des Buchs, das von drei Ärzten (Christian Fink, Peter Gföller, Christian Hoser) im Tyrolia-Verlag herausgegeben wird; Preis: 19,95 Euro.´

Die Themen reichen von Training vor dem Wandern, Ursachen für Beschwerden, Behandlungsmöglichkeiten bis zur richtigen Tourenplanung.

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