Schwimmen, Radeln, Purzelbaum: In diesem Alter lernt man das am besten
Marathon-Mitorganisator Günther Weidlinger sagt, welche Bewegung wann leicht fällt.
"Jeder zweite Achtjährige kann nicht richtig schwimmen!" "Immer mehr Volksschüler schaffen die Fahrradprüfung nicht."
Die Schlagzeilen der vergangenen Wochen gaben vielen zu denken. "Man sollte Kinder früh zur Bewegung animieren. Denn für manche Fähigkeiten gibt es Zeitfenster, in denen wir besonders aufnahmefähig sind. Wer diese Chancen nicht nützt, kann das Verpasste später nicht oder nur teilweise aufholen", sagt Linz-Marathon-Organisator Günther Weidlinger:
Bis sechs Jahre: "Einen Ball zu fangen, kann man mit einem Kleinkind schon dann üben, wenn es greifen kann", sagt Weidlinger. Es sei also nie zu früh, Kinder für Bewegung zu begeistern. Auch turnen (z. B. Kopf- und Handstand) oder schwimmen können Mädchen und Buben vor dem Schulalter lernen.
Sechs bis zehn Jahre: Die Volksschulzeit ist bestens geeignet, um verschiedene Techniken zu erlernen – egal ob es sich um Skifahren, Langlaufen, Tanzen, Tennis oder eine andere Sportart handelt. "In diesem Alter ist es ideal, koordinative Fähigkeiten und Schnelligkeit zu trainieren. Da ist das Hirn noch am aufnahmefähigsten", sagt Weidlinger. Für die Koordination sei es auch günstig, in dieser Zeit Schlagzeug oder andere Musikinstrumente zu lernen. Nicht geeignet sei hingegen extremer Ausdauersport wie langes Laufen oder Radeln.
Zehn bis 13 Jahre: In diesem Alter sollten die erlernten Fähigkeiten mit zielgerichteten Übungen geschärft werden. "Der Körper ist noch nicht fertig, Gelenke und Muskeln sollten nicht mit Ausdauersport überanstrengt werden. Man sollte in dieser Phase vermehrt die Schnelligkeit trainieren", sagt Günther Weidlinger. Dabei werden die schnellen Muskelfasern gereizt, was später in diesem Umfang nicht mehr möglich ist.
14 bis 18 Jahre: Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, konditionelle Fähigkeiten zu entwickeln und zu fördern. Mit dem Konditionstraining sollte aber spielerisch begonnen werden. Auf kurze Distanzen müssen anfangs kurze Pausen folgen.
Vielfalt ist gut für Kinder
"Je mehr Sportarten ein Kind lernen darf, umso besser. Man tut ihm damit wirklich etwas Gutes", sagt Weidlinger, der diesen Grundsatz auch bei seinen eigenen Kindern beherzigt: Sieben Tag die Woche kutschieren seine Frau und er die 15-jährige Tochter und den siebenjährigen Sohn zu verschiedenen Sportstätten. Nicht immer sei es notwendig, für Sport viel Geld in die Hand zu nehmen. "Man kann auch im Garten oder im Wohnzimmer turnen und zum Laufen braucht man zum Beispiel nur ein Leiberl und Turnschuhe", sagt der begeisterte Sportler, der sich selbst jeden Tag bewegt – entweder in seiner Funktion als Personal Coach oder bei Unternehmungen mit seiner Familie. "Es geht darum, den Spieltrieb der Mädchen und Buben zu wecken und zu fördern." So sei es nicht nötig, nach einem Trainingsplan vorzugehen, sondern so, wie es Kindern eben Spaß macht. Das Wichtigste ist aber, mit gutem Beispiel voranzugehen. Immerhin in 75 bis 80 Prozent der Fälle seien die Eltern große Vorbilder für ihre Kinder. Egal ob Skifahren oder Tennis, Laufen oder Ballspielen: Kinder genießen es auch, Sport mit ihren Eltern zu treiben. Das macht Spaß und verbindet.
Lernen, sich unterzuordnen
Weidlinger bricht auch eine Lanze für Sportvereine: "Dort lernt man, sich in ein System einzugliedern und sich unterzuordnen – zum Beispiel dem Trainer. Das sind wichtige Lerneffekte für das Leben. Wenn ich in Schulen gehe, sage ich den Kindern immer, es gibt keine Lehre als Chef."
Nichts hält Weidlinger davon, wenn Eltern übervorsichtig sind und versuchen, Sohn oder Tochter zu sehr zu behüten: "Kinder sind leistungsfähig und können sich ruhig auch einmal verausgaben und ihren Körper trainieren. Das Kind weiß auch ganz genau, wenn es genug hat." Besser als zu bremsen und sein Kind zu verhätscheln, sei es, zu motivieren.