Schon wieder krank im Urlaub
Vor allem bei Menschen, die im Job besonders gefordert sind, versagt das Immunsystem häufig, wenn sie frei haben. "Leisure Sickness" (Freizeitkrankheit) nennt sich dieses Phänomen.
Die Psychotherapeutin Ulrike Jachs kennt dieses Phänomen, das im Fachjargon "Leisure Sickness", also Freizeitkrankheit, genannt wird. "Vor allem Menschen, die in ihrem Job besonders gefordert sind, leiden häufig daran", sagt sie. Ein ungesunder Lebensstil und zu wenig Erholungsphasen im Alltag seien die Ursachen dafür.
Dauerstress für den Körper
Bei Dauerstress passe sich der Körper mit der Zeit an die Situation an und erbringe ständig außergewöhnliche Leistungen. "Der Adrenalinspiegel steigt, das Immunsystem wird stimuliert und arbeitet auf Hochtouren", erklärt Jachs. So lerne der Körper oft über Jahre hinweg, dass er bei Stress nicht krank werden dürfe. "Fällt der Druck weg, kann der Körper die Spannung nicht mehr abbauen, das Immunsystem fährt herunter und das psychovegetative System reagiert", so die Therapeutin. Betroffene würden sich müde und abgeschlagen fühlen, manchmal an Schwindel, Schlafstörungen und Kopfschmerzen leiden oder sogar grippeähnlichen Zustände bekommen.
Wer ist betroffen?
Gefährdet sind laut Jachs Menschen, die viel arbeiten, sehr ehrgeizig sind und zu Perfektionismus neigen. Es fällt ihnen schwer, abzuschalten, ihre Gedanken kreisen immer um ihre Probleme, die Arbeit und die Zukunft. "Auszeiten lösen bei ihnen innere Leere aus, in Ruhephasen plagt sie schlechtes Gewissen", beschreibt die Expertin.
Jachs rät Betroffenen, "Leisure Sickness" als Warnsignal für eine Überforderung von Körper und Psyche ernst zu nehmen und diese Symptome für zu viel Stress im Alltag keinesfalls zu banalisieren oder gar zu ignorieren. "Denn im schlimmsten Fall können Betroffene in ein Burn-Out fallen oder eine Depression entwickeln."
Jachs empfiehlt Menschen, die im Urlaub stets krank werden, eine psychotherapeutische Beratung. Oft würden schon mehr Ruhe und ein gesünderer Lebensstil helfen. Manchmal seien aber auch grundlegende Lebensveränderungen, wie etwa ein Jobwechsel, nötig.
So kann man die „Freizeitkrankheit“ vermeiden
- Lebensgewohnheiten ändern: einen gesunden Lebensstil pflegen; auf ausreichenden Schlaf achten; regelmäßige Erholungspausen für Geist und Seele im Alltag einbauen
- Work-Life-Balance: auf eine gesunde Mischung zwischen Arbeit und Freizeit achten; Beschäftigungen einplanen, auf die man sich freut; nach Dienstschluss nicht mehr an berufliche Aufgaben denken, stattdessen Zeit mit der Familie und Freunden verbringen; ein gutes Buch lesen
- Digitales Fasten: Internet und Fernsehen reduzieren, Handy öfter abschalten
- Regelmäßige Entspannung durch Yoga, autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Meditation, Massagen oder Entspannungsbäder; Wellness-Tage oder andere kleine Entspannungspausen über das Jahr verteilt einplanen
- Konsequente Bewegung: Ideal wäre es, dreimal wöchentlich 45 Minuten eine oder mehrere Sportarten zu betreiben, die Spaß machen. So erneuern sich Nervenzellen und fördern körperliche und geistige Leistungsfähigkeit.
- Urlaub langsam angehen: Nicht gleich alle Aktivitäten herunterfahren, sondern sanft von der Anspannung in die Entspannung gleiten. Bereits zwei Tage vor der Abreise in Ruhe packen und alles organisieren. Nicht bis zur letzten Minute mit Volldampf arbeiten. Auf eine entspannte Anreise achten. Beim plötzlichen Wechsel von Arbeit zum Nichtstun droht die sogenannte „Liegestuhldepression“.
- Am Urlaubsort auch dem Körper Zeit geben, sich an die fremde Kost, ungewohnte sportliche Betätigungen und das andere Klima zu gewöhnen.
Kann ich absolut nachempfinden, was in dem Artikel steht und ist in meinen Augen leider eine Volkskrankheit. Unsere Körper sind ja beeindruckend genug, dann nicht "kaputt zu gehen", wenn man völlig überzeugt ist, dass man das nun keineswegs dürfte - aber wenn man dann einmal locker lässt und versucht, aktiv Stressabbau zu betreiben und im Urlaub Entspannung zu suchen, dann zahlt man eben oft die "Rechnung" dafür. Natürlich könnte man auch versuchen, die Branche zu wechseln aber meistens ist es einfacher zu versuchen, die Nichtarbeitszeit anders zu gestalten. Ich persönlich habe da, neben mehr Sport und korrekten Atemübungen als natürliches Mittel, auch gute Erfahrungen mit Shyx gemacht. Von heute auf morgen kann man sein Leben sicher nicht umstellen aber so weitermachen wie bisher, ist, wie der Artikel auch gut unterlegt, fast immer die schlechtere Option und Entspannung in meinen Augen quasi ein Menschenrecht. Es kommt einfach auf die richtige Mischung an.
Zu viel Freizeit ist eben ungesund.
Warum muss man bei diesem Thema als Artikelbild eine junge (gutaussehende) Frau im Bikini verwenden? Gibt es dazu einen besonderen Grund? Soll das symbolisieren, dass diese "kränker" und dadurch noch bemitleidenswerter in ihrem Urlaub ist?
Na Hauptsache die Regierung und die Wirtschaft findet 12h Arbeitstage super.
Sie haben den Artikel nicht verstanden.
Nicht der 12h Arbeitstag ist das Problem, sondern die 12h Freizeit dazwischen.