Psychotherapie: Viele Wege führen zum Ziel
In Österreich lassen sich 23 anerkannte Methoden in den Grundrichtungen tiefenpsychologisch-analytisch, humanistisch-existenziell, systemisch und verhaltenstherapeutisch zusammenfassen.
Psychotherapie darf in Österreich nur in wissenschaftlich anerkannten Verfahren zur Heilung von psychischen Erkrankungen und zur Gesundheitsförderung ausgeübt werden. "23 Methoden lassen sich in folgende vier Grundrichtungen zusammenfassen", sagt Wolfgang Schimböck, Vorsitzender des OÖ. Landesverbandes für Psychotherapie:
Tiefenpsychologisch-analytische Psychotherapieverfahren gehen auf Sigmund Freud, Alfred Adler und C. G. Jung zurück. Sie haben aktuelle Probleme und deren Auslöser im Fokus – sowie Verhaltens- und Denkmuster, die sich aus der Lebensgeschichte herausgebildet haben. Der Therapeut agiert im Behandlungsprozess wie eine leere Leinwand, die dem Klienten für Projektionen zur Verfügung steht. Die heute vielfach als psychodynamische Psychotherapie bezeichnete Methode arbeitet mit Klienten sowohl im Hier und Jetzt als auch im Dort und Damals.
Die Verhaltenstherapie hat ihre Grundlage in der Lerntheorie. Demnach kann ein einmal erlerntes störungsbedingtes Verhalten auch wieder verlernt werden. Eine umfassende Verhaltens- und Problemanalyse steht am Beginn des Behandlungsverlaufes. Bei dem bekanntesten Konfrontationsverfahren setzt sich der Klient unmittelbar mit auslösenden Reizen auseinander. Schrittweise erfolgt eine Desensibilisierung.
Die humanistisch-existenziellen Methoden vereint ein gemeinsames Menschenbild, das vom angeborenen Bestreben des Sich-selbst-Verwirklichens ausgeht. Die auf Carl R. Rogers zurückgehende klientenzentrierte Psychotherapie setzt auf bedingungslose Wertschätzung und Empathie gegenüber dem Klienten. In der Therapie soll die Annäherung des Selbstbildes an das Idealbild erreicht werden. Die auch zu dieser Grundrichtung gehörende Existenzanalyse und Logotherapie nach Viktor Frankl fußt auf Wertehaltung und Sinnstreben des Menschen. Das von Jakob Moreno entwickelte Psychodrama setzt sich konkret mit altem, erstarrtem Rollenverhalten und Veränderungsmöglichkeiten auseinander.
Die systemische Psychotherapie bezieht Akteure aus dem sozialen Umfeld ein. Auf Virginia Satir gehen dabei verschiedene Interventionsmethoden wie u. a. die Familienskulptur und die Familienrekonstruktion zurück, die schließlich über das Familiensystem hinaus auf weitere soziale Systeme ausgeweitet wurden. Die einzelnen Behandlungsschritte können zum Verstehen des eigenen, womöglich krankmachenden "Systems", zur Erkenntnis notwendiger Veränderungsschritte und zur Heilung führen.
Fortbildung ist vorgeschrieben
"Allen Grundrichtungen der Psychotherapie in Österreich ist gemeinsam, dass sie über einen entsprechenden Methodenreichtum verfügen, um die bekannten psychischen Erkrankungen zu behandeln", sagt Schimböck. Psychotherapeuten sind gesetzlich zur regelmäßigen fachlichen Fortbildung verpflichtet, sodass auch die Kenntnis des aktuellen Wissensstandes über psychische Erkrankungen und deren Behandlung gesichert ist.
Manche Psychotherapeuten haben sich auf die Behandlung von bestimmten psychischen Erkrankungen spezialisiert. Berufsgruppenverzeichnisse und individuelle Seiten im Internet geben darüber Auskunft. Psychotherapien haben eine durchschnittliche Dauer von 20 bis 60 Einheiten. "Ein wesentlicher Aspekt für einen Behandlungserfolg ist auch eine gute Beziehung zwischen Patient und Psychotherapeut, den jeder Klient in einem Erstgespräch selbst beurteilen sollte", sagt Schimböck.
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