Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Oberösterreicher spielte während Gehirn-OP Gitarre

Von Dietlind Hebestreit, 06. Juli 2018, 06:00 Uhr
Wach im OP: Patient spielte während Eingriff am Gehirn auf seiner Gitarre
Bild: KUK

LINZ. Zu den Klängen des Bob-Dylan-Hits "Knockin’ on Heaven’s Door" operierte der Neurochirurg Wolfgang Thomae vom Neuromed Campus des Kepler-Universitätsklinikums Linz im Februar einen Oberösterreicher.

Das Besondere: Der Patient spielte das Lied während einer Tumor-Operation an seinem Gehirn selbst auf der Gitarre. "Bei Operationen im Wachzustand ist eine komplette Entfernung des Tumors leichter möglich – bei geringerer Komplikationsrate", sagt Thomae. In Oberösterreich wird diese Methode seit 15 Jahren und bis zu zehnmal pro Jahr angewendet.

Wach im OP: Patient spielte während Eingriff am Gehirn auf seiner Gitarre
Neurochirurg Wolfgang Thomae erklärt einen Eingriff an einem Gehirnmodell Bild: KUK

Rasterfahndung im Gehirn

Was anfangs etwas bizarr klingt, hat sich als sinnvoll erwiesen, um die Funktionen des Gehirns zu erhalten. Denn nur wenn die Reaktionen und Fähigkeiten des Patienten überprüft werden, kann der Chirurg gesundes von krankem Gewebe unterscheiden. Das geht so: Der Operateur stimuliert einzelne Passagen im Gehirn mit elektrischem Strom. Währenddessen wird getestet, ob die Funktion der jeweiligen Region beeinträchtigt ist. "Liegt der Tumor im Sprachzentrum, muss der Betroffene zum Beispiel Sätze formulieren, gewisse Wortreihen bilden und höhere Sprachleistungen erbringen", sagt Univ.-Prof. Andreas Gruber, Vorstand der Universitätsklinik für Neurochirurgie am Neuromed Campus.

Beim Überprüfen der Feinmotorik kann zum Beispiel Gitarrespielen helfen. "Das ist wie eine Rasterfahndung rund um den Tumor. Denn auch wenn die Bildgebung klare Grenzen zeigt – öffnet man erst den Schädel, so sind Farbe und Konsistenz von Tumor und gesundem Gewebe gleich", sagt der Experte. So arbeitet sich der Operateur immer nur um ein paar Millimeter weiter und weiter.

Wach im OP: Patient spielte während Eingriff am Gehirn auf seiner Gitarre
Beim wachen Patienten wurden Fähigkeiten wie Feinmotorik und Sprache während der Operation getestet. Bild: KUK

Meist besteht der Tumor aus Füllgewebe, das keine Funktion hat. Weil das Gehirn eine Konsistenz wie eine Paste hat, wird das überflüssige Gewebe nicht mit einem Skalpell herausgeschnitten, sondern einfach abgesaugt.

"Die Methode eignet sich nur für gutartige, hirneigene Tumore", erklärt Gruber. Der abgegrenzte gutartige Tumor kann sich im Lauf der Zeit in einen bösartigen Tumor verwandeln. Bei letzterer Variante sind dann entartete Zellen im ganzen Gehirn verteilt. Auch um das zu vermeiden, werden gutartige Tumore möglichst entfernt.

Im Fall des gitarrespielenden Patienten operierte Thomae mit Oberarzt Martin Aichholzer fünf Stunden lang. Die Diagnose wurde bereits 2012 gestellt. Vom Tumor betroffen war der linke Stirnlappen, wo Feinmotorik und kognitive Fähigkeiten angesiedelt sind. Der 39-jährige Angestellte bekam bereits epileptische Anfälle, litt unter Panikattacken und konnte das Haus nur noch unter Medikamenteneinfluss verlassen. "Heute braucht der frühere Patient keine Medikamente mehr und steht wieder voll im Berufsleben", sagt Thomae. Das Ziel des Eingriffs sei neben der Entfernung des Tumors auch immer, dass möglichst keine Fähigkeiten verloren gehen.

Bei der Heilung mithelfen

Ob so eine Operation im Wachzustand für den Betroffenen nicht sehr belastend sei? "Oft ist genau das Gegenteil der Fall. Der Patient kann durch eigenes Zutun am Heilungsprozess teilnehmen", so der Neurochirurg. Der Patient werde zu Beginn narkotisiert und erst während der OP aufgeweckt. "Er wacht in einem freundlichen, familiären Umfeld mit Menschen auf, mit denen er schon vorher zu tun hatte. Und er hat keine Schmerzen", sagt Thomae. Das Team ist groß: Neben den Chirurgen sind zum Beispiel auch Narkosearzt und Neuropsychologen im Raum. Auch bei der Vorbereitung der Operation arbeiten mehrere Wochen lang verschiedene Spezialisten Hand in Hand. "So eine Gehirnoperation ist eine interdisziplinäre Leistung", sagt der Vorstand der Universitätsklinik für Neurochirurgie, Andreas Gruber.

mehr aus Gesundheit

Podcast: Was hilft bei chronische Schmerzen

Welche Impfungen muss ich wann auffrischen?

Kreuzweh ade! Neue Therapien für Schmerzpatienten

Frühes Screening auf spinale Muskelatrophie hilft Kindern

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
( Kommentare)
am 06.07.2018 06:48

Schön, dass der Patient nur angeklopft hat.
Alles Gute für die Zukunft!

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen