Mistel hilft Krebspatienten bei Chemotherapie
Seit 130 Jahren wird diese Pflanze zusätzlich zur Schulmedizin angewandt. Sie hebt die Lebensqualität der Patienten und fördert die Rekonvaleszenz.
Die Misteltherapie ist seit 100 Jahren eine der am häufigsten angewandten unterstützenden Krebsbehandlungen. Die positive Wirkung der weißbeerigen Pflanze für die Patienten besteht in der Verbesserung der Lebensqualität durch erholsameren Schlaf, erhöhten Appetit und generell gesteigerte Vitalität. Zudem vertragen krebskranke Menschen die schulmedizinische Basistherapie besser, wenn sie begleitend regelmäßig Mistelextrakt unter die Haut gespritzt bekommen.
Die Wiener Onkologin und Allgemeinmedizinerin Jutta Hellan wendet die Misteltherapie bei ihren Krebspatienten seit vielen Jahren an und ist von ihrer positiven Wirkung überzeugt: "Wir behandelten am Ludwig-Boltzmann-Institut für klinische Onkologie in den Jahren 1973 bis 1993 pro Tag 40 Tumorpatienten mit Strahlen-, Hormon- und Chemotherapie und komplementär dazu mit der Mistel", erzählt die Ärztin. Damals seien die Nebenwirkungen der Krebstherapien noch besonders belastend gewesen, außer der Misteltherapie habe es wenige Möglichkeiten gegeben, den Patienten zu helfen.
Auch heute noch wichtige Rolle
"Auch heute gilt die Misteltherapie als die wahrscheinlich am besten fundierte komplementäre Behandlungsoption bei Krebserkrankungen", bestätigt Professor Leo Auerbach, Facharzt für Gynäkologie und Geburtenhilfe und Leiter der Komplementärmedizinischen Ambulanz im Wiener AKH. Die Studienlage sei klar: Die Verbesserung der Lebensqualität, die Reduktion der Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie sowie die schnellere Erholung danach seien gut dokumentiert.
Mistelextrakt ist in Österreich grundsätzlich zur Therapie zugelassen. Laut Krankenanstaltengesetz sind in öffentlichen Spitälern komplementärmedizinische Therapien nicht in erster Linie vorgesehen. Die Entscheidung über die Anwendung obliegt der Klinik, in der der Krebspatient behandelt wird. "Für Selbstzahler kostet die Therapie pro Monat 60 bis 80 Euro", sagt Auerbach.
130 Studien
Wirkungsweise: Die weißbeerige Mistel (botanisch Viscum album L.) enthält Stoffe (Lektine und Viscotoxine), die die Immunabwehr anregen und tumorhemmend wirken.
Anwendnung: Unter die Haut gespritzt, regt Mistelextrakt die Vermehrung der Immunzellen an. Mehr als 130 klinische Studien belegen diese Wirkungsweise.
Die beste Pflanzensorte: Misteln sind Halbschmarotzer, die durch ihren Wirtsbaum ihre typische Prägung erhalten. Misteln vom Apfelbaum haben die stärkste Immunstimulation, gefolgt von der Kiefernmistel.