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Medizin-Nobelpreis an US-Forscher für Bio-Tag-Nacht-Rhythmus

02. Oktober 2017, 11:49 Uhr
Bald aufstehen
Bild: Arman Zhenikeyev

STOCKHOLM. Der Medizin-Nobelpreis 2017 geht an drei US-Forscher - Jeffrey C. Hall (geb. 1945), Michael Rosbash (geb. 1944) und Michael W. Young (geb. 1949.) - für die Aufklärung der Mechanismen der biologischen Uhr von Lebewesen.

Dies wurde am Montag vom Karolinska Institut in Stockholm bekannt gegeben. Die Auszeichnung ist in diesem Jahr mit neun Millionen Schwedischen Kronen (940.000 Euro) dotiert.

 

Die neuen Medizin-Nobelpreis-Träger: Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash und Michael W. Young (v. l.)
Bild: APA

 

"Das Leben auf der Erde ist an die Rotation unseres Planeten adaptiert. Viele Jahre lang haben wir gewusst, dass lebende Organismen, auch der Mensch, eine interne biologische Uhr besitzen, die ihnen hilft, den Tag-Nacht-Rhythmus vorherzusehen und sich daran anzupassen. (...) Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash und Michael W. Young konnten in diese biologische Uhr hineinschauen und ihr inneres Funktionieren aufklären", schrieb das Nobelpreiskomitee am Montag.

Die Wissenschafter (Hall arbeitet an der Universität von Maine, Rosbash an der Brandeis University in Waltham/USA, Young forscht an der Rockefeller University in New York) benutzten die Drosophila-Fliegen und isolierten zunächst ein Gen, das ihren zirkadianen Rhythmus kontrolliert. Es handelt sich dabei um das "Period"-Gen, das für das Protein PER kodiert. In der Nacht sammelt sich das PER-Eiweiß in Zellen an, am Tag wird es abgebaut. "In der Folge identifizierten sie zusätzliche Proteine als Bestandteile dieser Maschinerie und klärten damit die Mechanismen auf, welche das sich selbst erhaltende Uhrwerk in Zellen bestimmen", hieß es in der Begründung für die Zuerkennung der Auszeichnung weiter.

Zirkadiane Rhythmen dominieren viele Funktionen der Physiologie von Organismen: Verhalten, Hormonproduktion, Schlaf, Körpertemperatur und Stoffwechsel. Das reicht von der Verdauung über Aufmerksamkeit bis hin zum klassischen "Jet-Lag", bei dem sich die innere Uhr des Menschen nicht schnell genug an andere Zeitzonen anpassen kann. Hall und Rosbash hatten gezeigt, dass sich das PER-Protein im Zellkern während der Nacht ansammelt. 1994 kam schließlich Young zu seiner Entdeckung des zweiten - Uhrwerk-Gens - "timeless". Das dadurch kodierte Protein TIM erlaubt durch Bindung PER den Zutritt zum Zellkern. Schließlich entdeckte Young auch noch das "doubletime"-Gen. Es ist für die Produktion des DBT-Eiweißes verantwortlich und verzögert die Akkumulierung von PER im Zellkern. Dadurch wird der Rhythmus genauer an den 24-Stunden-Zyklus angepasst.

Nobelpreiszuerkennung war "lange überfällig"

Als "lange überfällig" bezeichneten die Neurobiologin Kristin Tessmar-Raible von den Max F. Perutz Laboratories (MFLP) der Uni Wien und MedUni Wien sowie Gerhard Klösch (Universitätsklinik für Neurologie/MedUni Wien/AKH) die Nobelpreiszuerkennung an die drei US-Forscher. Klösch gab als Schlafmediziner seiner Hoffnung Ausdruck, dass in Zukunft Medizin und molekulare Chronobiologie näher zusammenrückten.

Zwei der drei Preisträger konnten zunächst vom Nobelpreiskomitee erreicht werden: Hall und Rosbash. Rosbash war total überrascht. Seine erste Reaktion: "Sie nehmen mich auf den Arm. Ich war atemlos - im wahrsten Sinne des Wortes. Meine Frau sagte 'Bitte atme!' Ich habe keine Luft mehr bekommen." Morgen, Dienstag, erfolgt die Bekanntgabe des Physik-Nobelpreises

 

 

Weitere Infos zu den Studien der Chronobiologie der Gewinner

 

HINTERGRUND

Der Medizin-Nobelpreis wird seit 1901 verliehen. Die erste Auszeichnung ging damals an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung der Serumtherapie gegen Diphtherie. Die Preisträger der vergangenen zehn Jahre waren:

Stockholm. 2016: Der Japaner Yoshinori Ohsumi, der das lebenswichtige Recycling-System für Proteine in Zellen entschlüsselt hat.

2015: Die Chinesin Youyou Tu, die den Malaria-Wirkstoff Artemisinin entdeckt hat. Sie teilte sich den Preis mit dem gebürtigen Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die an der Bekämpfung weiterer Parasiten gearbeitet hatten.

2014: Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser sowie John O'Keefe (USA/Großbritannien) für die Entdeckung grundlegender Strukturen des Orientierungssinns des Menschen,

2013: Thomas Südhof (gebürtig in Deutschland) sowie James Rothman (USA) und Randy Schekman (USA) für die Entdeckung von wesentlichen Transportmechanismen in Zellen.

2012: Der Brite John Gurdon und der Japaner Shinya Yamanaka für die Rückprogrammierung erwachsener Körperzellen in den Embryonalzellen.

2011: Bruce Beutler (USA) und Jules Hoffmann (Frankreich) für Arbeiten zur Alarmierung des angeborenen Abwehrsystems. Ralph Steinman aus Kanada entdeckte Zellen, die das erworbene Immunsystem aktivieren. Er war kurz vor der Verkündung gestorben und bekam den Preis posthum.

2010: Der Brite Robert Edwards für die Entwicklung der Reagenzglas-Befruchtung.

2009: Elizabeth Blackburn, Carol Greider und Jack Szostak (alle USA) für die Erforschung der Zellalterung.

2008: Harald zur Hausen (Deutschland) für die Entdeckung der Papilloma-Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen, sowie die Franzosen Francoise Barre-Sinoussi und Luc Montagnier für die Entdeckung des Aidserregers HIV.

2007: Mario R. Capecchi, Oliver Smithies (beide USA) und Sir Martin J. Evans (Großbritannien) für eine Technik, um mit genetisch veränderten Mäusen Tiermodelle für Krankheiten des Menschen zu schaffen.

*****

Der Nobelpreis von A bis Z

Die Vergabe der Nobelpreise Anfang Oktober ist eine geheimnisvolle Zeremonie. Forscher, Autoren und Friedenskämpfer werden mit der wohl wichtigsten Auszeichnung der Welt geehrt. Rund herum ranken sich einige Kuriositäten. Von A wie Achtzehn bis Z wie Zündstoff - ein ABC zu den begehrten Auszeichnungen:

A wie "die ACHTZEHN": Die 18 Mitglieder der Schwedischen Akademie vergeben traditionell den Literaturnobelpreis. In diesem Jahr sind es allerdings nur 17 - ein Stuhl ist seit dem Tod eines Mitglieds im Frühjahr unbesetzt.

B wie BEKANNTGABE: Wer die Preise bekommt, verraten die Jurys immer Anfang Oktober in Stockholm und Oslo. Ausgeteilt werden Medaillen, Urkunden und Preisgeld da aber noch nicht.

C wie CHEMIE: Den Chemie-Nobelpreis soll nach dem Willen von Alfred Nobel derjenige bekommen, "der die wichtigste chemische Entdeckung oder Verbesserung gemacht hat". 2016 wurden die Molekülforscher Jean-Pierre Sauvage, Fraser Stoddart und Bernard Feringa für den Bau winziger Maschinen geehrt.

D wie DYLAN, Bob: Er erhielt im vergangenen Jahr überraschend den Literaturnobelpreis - eine extrem umstrittene Entscheidung. Fast zwei Wochen lang ließ der Sänger offen, ob er den Preis annehmen werde, kam dann nicht zur Verleihung und holte Medaille und Urkunde erst ab, als er im April während einer Tournee sowieso in Stockholm war.

E wie EWIGE FAVORITEN: Die gibt es vor allem beim Literatur-Preis. Immer wieder führen beispielsweise der Japaner Haruki Murakami und der Kenianer Ngugi Wa Thiong'o die Listen der Wettbüros an. Auch dieses Jahr. Doch wer zu lange als Favorit gilt, scheint für die Jury eher tabu.

F wie FRIEDEN: Der Friedensnobelpreis ist der einzige, der nicht in Stockholm, sondern in Norwegens Hauptstadt Oslo vergeben wird. Wieso Nobel das so festlegte, ist nicht bekannt. 2016 ging der Preis an den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos, früher auch schon an Nelson Mandela und Martin Luther King.

G wie GELD: Alle fünf traditionellen Nobelpreise und auch der Wirtschaftspreis sind in diesem Jahr mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 940 000 Euro) dotiert. Gibt es mehrere Preisträger, müssen sie teilen.

H wie HEIMLICH: Im Heimlichtun sind die Nobeljuroren Meister: Nur in den allerseltensten Fällen drang bisher mal ein Name vorzeitig an die Öffentlichkeit. Selbst konfrontiert mit den besten Gerüchten zucken die Jurys nicht mit der Wimper.

I wie IRRTÜMER: Manchmal lag die Jury in der Geschichte der Nobelpreise auch daneben. Der Däne Johannes Fibiger bekam 1926 den Medizinpreis, weil er glaubte, einen krebserregenden Wurm entdeckt zu haben - was sich später als falsch herausstellte. Der Neurologe Antonio Egas Moniz wurde 1949 für ein OP-Verfahren zur Heilung psychisch Kranker geehrt. Bald fand man heraus, dass es die Persönlichkeit der Patienten verändert.

J wie JUNG: Das sind die Nobelpreisträger meist eher nicht. Das Durchschnittsalter liegt bei 59 Jahren. Am ältesten sind die Wirtschaft-Preisträger. Ausnahmen gibt es vor allem in der Physik. Fünf der sechs jüngsten Preisträger kommen aus dieser Disziplin. Und der oder die Jüngste? Siehe Y wie Yousafzai, Malala.

K wie KAROLINSKA INSTITUT: Die traditionsreiche medizinische Universität in Stockholm vergibt den Nobelpreis in Medizin und Physiologie. Das hat Alfred Nobel in seinem Testament festgelegt. Über die Preise für Physik und Chemie entscheidet die königlich schwedische Akademie der Wissenschaften.

L wie LITERATUR: Mit dem Literaturnobelpreis wollte Nobel denjenigen ehren, der "in der Literatur das Ausgezeichnetste in idealer Richtungen" hervorgebracht hat. Zu früheren Preisträgern zählen Thomas Mann, Ernest Hemingway, Günter Grass und Gabriel García Márquez. 2016? Siehe D wie Dylan, Bob.

M wie MEDIZIN: Der Medizin-Nobelpreis ist traditionell der erste, der in der Nobelpreis-Woche vergeben wird. Geehrt wurden in der Vergangenheit etwa die Erfinder des Penizillin und der künstlichen Befruchtung sowie die Entdecker der DNA-Struktur.

N wie NOMINIERUNG: Jedes Jahr werden Hunderte Kandidaten für die verschiedenen Nobelpreise vorgeschlagen. Das machen Forscher, frühere Preisträger und Parlamentsmitglieder. Die Nominierungslisten bleiben 50 Jahre lang geheim. Sich selbst kann man nicht vorschlagen.

O wie OBAMA, Barack: Der frühere US-Präsident gewann 2009 gleich im ersten Jahr seiner Amtszeit den Friedensnobelpreis. Eine höchst umstrittene Entscheidung, auch wegen des massiven internationalen Militärengagements der USA.

P wie PHYSIK: Der Physik-Nobelpreis geht an den, so formulierte Nobel simpel, "der innerhalb der Physik die wichtigste Entdeckung oder Erfindung gemacht hat". Die Liste berühmter Preisträger ist lang: von Conrad Röntgen über Marie Curie und Max Planck bis Albert Einstein. 2016 ging er an die Quantenphysiker David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz. Ihre Entdeckung wurde mit Brezeln veranschaulicht.

Q wie QUERULANT: Zwei Preisträger lehnten in der Geschichte der Nobelpreise Auszeichnungen ab. Der französische Philosoph Jean-Paul Sartre sollte 1964 den Literaturnobelpreis bekommen, sträubte sich aber gegen alle offiziellen Ehren. Der vietnamesische Politiker Le Duc Tho nahm den Friedensnobelpreis 1973 nicht an, weil in seinem Land aus seiner Sicht noch damals noch immer kein Frieden herrschte.

R wie REICHSBANK: Die schwedische Reichsbank stiftete 1968 einen Preis für Wirtschaftswissenschaften in Erinnerung an Alfred Nobel. Obwohl er in Nobels Testament nicht vorgesehen war, wird er gemeinsam mit den Nobelpreisen vergeben und ist genauso hoch dotiert. Deshalb gilt er als Wirtschafts-Nobelpreis.

S wie STOCKHOLM: Die schwedische Hauptstadt ist die Nobelpreisstadt schlechthin. Vier der fünf traditionellen Preise werden hier vergeben. Das hat Alfred Nobel, der in Stockholm geboren wurde, in seinem Testament festgelegt.

T wie TESTAMENT: Das sorgte nach Nobels Tod 1896 für große Aufregung, vermachte er den größten Teil seines riesigen Vermögens doch nicht der Familie. Stattdessen schuf er die Nobelpreise, deren Preisgelder aus den Zinsen seines Vermögens gezahlt werden. Wie und wo die Gewinner ausgewählt werden, legte er in dem Schriftstück fest.

U wie UMSCHLAG: Unangenehm dürfte es der Nobeljury für Medizin gewesen sein, als sich nach der Verkündung herausstellte, dass ihr Preisträger bereits tot war. Der Immunforscher Ralph Steinman war 2011 wenige Tage zuvor gestorben. Erstmals seit 50 Jahren bekam ein Wissenschaftler den Nobelpreis deshalb posthum.

V wie VERLEIHUNG: Bis ein Laureat seinen Nobelpreis auch tatsächlich bekommt, vergehen mehrere Monate. Die feierliche Preisübergabe steigt immer an Alfred Nobels Todestag, dem 10. Dezember. Für die Zeremonie, in

W wie WETTEN: Gezockt wird bei den Preisen für Literatur und Frieden. Manchmal haben die Tipper eine gute Nase, im vergangenen Jahr bei Friedensnobelpreisträger Santos etwa. Literaturpreisträger Dylan dagegen hatte keiner vorne auf der Liste.

X wie XIAOBO, Liu: Der chinesische Bürgerrechtler und Regierungskritiker bekam 2010 den Friedensnobelpreis für sein Engagement für Menschenrechte in China. Er konnte ihn allerdings nicht entgegennehmen, weil er wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" im Gefängnis saß. Im Juli starb er mit 61 Jahren.

Y wie YOUSAFZAI, Malala: Die Kinderrechtsaktivistin aus Pakistan war erst 17 Jahre alt, als sie 2014 den Friedensnobelpreis bekam. Damit ist sie die bis dato jüngste Preisträgerin in allen Kategorien.

Z wie ZÜNDSTOFF: Der Legende zufolge half der Zufall dem schwedischen Industriellen Alfred Nobel bei der Entdeckung des Sprengstoffs Dynamit. Die Erfindung machte den Schweden zu einem der reichsten Europäer seiner Zeit. Darüber, wie seine Entdeckung genutzt wurde, war er angeblich sehr unglücklich.

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