Kurzsichtig im Klassenzimmer
Jedes zweite Schulkind sieht schlecht – Gründe dafür sind zu viel Zeit vor dem Bildschirm und zu wenig Zeit an der frischen Luft.
Mehr als 15.000 Taferlklassler in Oberösterreich starten schon bald mit der Schule. Und etwa die Hälfte von ihnen wird in Zukunft kurzsichtig sein. Zu viel Zeit vor dem Handybildschirm und zu wenig Spiel an der frischen Luft haben zu einer stark anwachsenden Kurzsichtigkeit (Myopie) bei Kindern geführt. Heranwachsende brauchen zwei Stunden Aufenthalt im Freien pro Tag und am besten nicht mehr als eine Stunde vor Handy- und Computer-Bildschirmen. Denn dort wird nur in die kurze Distanz geblickt. Das Auge "verlernt", in die Ferne zu sehen. Auch mangelndes Tageslicht und das Blaulicht des Bildschirms schaden dem Auge.
Die Kurzsichtigkeit ist irreversibel. Kinder mit hoher Myopie können später schwerwiegende Augenerkrankungen erleiden, zum Beispiel grüner Star oder Netzhautablösung. "Es ist wichtig, Eltern auf dieses Thema aufmerksam zu machen", warnt Peter Gumpelmayer, oberösterreichischer Landesinnungsmeister der Augenoptiker, und gibt Tipps, was sie tun können:
Kontrolle: Lassen Sie die Augen der Kinder jährlich kontrollieren. Kurzsichtigkeit wird vor allem dann gefährlich, wenn sie nicht korrigiert wird und stark ansteigt.
Die richtige Brille korrigiert die Sicht exakt, die Gläser dürfen nicht über- oder unterkorrigieren. Deswegen ist die häufige Kontrolle so wichtig. Auch die beste Brille kann aber die fortschreitende Kurzsichtigkeit nicht aufhalten.
Besondere Kontaktlinsen: Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass der Einsatz von weichen Multifokal-Kontaktlinsen und Orthokeratologie-Linsen bei manchen Kindern den Fortschritt der Myopie verlangsamt. "Seit Jahresbeginn beteiligen sich die Krankenkassen bei jenen Kindern an den Kosten für solche Linsen, deren Kurzsichtigkeit pro Jahr um mindestens eine Dioptrie zunimmt", erklärt dazu Augenoptiker Gumpelmayer.
Augentropfen mit dem aus der Tollkirsche gewonnenen Wirkstoff Atropin, die die Myopie einbremsen sollen, sind derzeit im Gespräch. "Wir raten zu einem Gespräch mit Experten. Nur so lässt sich individuell klären, ob das ein sinnvoller Weg ist."
Gemeinsame Regeln: Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind Regeln für die Bildschirmnutzung. Überlegen Sie aber auch mit ihm, wie es jeden Tag auf seine Zeit im Freien kommt und warum das wichtig ist.
Vorbild zu sein ist wichtig. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, was die Nutzung des Mobiltelefons oder die Augenkontrolle betrifft.
Augenübungen: Vor allem der Fokuswechsel zwischen nah und fern ist wesentlich, damit das Auge in Schuss bleibt. Für kleinere Kinder sind Übungen sinnvoll, bei denen das Kind mal in der Nähe, mal in der Ferne etwas anfokussiert. Man kann zum Beispiel während der Autofahrt "Ich seh, ich seh, was du nicht siehst" spielen.