Endlich wieder Haare
Haartransplantationen sind gefragt. Immerhin ist jeder zweite Mann von Haarausfall betroffen, schon 20-Jährige leiden darunter.
Dortmunds Fußballtrainer Jürgen Klopp hat es getan, ebenso der englische Fußballer Wayne Rooney. Dass sich auch der schillernde Harard Glööckler eine Haartransplantation geleistet hat, verwundert da kaum. Insgeheim werden sich viele Oberösterreicher freuen, dass auch Prominente gegen hohe Stirn und Geheimratsecken nicht gefeit sind. Denn immerhin leidet jeder zweite Mann unter Haarausfall. Schon 20-Jährige sind davon betroffen. „Haare sind die Antennen der Erotik, deshalb reagieren gerade junge Männer besonders sensibel darauf. Ich habe viele in meiner Praxis“, sagt Johannes Neuhofer, Fachgruppenobmann der Dermatologen in Oberösterreich.
Wie Haarausfall entsteht
In der Haut sind verschiedene lokale Enzyme und Hormone. Dort, wo der Mann eine Glatze hat, wurde Testosteron vermehrt in Dihydrotestosteron umgewandelt. Das reduziert die Wurzelaktivitäten, sodass das Haar verkümmert. „Großteils ist Haarausfall genetisch bedingt. Es gibt aber auch viele Krankheiten, wie kreisrunder Haarausfall oder Immunkrankheiten. Auch schwere Krebstherapie führt zu Haarausfall“, sagt Neuhofer.
Verpflanzung: So funktioniert‘s
Für eine Haartransplantation wird heutzutage nur noch Eigenhaar aus dem verbliebenen Haarkranz verwendet. „Die Kunsthaare, die früher genommen wurden, hat der Körper abgestoßen. Es kam zu Abszessen und Eiterungen“, sagt der Mediziner. Die in Österreich am häufigsten anzutreffende Haarverpflanzungs-Methode ist jene mit Streifen und sogenannten Mini- und Mikroimplantaten: Bei örtlicher Betäubung werden dem sitzenden Patienten zunächst Haarstreifen vom Hinterkopf entnommen. Aus diesem Gewebe werden mit Hilfe spezieller mikrochirurgischer Techniken einzelne Haare beziehungsweise Mikro- und Miniimplantate gewonnen (siehe dazu die Grafik). Die Ränder der Entnahmestellen werden so vernäht, dass keine Narben bleiben. Anschließend werden die einzelnen Haarimplantate in Präzisionsarbeit eingesetzt – mit Hilfe eines feinen Laserstrahls und mikrochirurgischer Instrumente.
„Ein solcher Eingriff dauert drei bis neun Stunden und kostet 5000 Euro aufwärts“, sagt Neuhofer. „Die Zukunft der Haartransplantation wird sein, Haare aus Stammzellen so zu züchten wie Knochen oder Haut. Das ist vielleicht in zehn Jahren Realität.“ Wenn eine Haartransplantation gut funktioniert, sind kaum Narben zu sehen. „Freilich gibt es die Risiken von Abstoßreaktionen, aber Komplikationen habe ich in meiner Ordination selten gesehen“, sagt der Dermatologe. Warum Haartransplantationen immer häufiger werden, erklärt er so: „Die Männer wollen im Beruf und auf Frauen gut wirken. Das fängt bei 25-Jährigen an und geht hinauf bis zu 60-Jährigen.“ Pro Woche taucht allein in seiner Praxis in Linz ein Mann auf, der sich über eine Haartransplantation erkundigt.
Mittel gegen Haarausfall
Als Prävention gegen Haarausfall empfiehlt er das rezeptpflichtige Medikament Finasterid, das auch für die Prostata eingesetzt wird. Dass das Mittel als Nebenwirkung die Potenz schwächen soll, sei bei seinen Patienten nicht vorgekommen. Eine zweite Möglichkeit sei die Lösung Minoxidil, die auf die Kopfhaut aufgetragen wird, damit die Haare besser wachsen. Die Wirksamkeit sei unterschiedlich.