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Achtung, Heiler! So erkennen Sie Scharlatane in der Alternativmedizin

Von Claudia Riedler, 20. Oktober 2018, 10:14 Uhr
Achtung, Heiler! So erkennen Sie Scharlatane in der Alternativmedizin
Ashish Bhalla ist Allgemeinmediziner und Ayurvedaarzt, Christian Wolf ist Gesundheitswissenschafter und Yogi. Bild: Weihbold

Ein Arzt und ein Yogi aus Oberösterreich haben ein Buch über "Böse Heiler" geschrieben.

Ein Mann geht wegen seiner Nackenschmerzen zur Massage, dort bekommt er im angenehmen Ambiente eine sanfte Behandlung mit einem "natürlichen" Öl. Nur der Geruch macht ihn stutzig. Wie sich später herausstellt, wurde er mit einer handelsüblichen synthetischen Schmerzsalbe massiert.

"Wir könnten ganze Bände füllen mit Geschichten wie diesen", sagen Ashish Bhalla (42) und Christian Wolf (58). Die beiden arbeiten in einem Praxishaus in Sattledt zusammen. Bhalla ist Allgemeinmediziner und Ayurvedaarzt. Wolf ist Gesundheitswissenschafter, Soziologe und Yoga-Experte. Aus der Fülle ihrer Erfahrungen mit Scharlatanen in der Alternativmedizin haben sie jetzt ein Buch geschrieben: "Böse Heiler" (edition a) – für Patienten und alle, die im Gesundheitsbereich tätig sind.

"Wir wollen damit keineswegs Kollegen schlecht machen", sagt Bhalla im OÖN-Gespräch. Er selbst kommt aus der Alternativmedizin. Es gehe vielmehr darum, sich einen Weg durch den Dschungel der Angebote zu bahnen. Die Energetiker sind die innerhalb der Wirtschaftskammer am meisten wachsende Branche, 18.000 sind 2018 in Österreich registriert. Und sie sind nur ein Teil jener Menschen, die sich auf diesem Markt der Alternativmedizin tummeln.

Schulmedizin in Verruf

"Die Branche boomt und damit werden auch die Scharlatane mehr", so die Diagnose der Autoren. "Eine Ursache dafür ist, dass die Schulmedizin bei vielen ein negatives Image hat. Die Leute glauben, dass alles schlecht ist", sagt Bhalla. Die Patienten wünschen sich mehr Empathie und Zeit für ihre Probleme. Viele würden sogar hoffen, dass sie nicht zur Schulmedizin müssen, so die Autoren. Alternativmedizin werde als Alternative gesehen, nicht als Ergänzung, wofür sie eigentlich gedacht sei. "Viele Symptome müssen einfach von einem Arzt abgeklärt werden", sagt Bhalla.

Vom Hilfsarbeiter bis zur Akademikerin – Patienten aus allen Bevölkerungsgruppen lassen sich von Scharlatanen täuschen. Nicht, weil die Menschen leichtgläubiger geworden sind. "Das Marketing der Heiler ist besser geworden", sagt Wolf. Scharlatane arbeiten oft mit Inszenierung und Bluff, etwa was das Ambiente betrifft: Räucherstäbchen, entspannende Musik, Meditationsbilder und gedimmtes Licht sollen die Menschen davon überzeugen, dass sie hier geheilt werden. "Auch die Berufung auf Wissenschaftlichkeit oder auf eine besondere Technologie wie etwa die Weltraumtechnologie ist eine häufig angewandte Methode", sagt Wolf.

Die Leute kommen aber nicht nur mit kleinen Wehwehchen zum Heiler: "Viele davon sind chronisch krank oder leiden unter schweren psychischen, neurologischen, internistischen und anderen Erkrankungen", sagt Bhalla. Gerät man dabei an einen Scharlatan – also an jemanden, der sein Heilungsversprechen auf fragwürdigem oder keinem Wissen begründet –, kann das nicht nur viel Geld kosten. "Es kann auch lebensbedrohlich sein", sagt der Ayurvedaarzt. Etwa dann, wenn Krebskranke nur auf ihren Heiler vertrauen und andere Therapien verweigern. Oder wenn Menschen mit schwerer Depression auf Anraten des Heilers keine Medikamente nehmen wollen, was bis zum Suizid führen kann.

Auch Kamillentee kann schaden

In vielen Ausbildungen im Gesundheitsbereich lerne man nichts über Kontra-Indikationen. "Dabei gibt es keine Wirkung ohne Nebenwirkung", sagt Bhalla. Selbst Kamillentee könne bei zehn Prozent der Europäer zu allergischen Reaktionen führen.

Typische Aussagen von Scharlatanen sind laut Autoren: "Setzen Sie alle nicht von mir verschriebenen Medikamente ab" oder "Eine zweite Meinung brauchen Sie nicht einzuholen".

Wenn es um die Gesundheit und das eigene Leben geht, sollte man deshalb genau recherchieren, raten Wolf und Bhalla, gestehen aber ein, dass gute Qualität in der Alternativmedizin schwer zu erkennen sei. "Das Können eines guten Alternativmediziners besteht zunächst einmal darin, herauszufinden, was der Patient wirklich braucht." Scharlatane würden sich oft überschätzen und gleich zur Behandlung übergehen, "sie sind zu wenig demütig", sagt Wolf.

Nach der Diagnose sei es wichtig, dass die Menschen verstehen, warum sie etwas tun: ihren Lebensstil ändern, Kräuter einnehmen, bestimmte Yoga-Übungen praktizieren. "Jahrtausendealte Systeme wie Ayurveda, Traditionelle Chinesische Medizin oder Traditionelle Europäische Medizin zielen alle auf Selbstheilung ab", erklärt Bhalla.

 

Tipps für Patienten

Ashish Bhalla und Christian Wolf wollen helfen, sich im Dschungel der Alternativmedizin zurechtzufinden. Sie erklären, wie man Scharlatane erkennt. Noch mehr gut verständliche Informationen und viele Fallbeispiele finden Sie im Buch „Böse Heiler“.

1. Typische Aussagen von Scharlatanen sind zum Beispiel: „Dieses Mittel empfehle ich allen meinen Patienten, das ist auch gut für Sie!“ oder „Diese Therapie ist ein seit Jahrhunderten gehütetes Geheimnis“.

2. Zu schnell: Wird die Diagnose übersprungen und der Heiler beginnt sofort mit der Therapie, sollten alle Alarmglocken schrillen.

3. Ausbildungen gibt es viele. Scharlatane schweigen meist darüber oder haben nur einzelne Zusatzqualifikationen, schöpfen oft aus sich selbst. Seriöse Alternativmediziner dagegen greifen auf das solide Erfahrungswissen einer alternativen Tradition zurück.

4. Persönlichkeit: Es sind oft nicht die Methoden, sondern die Menschen, die sich viel zu früh berufen fühlen, andere zu heilen. Oft werten Scharlatane die Meinung anderer Mediziner ab. Sie stehen auch der Schulmedizin ausschließlich kritisch gegenüber, während gute Alternativmediziner den Austausch pflegen.

5. Tipp: Rufen Sie den Heiler an und schildern Sie Ihr Problem. Wenn schon per Telefon oder Mail hundertprozentige Heilsversprechen gegeben werden, sollten Sie sehr vorsichtig sein.

 

Buchtipp: Ashish Bhalla, Christian Wolf: Böse Heiler, edition a, 20 Euro

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13  Kommentare
13  Kommentare
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strasi (4.410 Kommentare)
am 24.10.2018 20:42

Krebskranke Tochter eines Bekannten hat nach der Diagnose Schulmedizin
"probiert" und war sehr verunsichert nach Chemotherapie mit ausgefallenen Haaren.
Und schon wanderte sie von einem Wunderheiler zum anderen.
Natürlich mit Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes, sodass sie nach viel
Geldverschwendung doch wieder zum Krebsspezialisten zurückfand.

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LiBerta1 (3.293 Kommentare)
am 22.10.2018 08:47

"Viele Symptome müssen einfach von einem Arzt abgeklärt werden", sagt Bhalla.
"Wird die Diagnose übersprungen und der Heiler beginnt sofort mit der Therapie, sollten alle Alarmglocken schrillen."

Beide Aussagen treffen auch auf Schulmediziner zu. Das ist nämlich kein Problem der Alternativ- bzw. Komplementär-Medizin, sondern ein ziemlich menschliches. Der Zeitaufwand für die Diagnose bezahlt die Krankenkasse nicht oder zu gering. Also behandelt man, das bringt Geld. War die Behandlung falsch, wird das Leiden nicht besser, werden die (falschen) Pillen verdoppelt. Konsequenzen zahlt allein der Patient.

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waltenberger007 (6 Kommentare)
am 20.10.2018 22:52

.....wenn man sich ca 10 Jahre jünger macht? — Haben Sie das angegebene Alter der Buchautoren überprüft???!!!
Wird man heute automatisch jünger, wenn man eine jüngere Frau heiratet und ihren Namen annimmt?

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lndsmdk (17.215 Kommentare)
am 20.10.2018 14:00

-> dann soll die Schulmedizin alte Gebrechliche und schwer Krebskranke nicht Stunden am Gang sitzen lassen, bis sie fast vom Sessel fallen

-> wer krank ist braucht Zuwendung und keinen Gesundheits-Apparat

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landlinzer (656 Kommentare)
am 20.10.2018 13:47

Was ist z.B. von so was zu halten? Kann das seriös sein?

www.atlaslogie-plus.info

Schaut für mich irgendwie aus wie gescheiterte ehemalige Versicherungsvertreter.

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lndsmdk (17.215 Kommentare)
am 20.10.2018 14:02

-> da kannst du hingehen, wenn du nicht ernsthaft krank bist

alles rummachen am Kopf tut gut, meine Freundin liebt die Hände ihres Friseurs am Kopf
und darum hat alles seine Berechtigung

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Stoiko (1.337 Kommentare)
am 20.10.2018 12:51

Ganz einfach: Wenn die entsprechende Person keinen Abschluss an einer Medizin-Uni (oder ähnliche Abschlüsse wie Diplom-Krankenpleger) hat, ist die Person ein Scharlatan.

Esoterik wird für viele eine Ersatzreligion, und einige verdienen sich daran dumm und dämlich.

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Stoiko (1.337 Kommentare)
am 20.10.2018 12:52

Die ÖNN unterstützen diese Scharlatanie auch noch mit ihrem "Entergetik-Guide"
Geld ist wohl auch für die ÖNN wichtiger als Moral

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 20.10.2018 15:21

Genau, Frau Redakteurin Riedler, durchforsten Sie doch mal übungsweise die hie in den online-Nachrichten offerierten "Energetiker-Angebote" auf Scharlatane und Scharlatanerie!

Ach so, das geht nicht, da geht es ja um gut bezahlte Inserate, nicht um Redaktions-Beiträge. Jaja, erst kommt das Fressen, dann die Moral....

grinsen

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LiBerta1 (3.293 Kommentare)
am 22.10.2018 08:52

Das müsste dann aber auf alle Anzeigen zutreffen, nicht nur auf die Energetiker. Mich ärgert jede Werbung für Süßigkeiten, die speziell auf Kinder zugeschnitten ist. So eine Werbung gehört mindestens so verboten, wie Werbung für Zigaretten.

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Punkt (423 Kommentare)
am 21.10.2018 14:55

zeigt das Niveau der OÖN Gesundheitsredaktion traurig

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Punkt (423 Kommentare)
am 21.10.2018 14:54

leider befinden sich neuerdings gar nicht so wenige Ärzte unter der Kategorie gefährliche Trendmedizin (WHO warnt davon) wie z.B. Orthomolekulare Behandlungen mit oft kontraindizierten hochdosierten, schädlichen Vitamingaben,veraltete TCM(vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere werden verwendet- basiert auf in China selbst mittlerweile verpönten Behandlungen . . .)Vitaminexpress und Co. beteiligen Ärzte mit hohen Gewinnanteilen, habe Ärzte erlebt, welche die teuren Nahrungsergänzungsmittel als Erpressung für herkömmliche Behandlung benutzen.

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spitalsarzt (542 Kommentare)
am 20.10.2018 11:52

Ui - Konkurrenzkampf um Marktanteile im Reich der übernatürlichen Schwingungen. AYURVEDA noch gar nicht auf Krankenschein? Skandal.

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