Vitamin C gilt als Anti-Aging-Star Sagenhafte Wirkung ist aber umstritten

Die Nationalsozialisten verteilten es an Soldaten und Schulkinder, appellierten an Hausfrauen, Hagebutten zu verwerten, und bestellten noch 1944 große Mengen des neu entdeckten, synthetisch erzeugbaren Stoffes.

An dem Hype um das beliebteste aller Vitamine hat sich bis heute nicht viel geändert. Zurzeit empfiehlt die Ernährungsmedizin eine Tagesdosis von 100 mg pro Tag. Forscher von der Oregon State University in den USA fordern jetzt sogar, diese Dosis zu verdoppeln. Und das, obwohl viele wissenschaftliche Studien bis heute keine oder nur geringe positive Effekte nachweisen.

Fängt giftige Stoffe ab

Die wasserlösliche Ascorbinsäure kommt vor allem in Zitrusfrüchten und frischem Gemüse vor. Das Vitamin ist an vielen Prozessen im menschlichen Körper beteiligt. Es fördert die Aufnahme und Verwertung von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln, ist wichtig, um Gallensäuren und Substanzen wie Noradrenalin und Adrenalin herzustellen und fängt giftige Stoffe im Körper (Radikale) ab. Diese Funktion als Radikal-Fänger hat dem Vitamin auch seinen Ruf als Krebs-Killer eingebracht. Der Forscher Qi Chen und seine Kollegen vom National Institute of Health in Bethesda konnten zeigen, dass Vitamin C tatsächlich Tumorzellen bekämpft. Allerdings tritt der Effekt erst bei extrem hoher Konzentration ein, die nur durch Infusionen erreicht werden könnte. Auch eine Beobachtungsstudie in Heidelberg ergab, dass Studienteilnehmer deutlich seltener an tödlich verlaufenden Krebserkrankungen litten, wenn sie gut mit Antioxidantien wie Vitamin C versorgt waren.

Heiß umstritten ist auch die positive Wirkung von Vitamin C für das Herz-Kreislauf-System. Koreanische Forscher warnten kürzlich, dass der Zustand von herzkranken Menschen sich verschlimmern könne, wenn sie zu wenig Vitamin C bekommen. Andere Studien förderten hingegen keine Vorteile fürs Herz durch Vitamin C zu Tage.

Es ist unklar, ob die Messung des Vitamin-C-Wertes im Körper tatsächlich etwas bringt. Ein Vitamin-C-Mangel kann bei einseitiger, vitaminarmer Ernährung auftreten, besonders bei alkoholkranken Menschen. Raucher haben oft niedrigere Vitamin-C-Werte. Schwangere, Früh- und Neugeborene sowie Menschen, die Antibiotika nehmen oder auf Dialyse angewiesen sind, brauchen mehr Vitamin C. Dieses sollte jedoch möglichst über die Nahrung konsumiert werden. Wenn dem Körper zuviel Vitamin zugeführt wird, schwemmt er es einfach wieder aus.

Vitamin C

Der Vitamin-C-Bedarf beträgt 100mg/Tag. Das entspricht jeweils 1 große Orange; 2 Kiwi; 1 Portion Broccoli; 1 Portion Kartoffeln und 1 Schüsserl Erdbeeren; 1 Paprika. Vitamin C kommt ausschließlich in pflanzlichen Lebensmitteln vor, besonders viel in Zitrusfrüchten, Johannisbeeren, Erdbeeren, Broccoli, Paprika, Spinat, Kohl, Kartoffeln. Es ist hitzelabil, das heißt zirka 30 Prozent gehen beim Kochen verloren. Deshalb sollte Obst und Gemüse immer schonend zubereitet werden. Das Vitamin steckt auch in vielen Fertigprodukten zur Konservierung, in der Wurst- und Fleischproduktion auch zum Erhalt der rötlichen Farbe. „Es gibt keinen Beweis dafür, dass bei gesunden und ausreichend mit Vitaminen versorgten Personen eine zusätzliche Vitamingabe einen positiven Effekt erzielt“, sagt Carolina Kobilka, Diätologin im Linzer AKh.

 

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