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Die Lawine von Galtür: "Es war die Stunde null"

20. Februar 2019, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Das Lawinenunglück von Galtür 1999
Bild: HANS KLAUS TECHT (APA)

GALTÜR. 20 Jahre danach gedenkt der Ort im Paznauntal der Lawinenkatastrophe vom 23. Februar 1999.

Galtür im Paznauntal. Ein Ort, der für immer mit einer der größten Lawinenkatastrophen verbunden sein wird. "Es war die Stunde null", sagt Anton Mattle, damals wie heute Bürgermeister der Gemeinde, 20 Jahre nach der Tragödie: "Es war am 23. Februar 1999, einem Dienstag, gegen 16 Uhr, ich saß gerade im Büro, plötzlich wurde es finster."

Der Staub der Lawine hatte sich an die Fenster gepresst. Mattle lief hinaus bis zur Pfarrkirche. "Dort sah ich schon den Schnee von der Lawine auf der Straße. Daraufhin habe ich die Sirene und den Alpinnotruf ausgelöst."

Seit Anfang Februar war Galtür nach massiven Schneefällen immer wieder von der Außenwelt abgeschnitten. Unmittelbar vor der Katastrophe schöpfte man Hoffnung. "In zwei Tagen wird das Wetter wieder gut sein", dachte man.

Ein Bild der Verwüstung

Doch dann donnerte die 400 Meter breite Lawine zu Tal – in den Ortsteil Winkl, eine "grüne Zone". Historische Daten, Gutachten, Simulationen, alle grausam widerlegt von dem Naturereignis. Ausgerechnet dieser Bereich war immer als ungefährlich dargestellt worden.

Schlimme Momente, die Mattle nicht vergessen kann. Gegen 18 Uhr habe man bereits Gewissheit gehabt, dass bis zu 50 Menschen vermisst wurden. 25 Verschüttete konnten noch am Dienstag gerettet werden. Einheimische und Urlauber – auf sich allein gestellt, weil erst Mittwoch früh aufgrund des Schneesturms Helfer nach Galtür vordringen konnten. Dann rollte eine Rettungs- und Evakuierungswelle noch nie gekannten Ausmaßes in Österreich an. Es folgten Tage, die an Belastung nicht zu überbieten waren. Auch nicht für Mattle. Niederschmetternde Momente wie jener, als ein Einheimischer ins Gemeindeamt kam und berichtete, dass er soeben seine Frau und seine schwangere Schwiegertochter tot in den Schneemassen gefunden habe.

Eine 350 Meter weite Explosionsspur hatten die Schneemassen durch Galtür gezogen. Viele Häuser waren zu Riesenwürfeln gepresste Ruinen, andere wurden noch zusammengehalten vom einschließenden Schnee. Eine dreistöckige Fremdenpension wurde hochgehoben und über das Nachbarhaus geschleudert. Dutzende Autos türmten sich zu Schrotthaufen, gesplitterte Baumstämme pfählten den Lawinenkegel. Am 27. Februar wurde der letzte von 31 Toten geborgen. Die Zeit des Trauerns begann. Auch im Nachbarort Valzur, der am 24. Februar von einer Lawine getroffen wurde. Dort starben sieben Menschen.

Schon im Sommer 1999 begann man in Galtür mit dem Ausbau des Lawinenschutzes. Zehn Millionen Euro wurden investiert. Acht Meter hohe Schutzdämme wurden errichtet, an der höchsten Stelle im Ortsteil Winkl erreichen sie 19 Meter. 2009 wurde die aus Stahlgittern bestehende Lawinenverbauung auf dem Grat des Sonnbergs, wo sich auf 2700 Metern die Lawine gelöst hatte, abgeschlossen.

20 Jahre danach ist die Katastrophe wieder schmerzlich präsent. Aus aller Welt kommen Medienvertreter. Doch die Einheimischen wollen vor allem in Ruhe gelassen werden. "Jeder hat mit seinem persönlichen Schicksal genug zu kämpfen", heißt es von der Gemeinde. Wie jedes Jahr wird auch diesmal am 23. Februar in einem Gottesdienst in der Pfarrkirche der Opfer gedacht. Alle Angehörigen sind eingeladen. Vor der Messe werden sie im Pfarrsaal zusammentreffen und im gemeinsamen Gespräch Trost suchen. (kri)

Die ORF-Doku "Galtür – Die Chronik einer Katastrophe" zeigt heute um 22.30 Uhr in ORF 2 das dramatische Protokoll der damaligen Ereignisse.

Zahlen und Fakten

18.400 Personentransporte führten die Hubschrauberpiloten des Bundesheeres und des internationalen Geschwaders durch. Auch die oö. Gendarmerie war im Einsatz.

10 Meter hoch war die Lawine von Galtür. Die Schneemassen wurden auf 300.000 Tonnen geschätzt.

328.000 Nächtigungen wurden in Galtür 1999 verzeichnet: Trotz der Katastrophe waren viele „Stammgäste“ dem Ort treu geblieben. Heute sind es 480.000.

 

 

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1  Kommentar
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Digitalis (3.621 Kommentare)
am 20.02.2019 10:25

Was soll diese scheinheilige Verklausulierung mit "internationalen Geschwader"? Da greift bei den Enkel- Schreiber/innen noch immer die "alliierte" Regelung aus der Besatzungszeit durch: Weil auch nicht US-Bombergeschwader ganze Stadtviertel in Trümmer mit Tausenden toten Opfern legen gedurft hatten, sondern nur anonym von "Alliierten" die Schreibe sein durfte.

Und diesmal werden von den EpigonInnen wiederum die positiven Hilfen der US-Armee aus Deutschland mit ihren Black Hawks "international" camoufliert. Vergessen gemacht wird auch, dass überhaupt erst "Galtür" endlich der Anlass war, dass das Bundesheer auch ein paar wenige Black Hawks anschaffen durfte........

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