"Westbahnhof könnte Vorbild für ganz Europa werden"

07.September 2015

Hungrige haben zu essen bekommen, Verzweifelte wurden umarmt. Helfer der Caritas beschreiben mit diesen Worten die vorangegangenen Stunden. Hunderte Freiwillige und Mitarbeiter der Hilfsorganisation haben allein am Samstag 10.000 Menschen am Wiener Westbahnhof empfangen und versorgt.

Der Großteil der Flüchtlinge ist im Laufe des Tages mit Zügen in Richtung Deutschland weitergereist. Etwa 1000 Menschen übernachteten am Bahnhof und in den gestrigen Morgenstunden kamen weitere 2000 Hilfesuchende in der Bundeshauptstadt an. "Es ist ein bisher beispielhafter Einsatz aller beteiligten Einsatzkräfte, Hilfsorganisationen und der Wiener Bevölkerung", sagt Polizeisprecher Roman Hahslinger.

"Der Westbahnhof könnte ein Vorbild für ganz Europa werden. Hier zeigt sich, dass die Aufgabe gemeinsam bewältigbar ist", sagt Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner. Es seien Tausende Spenden eingegangen, mehr, als gebraucht wurden. "Viele Menschen haben gespürt, dass in den vergangenen Tagen ein Stück europäische und österreichische Geschichte geschrieben wird. Europa steht an einem Scheideweg. Leben oder Tod – welches Europa wollen wir", sagt Caritas-Präsident Michael Landau. Die meisten Flüchtlinge seien völlig erschöpft. Viele hätten Fußverletzungen, Verkühlungen und sogar Fieber. Sie spielen aber die Verletzungen herunter, weil sie "so gut wie möglich vermeiden wollen, dass sie ins Spital müssen", sagt Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes.

Am gesamten Wochenende seien nur 30 Asylanträge in Österreich gestellt worden, heißt es aus dem Innenministerium, alle anderen Flüchtlinge reisten weiter. Am Sonntagnachmittag kehrten die ÖBB nach dem Nachlassen des Flüchtlingszustroms aus Ungarn auf der Westbahnstrecke, also von Wien Richtung Deutschland, zum Regelbetrieb zurück. Die Lage habe sich stabilisiert, Sonderzüge würden vorläufig nicht mehr benötigt.

Über die Facebook-Seite "Wir helfen" informiert die Caritas, welche Spenden benötigt werden.