Tierflüsterer raten Hundehaltern: "Vertrauen Sie auf Ihre Intuition"

Von Ulrike Griessl   11.März 2015

Was können wir von unseren Haustieren lernen? Wie erziehen wir sie richtig? Diesen und anderen Fragen widmen sich der Verhaltensbiologe Laurent Amann und der Mentaltrainer Asim Aliloski in ihrem Buch "Mein Hund hat eine Seele", das innerhalb weniger Wochen zum Bestseller wurde. Die OÖNachrichten haben mit den Autoren gesprochen.

Es gibt viele Ratgeber für Hundebesitzer, wie erklären Sie sich den Erfolg Ihres Buches?

Aliloski: Die vergangenen Jahre haben sich viele Hundebesitzer damit beschäftigt, was sie ihren Vierbeinern beibringen können. Wir haben den Spieß umgedreht. In unserem Buch geht es darum, was wir von unseren Tieren lernen können. Außerdem stellen wir bei der Hundeerziehung vieles auf den Kopf. Es geht wieder mehr darum, seiner Intuition zu vertrauen und nicht starren Erziehungsregeln. Das dürfte die Menschen interessieren.

Ein Kapitel Ihres Buches ist dem Thema gewidmet, wie man zum Rudelführer mit Ausstrahlung wird. Können Sie kurz umreißen, wie das funktioniert?

Amann: Damit sich ein Hund in unserer Menschenwelt zurechtfinden kann, benötigt er Führung. Diese hat nichts mit Stress oder Gewalt zu tun. In der Natur erkämpft sich der Leitwolf diese wichtige Rolle auch nicht, aber er kann sie sich mit bestimmten Führungsqualitäten verdienen, die auch jeder Hundebesitzer bei sich erwecken sollte: Er muss Sicherheit ausstrahlen, Entscheidungen treffen können, Ruhe und Gelassenheit praktizieren, mit Klarheit kommunizieren und mit Mitgefühl handeln.

Sie behaupten, Hunde kommunizieren mit Menschen hauptsächlich mental? Woher wissen Sie das?

Aliloski: Viele Hundebesitzer quälen sich mit unzähligen Erziehungsregeln, aber der Hund gehorcht nicht. Und das, obwohl sie mit ihrer Stimme und ihrer Körpersprache alles richtig zu machen scheinen. Wenn Sie wollen, dass Ihr Hund "Sitz" macht, dabei aber daran denken, den Spüler auszuräumen, wird es nicht klappen. Hunde sind tolle Mentaltrainer, die sich Besitzer wünschen, die mit ihren Gedanken nicht ständig herumschweifen. In der Meditation nennt man das "Im Hier und Jetzt sein".

Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Tiere oft Krankheitsbilder ihrer Besitzer übernehmen. Wie soll das funktionieren?

Aliloski: Dieses Phänomen ist auch bei Menschen zu beobachten. Wenn es Ihnen nicht gut geht und jemand leidet mit Ihnen, dann fühlen Sie sich zunächst entlastet. Hunde können auch unser Leid teilen. Ihre Aufgabe ist es aber nicht, unser Leid zu verringern, sondern uns zu helfen, uns auf unsere eigenen Probleme aufmerksam zu machen. Wenn wir aber nicht auf sie hören, also nicht auf die Zeichen unserer Hunde achten, dann spiegeln sie unser Verhalten oder werden krank.

Haben Sie ein Beispiel dafür?

Amann: Ja, sicher. Als mein Hund "Rio" als Welpe zu mir kam, bereitete mir große Sorgen. Er weigerte sich zu fressen. Nicht einmal das beste Futter konnte ihn überzeugen. Ich war verzweifelt und fragte mich, warum ich einen Hund habe, der sich weigert zu fressen. Und dann kam mir ein Geistesblitz: Mir wurde plötzlich klar, dass ich selbst gerade in einer stressigen Lebensphase war und immer weniger aß. Ich begann mich daraufhin mit gesunder Ernährung für mich und Hunde zu befassen und mir wurde dabei klar, dass ich selbst eine Essstörung hatte. Ich suchte mir Hilfe, eroberte mir meinen Appetit zurück und siehe da, Rio, bekam auch wieder Lust auf sein Futter. So wurde mir bewusst, dass Rios Verhalten etwas mit mir zu tun hatte. Mit den Jahren stieß ich auf ähnliche Muster bei meinen Kunden und ihren Hunden, die ich betreute.

"Mein Hund hat eine Seele", Laurent Amann & Asim Aliloski, Goldegg-Verlag, 19,95 Euro.