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Schrecken im Gemeindebau: "Der Täter ist von hier"

14. Mai 2018, 00:05 Uhr
Schrecken im Gemeindebau: "Der Täter ist von hier"
Bestatter transportierten den Leichnam des Mädchens in einem Sarg aus dem Gemeindebau ab. Bild: APA

WIEN. Mord an Siebenjähriger in Wien: Der Leichnam der erstochenen Hadish wurde in einem Müllcontainer gefunden.

Blumen, Kerzen und Plüschtiere haben die Bewohner im Innenhof des "Dittes-Hofs" in der Heiligenstädter Straße aufgestellt, nachdem dort Samstag früh ein totes Kind in einem Müllcontainer gefunden worden war. Es ist ein stiller Schrecken, der im Döblinger Gemeindebau herrscht. Wortlos kommt eine Frau zu der Stelle unweit des kleinen Spielplatzes und zündet eine weitere Kerze an.

Auf diesem Spielplatz im 19. Wiener Gemeindebezirk, der auf ein paar wenigen Quadratmetern eine Wippe und eine Schaukel bietet, wurde die siebenjährige Volksschülerin Hadish am Freitagnachmittag gegen 15 Uhr zuletzt lebend gesehen. Die Vermisstenanzeige wurde gegen 23.30 Uhr von einem Angehörigen auf einer nahen Polizeidienststelle aufgegeben. Warum die Eltern mehr als acht Stunden warteten, ehe sie das Verschwinden ihrer Tochter anzeigten, ist unklar.

Schrecken im Gemeindebau: "Der Täter ist von hier"
Im Dittes-Hof saß der Schock am gestrigen Muttertag noch tief. Bild: APA

Fundort großräumig abgesperrt

Die Polizei nahm, nachdem die Ermittlungen am Freitagabend keinen Erfolg gebracht hatten, am Samstag in den Morgenstunden die Suche nach der Schülerin wieder auf, man plante auch den Einsatz von Spürhunden. Dazu sollte es nicht mehr kommen. Als dann in der Früh Mitarbeiter der Müllabfuhr (MA48) die großen, schwarzen Container im Eingangsbereich des Dittes-Hofs entleeren wollten, kam es schließlich um 8.30 Uhr zu dem grausigen Fund. Der unweit des Bundeskriminalamts gelegene Fundort wurde von dutzenden Polizeibeamten großräumig abgesperrt. Am Samstagabend bestätigte die Wiener Polizei schließlich, dass es sich bei der Leiche im Müllcontainer um die vermisste Siebenjährige handelte.

Video: In Wien-Döbling ist am Samstag ein siebenjähriges Mädchen tot in einem Müllcontainer gefunden worden. Mittlerweile steht fest, dass es durch einen Stich in den Hals gestorben ist.

Im Gemeindebau sitzt der Schock seither tief. Viele Bewohner sind überzeugt, dass der Täter aus ihrer Mitte kommt. Auch ein junger Mann steht am gestrigen Muttertag nahe an der von den Gemeindebaubewohnern spontan hergerichteten Gedenkstelle. Er ist ein Cousin von Hadish und ebenso wie sie tschetschenischer Herkunft. "Die Nachbarn haben oft geschimpft, wenn sie mit ihren Geschwistern und Freundinnen im Innenhof gespielt hat", sagt er.

Auch habe es manche gestört, dass es sich bei der Familie um Muslime handle. Diese fühle sich nicht mehr sicher im Gemeindebau und werde wohl ausziehen, erzählt der junge, bleiche, mit einem Trainingsanzug bekleidete Mann mit dem dünnen Bart.

"Der wusste, was er macht"

Er habe vergangene Nacht kein Auge zugemacht, und eines wisse er sicher: "Der Täter ist von hier. Der wusste, was er macht", sagt er. Mit "von hier" meint er, dass er einen der Bewohner des Ende der 1920er-Jahre erbauten, dunkelgelben Gemeindebaus verdächtigt. Das sei so, weil der Täter wusste, dass der Müll am Samstag entleert wird, meint er – und wegen der Anfeindungen, mit denen sich die Familie seit längerem konfrontiert gesehen habe.

Die Obduktion des Leichnams am Sonntag ergab, dass das Mädchen durch einen Stich in den Hals getötet worden war. Hinweise auf ein Sexualverbrechen wurden keine gefunden. Auch gestern wurden noch Bewohner des Gemeindebaus und Angehörige des Opfers von der Polizei befragt.

Schrecken im Gemeindebau: "Der Täter ist von hier"
Der Tatort wurde abgesperrt. Bild: APA

Polizei hält sich bedeckt

Mit Einzelheiten hielt sich die Exekutive auch gestern noch sehr bedeckt: "Aus kriminaltaktischen Gründen werden zu den derzeitigen Ermittlungen keine weiteren Angaben gemacht", sagte Polizeisprecherin Irina Steirer. Ermittelt werde derzeit in alle Richtungen.

Ein anderer Bewohner des Dittes-Hofs ist durch die Tat vorsichtig geworden. "Leute, die man nicht kennt, machen jetzt misstrauisch", sagt er – und da würde man jetzt eher gleich die Polizei rufen.

Neugierige Besucher

Ein solcher Unbekannter hat sich am Sonntag in den Gemeindebau begeben. Aus Neugier. Der junge Mann sagt, er habe von dem Mordfall im Internet gelesen und sei nun hier, weil er das schrecklich finde. Ansonsten weiß er von allerlei Gerüchten zu berichten, die er auf diversen Social-Media-Plattformen aufgeschnappt habe.

Die meisten Bewohner des Dittes-Hofs wollen angesichts des schrecklichen Vorfalls aber nicht mit Journalisten sprechen, gedenken stattdessen des kleinen Mädchens, entzünden im Stillen eine weitere Kerze und platzieren sie bei den vielen anderen. Manche stellen sich kurz für ein paar Worte zusammen und gehen dann wieder.

"Die Leute sind schockiert, besonders dann, wenn sie selber kleine Kinder haben", sagt ein Mann, der gerade mit seiner Familie zu einem Sonntagsspaziergang aufbricht. Nach der schrecklichen Bluttat ist die Welt im Gemeindebau nicht mehr heil. (hip)

 
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