Pyramidenspiel-Prozess: Ex-Polizist als brisanter Zeuge
GRAZ. Im Grazer Straflandesgericht ist am Montag der Prozess wegen eines großangelegten Pyramidenspiels in der Weststeiermark fortgesetzt worden.
Sieben Angeklagte müssen sich wegen ihrer Teilnahme am sogenannten "Schenkkreis" verantworten, außerdem wird ihnen Betrug vorgeworfen. Nachdem rund 70 Zeugen bereits gehört wurden, kam der ehemalige Chefermittler zu Wort.
"Zehn Jahre hat es gedauert, bis das bei mir gelandet ist", verwies Richter Andreas Rom zu Beginn auf die lange Verfahrensdauer. Der Chefermittler, der mittlerweile in Pension ist, war seit Prozessbeginn Anfang Oktober immer wieder von den Angeklagten erwähnt worden. Er soll die Protokolle nicht ganz korrekt verfasst haben, um die von ihm gewünschten Vernehmungsergebnisse zu bekommen. Angedeutet wurde auch, die Erhebungen hätten aus persönlichen Gründen begonnen, weil der Polizist bei einer Beförderung übergangen worden wäre - sein angeblicher Konkurrent sitzt mittlerweile auch auf der Anklagebank.
Das stellte der Zeuge entschieden in Abrede. Er selbst habe erst von einer Journalistin erfahren, dass es ein weitverzweigtes Pyramidenspiel geben solle. Er fragte seine Kollegen und bekam die Antwort: "Das weiß eh jeder". Also begann er zu ermitteln "und plötzlich meldeten sich 50 Geschädigte". Es folgten Hausdurchsuchungen, die jede Menge Material zutage brachten. Die Vernehmungen waren schwierig "die Beschuldigten sind zuerst einfach nicht gekommen". Nach jeder Befragung gab es am nächsten Tag Beschwerden über einen Rechtsanwalt, es wurde mit Dienstaufsichtsbeschwerde und Befangenheitsanzeigen gedroht, erzählte der Zeuge.
Einer der Vorwürfe lautete, die Protokolle seien "vorgefertigt" gewesen. "Es stimmt, die Fragen waren vorgegeben, die waren von mir, auch wenn andere die Befragung durchgeführt haben. Nur so war es möglich, ein Ergebnis zu liefern", lautete die Erklärung.