Prost auf Josef F. in Warschauer Pub
AMSTETTEN/WARSCHAU. In Polens Hauptstadt soll eine Kneipe „Zum Fritzl“ aufsperren. Auf dem Logo prangt die Visage des Amstettner Inzestvaters. Entweder ist es schlechter Geschmack oder ein Fake.
Ein Vergewaltiger und Inzestvater als Taufpate eines Pubs: Die Managerin einer Kneipe im Warschauer Stadtteil „Neue Welt“ sei sich bewusst, dass der Name Widerstand heraufbeschwört, berichtete der Fernsehsender „TVN24“ und in der Folge das Nachrichtenmagazin „Direkt“ („Wprost“).
Auf einer Facebook-Seite wurde jedenfalls zur Eröffnung eines neuen Pubs geladen, das „U Fritzla“ („Zum Fritzl“) heißen soll. Dass es sich bei dem Namenspaten um den zu lebenslanger Haft verurteilten Amstettner Inzestvater handelt, liegt klar auf der Hand. Die mit der Einladung verschickten Bilder zeigen Josef F. als Titelfigur der Bierstube.
Die Managerin, die den Fernsehsender nur ihren Vornamen Anna bekanntgeben ließ, rechtfertigte die Namensgebung mit einem „Marketing-Trick“. Das Lokal nach dem Gewalttäter aus Amstetten zu benennen ist ihren Angaben gegenüber „TVN24“ Ausfluss von „schwarzem Humor“.
Polnischen Internetbenutzern ist der Spaß aber zu dunkel geraten. Längst läuft im Web eine heftige Debatte über den guten Geschmack und was die Grenze von harmloser Blödelei überschreitet. „Als Einwohner von Warschau darf ich mit einer solchen menschlichen Dummheit oder der gefühllosen geschäftlichen Einstellung seitens der Besitzer nicht einverstanden sein“, wird User Patryk aus der polnischen Hauptstadt zitiert. Die Managerin wiederum hat gegenüber dem TV-Sender erklärt, dass sie mit der ungewöhnlichen Namensgebung des Pubs niemanden verletzen habe wollen. Bei einer Umfrage, die sie vor der geplanten Eröffnung durchgeführt habe, hätten 89 Prozent keine Bedenken gegen das „Zum Fritzl“ geäußert. Wenn es aber gehäuft Proteste gebe, werde sie an eine Änderung des Namens denken.
Der nach wie vor für die Familie tätige und vom Land NÖ bestellte Opferanwalt Christoph Herbst hat bislang noch keine rechtlichen Schritte gegen das Beisl in Polen eingeleitet. Die Kanzlei erfuhr von der Debatte, die gegenwärtig im polnischen Internet wogt, erst von den OÖNachrichten.
Zu prüfen wird vorerst noch sein, ob es tatsächlich eine Kneipe mit dem Konterfei von Josef F. in Warschau geben wird. Das Lokal soll sich an der Adresse Nowy Swiat 27 (Neue Welt) befinden. In demselben Haus mit derselben Anschrift ist aber auch ein sehr beliebtes Kulturzentrum der Warschauer Alternativszene ansässig. Nicht ausgeschlossen werden kann, dass es sich auch um eine künstliche Aufregung durch einen Fake im Internet handelt. Es bedarf keiner großen Kunst für Leute, die sich für Spaßvögel halten, eine Lokaleröffnung vorzutäuschen und eine Party, die dann gar nicht stattfindet, auf Facebook einzuladen. Die Stellen in Österreich warten vorerst ab.
Inzestfall von Amstetten
Der heute 77-jährige Josef F. hat seine Tochter 24 Jahre in ein Verlies gesperrt, sie vergewaltigt und sieben Kinder gezeugt. Er verbüßt eine lebenslange Haft.