Nachdem er in der Praterstraße eine Familie angegriffen und lebensgefährlich verletzt hatte, stach er am Praterstern auf einen 20-jährigen Bekannten ein. Der Zustand des 67-jährigen Familienvaters, alle übrigen Opfer sind außer Lebensgefahr.
Für die erste Tat nahe des Nestroyplatzes, bei der er eine dreiköpfige Familie angriff, nannte er "schlechte aggressive Stimmung sowie Wut auf seine gesamte Lebenssituation" als Motiv, berichtete Polizeisprecher Patrick Maierhofer am Donnerstag.
Die dreiköpfige Familie - der 67-jährige Vater, die 56-jährige Mutter und die 17-jährige Tochter - dürften gerade aus dem Lokal gekommen sein, als sie der Täter mit einem Klappmesser attackierte. Der Vater, ein Mediziner, musste reanimiert werden. Ein Tatzeuge flüchtete nach dem Angriff in ein Lokal. "Dem wollte der Beschuldigte nachgehen, nachdem die Tür von innen versperrt wurde, hat er mit dem Messer in der Hand gegen die Scheibe geschlagen und sich dabei an der Hand verletzt", berichtete Polizeisprecher Patrick Maierhofer.
Rund eine halbe Stunde später hatte der Afghane am Praterstern einen Landsmann attackiert. Ihn machte er für seine Drogensucht verantwortlich. Die Frage, ob die Tat auch politisch motiviert war, verneinte der 23-Jährige eindeutig. Mittlerweile sei er eigenen Angaben zufolge aber clean, auch Alkohol habe er vor den Attacken nicht konsumiert, sagte der Afghane. Die Frage, ob die Tat auch politisch motiviert war, verneinte der 23-Jährige eindeutig.
Der 23-jährige Verdächtige war noch am Mittwochabend bei einer Sofortfahndung nach der zweiten Attacke festgenommen worden. Er hatte zwei Messer bei sich, diese wurden von der Polizei sichergestellt. Der Afghane befand sich am Donnerstag noch in Polizeigewahrsam und soll nach den Vernehmungen in die Justizanstalt Josefstadt gebracht werden.
Die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes entdeckte am Donnerstag unweit des ersten Tatorts am Nestroyplatz eine Blutspur. Diese führte zum Treppelweg am Donaukanal und dürfte vom 23-Jährigen stammen. Im Einsatz waren auch Spürhunde der Polizei.
Etwa jedem dritten Afghanen, der in Österreich um Asyl ansucht, wird laut Zahlen des Innenministeriums kein Schutz in Österreich gewährt. Sie haben entweder die Möglichkeit, Österreich wieder freiwillig zu verlassen, oder sie werden abgeschoben. Hunderte Afghanen wurden im Vorjahr aus Österreich zwangsweise nach Afghanistan gebracht. Exakte Zahlen dazu werden vom Innenministerium aber nicht veröffentlicht.
Die österreichischen Asylbehörden bewerten die Sicherheitslage in Afghanistan als ausreichend gut, um Menschen dahin zurückzuschicken. Dieser Bewertung widerspricht Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne) vehement: "Das Außenministerium warnt Reisende vor Terroranschlägen und kriminellen Übergriffen im ganzen Land, und die Asylbehörden bewerten die Lage als sicher. Da passt etwas nicht zusammen."
Straftäter müsse man abschieben, sagt Anschober: "Bei verurteilten Kriminellen wollen wir keine Toleranz zeigen." Bei allen anderen fordert Anschober, Abschiebungen nach Afghanistan vorübergehend auszusetzen. In Deutschland sei das bereits gängige Praxis. Das Außenministerium müsse zuerst einen aktuellen Lagebericht für Afghanistan anfertigen, um die Sicherheitslage besser beurteilen zu können.
Von 8037 Asylwerbern, die derzeit in Oberösterreich untergebracht sind, stammen 4494 aus Afghanistan. Sie haben die Syrer als größte Asylwerber-Gruppe überholt. (hip)