Lungenkranker zahlte 20.000 Euro an Spitals-Arzt: Prozess
WIEN. Am Donnerstag ist am Wiener Landesgericht ein Strafprozess gegen einen Arzt wegen Vorteilsannahme eröffnet worden. Der Angeklagte soll in seiner Privatpraxis von einem Patienten 20.000 Euro kassiert haben und diesem dafür versprochen haben, er werde ihn auf die Lungentransplantationsliste im AKH setzen lassen.
Dabei war der Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Pulmologie gar nicht auf der Abteilung für Thoraxchirurgie tätig, wie deren Leiter Walter Klepetko betonte, der in dem Verfahren als Zeuge vernommen wurde.
Zu Beginn des Falles hatte sich der Sohn des Lungenkranken aus Griechenland ans AKH gewandt, "da die Situation meines Vaters schlimm war", wie der 39-Jährige am Nachmittag am Landesgericht berichtete. Der ehemalige Kampfpilot litt an einer Lungenfibrose. Mehrere Leute hätten ihm darauf das Wiener AKH empfohlen.
Der 39-jährige Sohn, der in Tirol studiert hatte und daher sehr gut Deutsch spricht, kontaktierte die Telefonvermittlung des AKH, wo er sein Anliegen vorbrachte. Er wurde aber nicht an die Thoraxchirurgie verwiesen, sondern landete in einer anderen Abteilung, wo er mit dem Angeklagten verbunden wurde. Dieser habe ihm empfohlen, "so schnell wie möglich nach Wien zu kommen, um sich die Situation anzuschauen". Dem kam man nach. Der Angeklagte übernahm im September 2015 die Behandlung - allerdings in seiner Privatordination. Viel sei dort nicht passiert, betonte der 39-Jährige.
Arzt gibt zu, dass 20.000 Euro bezahlt wurden
Der Angeklagte und sein Verteidiger Werner Tomanek stellten nicht in Abrede, dass 20.000 Euro bezahlt wurden. Dabei habe es sich aber um eine Akontozahlung für die tatsächlich erfolgte Behandlung bzw. einen Kostenvorschuss gehandelt. Er habe sich intensiv um den Patienten gekümmert, mit Lungen-Spezialisten am AKH ausführlich gesprochen und unter Einbeziehung von CT-Bildern und Labor-Befunden den Fall diskutiert, versicherte der Angeklagte. "Von einer Lungen-Transplantation sei nie die Rede gewesen. "Er kann das nicht, macht das nicht und hat das auch nicht notwendig", meinte Verteidiger Tomanek über seinen Mandanten.
Der Arzt und dessen mitbeschuldigter Bekannter hätten ihm erklärt, "dass gefüttert werden muss, dass man schnell zu einer Operation kommt", schilderte der Sohn. Die 20.000 Euro habe man "so schnell wie möglich" aufbringen müssen. Am 3. November 2015 habe der Zweitangeklagte dann weitere 20.000 Euro gefordert, "damit motiviert wird", wie der 39-Jährige zu Protokoll gab. "Die nächste Lunge ist für deinen Vater", habe es geheißen.
Fest steht, dass sich das Befinden des Patienten im November 2015 derart verschlechterte, dass er ins AKH eingeliefert und auf der Intensivstation behandelt werden musste. Erst zu diesem Zeitpunkt erlangte die Abteilung für Thoraxchirurgie von dem griechischen Patienten Kenntnis, wo nach einigem Abwägen und völlig losgelöst vom angeklagten Arzt tatsächlich eine Lungentransplantation durchgeführt wurde, die erfolgreich verlief.
Dass der beschuldigte ehemalige Oberarzt privat Geld kassiert hatte, wurde über einen im AKH tätigen Seelsorger bekannt, der Griechisch spricht und dem die betroffene Familie von den Vorgängen berichtet hatte. Der Verdächtige wurde außer Dienst gestellt, der Sachverhalt zur Anzeige gebracht.
Die Verhandlung wird Mitte Jänner fortgesetzt.
"Verteidiger Werner Tomanek"
Das ist in einem Artikel üblicherweise die verdeckte Botschaft, dass da jemand viel Dreck am Stecken hat und sich deswegen einen medienbekannten Anwalt für "spezielle" Fälle nimmt.