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20 Jahre nach Oberwart-Attentat

04. Februar 2015, 00:04 Uhr
Heute vor 20 Jahren: Vier Roma starben in Oberwart durch Sprengfalle
Ein Mahnmal erinnert seit Jahren an die vier Opfer von Oberwart. Bild: APA

OBERWART. Einer der schwersten Sprengstoffanschläge nach dem Zweiten Weltkrieg erschütterte vor 20 Jahren Oberwart im Burgenland und ganz Österreich. Das Attentat hatte einen extrem fremdenfeindlichen Hintergrund.

Als Täter konnte 1997 Franz Fuchs (damals 47) ausgeforscht werden.

Die Rohrbombe, die am 4. Februar 1995 kurz vor Mitternacht Peter Sarközi (27), Josef Simon (40) sowie Karl (22) und Erwin Horvath (18) tötete, war an einem Schild mit der Aufschrift "Roma zurück nach Indien" angebracht. Beim Versuch, dieses Schild zu entfernen, explodierte der aus rund 150 Gramm gedämmtem Nitroglycerin bestehende Sprengsatz, der nicht erkennbar im Rohr platziert war.

Tödliche Konstruktion

Erst in den Morgenstunden wurden die Leichen der vier Männer entdeckt. "Sie haben in den Nächten davor öfter Kontrollgänge gemacht, weil immer wieder ein fremdes Auto in der Nähe aufgetaucht war und die Hunde angeschlagen hatten", sagt Manuela Horvath (30), deren beide Cousins bei dem Anschlag ums Leben kamen. Auf einer Kreuzung, rund 250 Meter von der Siedlung entfernt, hatten die vier Männer ein vermeintliches Verkehrszeichen entdeckt.

Die Bombe bestand aus einem Kunststoffsockel, einem etwa 1,20 Meter hohen Rohr sowie der darauf befestigten Tafel. Als einer der vier Roma den Gegenstand aufhob, löste das den Zündmechanismus aus. Der Sprengstoff befand sich im oberen Drittel des Rohres, sodass die Splitter bei der Explosion den Brustkorb der Umstehenden treffen mussten.

Manuela Horvath war damals zehn Jahre alt: "Ich bin vor dem Fernseher gesessen, es war nach 23 Uhr, auf einmal gab es einen sehr lauten Knall." Erst in der Früh habe ihr taubstummer Onkel Nachschau gehalten und die vier Toten gefunden. "Wir Kinder wurden aufgeweckt, alle waren vor Angst wie gelähmt." Die Folgen waren auch für die Kinder in der Roma-Siedlung gravierend: "Wir durften von da an nur noch in Begleitung von Erwachsenen draußen spielen und keine Sachen mehr berühren."

Attentäter erhängte sich

Wie sich bei den Ermittlungen herausstellte, enthielt die Bombe denselben Sprengstoff wie jene Briefbomben, die ab 1993 verschiedenste Adressaten (darunter Wiens Bürgermeister Helmut Zilk) zum Teil schwer verletzt hatten. Gebaut wurden die Sprengfallen von Franz Fuchs, einem Südsteirer, der unter dem Pseudonym "Bajuwarische Befreiungsarmee" (BBA) agierte.

Zur Festnahme von Franz Fuchs am 1. Oktober 1997 kam es bei einer zufälligen Fahrzeugkontrolle. Anstatt den Gendarmen seine Papiere zu geben, zündete Fuchs eine Rohrbombe, die ihm beide Unterarme wegriss. In seiner Wohnung wurden dann insgesamt 1,7 Kilo Nitrocellulose sowie 80 Gramm Nitroglycerin gefunden.

Der Prozess am Grazer Landesgericht gegen Fuchs begann 1999: Der damals 49-Jährige schrie fortlaufend Hasstiraden gegen Staat, Justiz und Ausländer. Das Urteil wegen der Anschläge und Morde lautete auf lebenslange Haft und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Am 26. Februar 2000 erhängte sich Franz Fuchs in der Haft.

 

Gegen das Vergessen

Die Gedenkfeier zur Erinnerung an das Bombenattentat beginnt heute um 19 Uhr auf dem Hauptplatz von Oberwart. In einem Lichterzug gehen die Teilnehmer zum Gedenkplatz in der Roma-Siedlung am Ortsrand. Dort werden Bundespräsident Heinz Fischer, der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ), Altbischof Paul Iby und der Volksgruppenbeirats-Vorsitzende Rudolf Sarközy zu den Teilnehmern sprechen.
„Das Gedenken an die Opfer ist für uns eine bleibende Verpflichtung, mit aller Entschlossenheit gegen Fremdenhass und Hetze aufzutreten. Denn der rassistisch motivierte Vierfach-Mord hat gezeigt, wohin Rassismus führen kann“, war bereits gestern der Tenor von Stellungnahmen zur heutigen Gedenkveranstaltung.

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