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Ein Wasserträger als Olympia-Held

Von Bernhard Lichtenberger, 11. April 2015, 00:04 Uhr
Spyridon Louis
»Dieser Moment war unvorstellbar«, sagte Spyridon Louis vier Jahrzehnte nach dem Sieg seines Lebens. Bild: archiv

10. April 1896: Der griechische Bauernsohn Spyridon Louis gewinnt bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit überraschend den Marathon-Lauf, der es damals noch nicht auf exakt 42,195 Kilometer brachte.

  • 10. April 1896: Der griechische Bauernsohn Spyridon Louis gewinnt bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit überraschend den Marathon-Lauf, der es damals noch nicht auf exakt 42,195 Kilometer brachte. 

Spyridon Louis

Vor 119 Jahren wurden Meter und Sekunden noch ohne „runtastic“ aufgezeichnet. Es gab weder atmungsaktive Sportshirts noch offizielle Energietankstellen mit isotonischen Getränken. Dessen ungeachtet lief am 10. April 1896 der damals 23-jährige griechische Bauernsohn Spyridon Louis als Marathon-Sieger der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen in die Geschichtsbücher. Sein antiker Vorläufer, für dessen überlieferte Rennerei kein Historiker die Hand ins olympische Feuer legte, hieß Phidippides. Der Soldat soll 490 vor Christus in voller Montur von Marathon nach Athen gehetzt sein, um die frohe Kunde vom Sieg der Griechen über die Perser zu überbringen – und tot umzufallen.

Während diese Legende den Zweifeln nicht entkommt, war am Amateurstatus von Spyridon „Spyros“ Louis nicht zu rütteln. Der junge Mann aus dem Athener Vorort Maroussi verdingte sich als Wasserträger, der täglich zu Fuß die Hauptstadt mit Frischwasser belieferte. Vom Offizier seiner Militärzeit angestoßen, nahm Louis an einem Vorbereitungslauf teil und schaffte es in das aus 13 Startern bestehende griechische Marathon-Team.

Die Wein-Anekdote

Beim olympischen Rennen zollte die ausländische Konkurrenz – ein Ungar, ein Australier, ein Franzose und ein Amerikaner – ihrem zu ambitionierten Anfangstempo Tribut. Aus einem offiziellen Bericht ist abzulesen, dass Louis eine gewisse Gelassenheit eigen war: „Als Spyros Louis aus Maroussi bei einem Wirtshaus in Pikermi vorbeikommt, trinkt er ein Glas Wein, erkundigt sich nach den vordersten Läufern und versichert mit Bestimmtheit, dass er sie erreichen und überholen werde.“ Tatsächlich zeigt der Ausdauernde nach 2:58,50 Stunden und damals „nur“ 40 Kilometern dem Rest des Feldes den Rücken.

Die Wein-Anekdote rückte sein gleichnamiger Enkel Spyridon Louis vor den Sommerspielen 2004 in Athen ins Reich der Legenden. „Seine Freundin gab ihm eine halbe Orange und sein Schwiegervater in spe einen Cognac“, sagt der Nachfahre und legt eine weitere Geschichte nach. Sein Großvater wurde nach der Heldentat im Panathenäischen Stadion von „Funktionären“ fast genötigt, sich die Beine lockern und durchkneten zu lassen. Dem Olympiasieger war moderne Sportmassage jedoch fremd. „Eine Schande, fasst mich nicht an“, schrie er.

„Lasst mich hier raus, ich will nach Hause und mit meinen Freunden feiern.“ Der Triumph bescherte ihm einen Silberbecher und eine Silbermedaille (Goldmedaillen für den Sieger gab es erst ab 1904). Den Pokal ließ der Enkel 2012 bei Christie’s in London versteigern – das Stück erzielte 541.250 britische Pfund.

Bis heute wird Spyridon Louis, der nach seinem Erfolg nie wieder an einem offiziellen Wettkampf teilnahm und 1940 mit 67 Jahren einem Herzinfarkt erlag, als Nationalheld geachtet. 1955 erhielt er ein Ehrengrab.

 

Olympische Spiele

Olympia
Die fünf Ringe sind das Symbol für die olympischen Spiele, an denen Athleten aus allen Erdteilen teilnehmen. Bild: (EPA)

Die Olympischen Spiele

Der französische Historiker und Pädagoge Pierre de Coubertin gründete 1894 das Internationale Olympische Komitee. Auf Initiative des Barons wurden die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit von
6. bis 15. April 1896 in Athen ausgetragen.

Damals nahmen 295 Sportler aus 13 Nationen teil, Frauen durften nur zuschauen. Zum ersten Olympiasieger krönte sich der US-Amerikaner James Connolly, der den Dreisprung mit mehr als einem Meter Vorsprung gewann.

 

Das Jahr 1896

George Carmack
George Carmack löste im Jahr 1896 einen Goldrausch im kanadischen Yukon-Gebiet aus. Bild: (Archiv)

Das geschah im Jahr 1896
 

  • 3. April: Wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in Athen erscheint die erste Ausgabe der italienischen Zeitung „La Gazzetta dello Sport“.
     
  • Mitte April: Was heute als „Königin der Klassiker“ im Radsport gilt, erlebt seine Premiere: das Rennen Paris-Roubaix mit seinen schwierigen Kopfsteinpflaster-Passagen. Der erste Sieger kommt aus Deutschland und heißt Josef Fischer.
     
  • 12. April: In Hannover wird der „Hannoversche Fußball-Club von 1896“ gegründet – der vorerst nur Rugby spielt. Erst 1899 wendet man sich dem Fußball zu.
     
  • 16. August: Am Klondike River im kanadischen Yukon-Gebiet findet der Amerikaner George Carmack Gold. Diese Nachricht löst ein Jahr später einen Goldrausch aus.
     
  • 17. August: Die Engländerin Bridget Driscoll wird in London von einem etwas mehr als 6 km/h fahrenden Auto niedergestoßen und stirbt. Sie gilt als erster Mensch, der durch einen Verkehrsunfall ums Leben kam, an dem ein Automobil beteiligt war.
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