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Das Festival nicht für jedermann

Von Silvia Nagl, 22. August 2015, 00:04 Uhr
La Traviata
Mancher Star wurde in Salzburg entdeckt: Anna Netrebko und Rolando Villazón 2005 in „La traviata“ Bild: (ORF)

Salzburger Festspiele: Vor 95 Jahren, am 22. August 1920, schallten erstmals die „Jedermann“-Rufe über den Salzburger Domplatz: die Grundsteinlegung für die weltberühmten und bedeutenden Festspiele. Ja, und für den „Rosenkavalier“ morgen gibt es noch Karten um 357 oder 595 Euro...

  • Salzburger Festspiele: Vor 95 Jahren, am 22. August 1920, schallten erstmals die „Jedermann“-Rufe über den Salzburger Domplatz: die Grundsteinlegung für die weltberühmten und bedeutenden Festspiele.
  • Ja, und für den „Rosenkavalier“ morgen gibt es noch Karten um 357 oder 595 Euro...

Dieser „Bastard aus deutsch-österreichischem Wurzelgrund, katholischer Restauration und Kommerz“ sei einer „der merkwürdigsten Theaterkulte der Neuzeit“, schrieb Andres Müry in seinem vor einigen Jahren erschienenen Buch „Jedermann darf nicht sterben“ über den „Jedermann“, der am 22. August 1920 die Salzburger Festspiele begründete.

Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ wurde 1911 in Berlin unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt, ab 1920 dann in Salzburg. Nur die Jahre 1922 bis 1925 sowie die Zeit des Nationalsozialismus von 1938 bis 1945 waren „Jedermann“-los.
Erstmals wurden 1922 Opern bei den Festspielen aufgeführt, damals noch Gastspiele der Wiener Staatsoper unter Richard Strauss und Franz Schalk: Mozarts „Figaro“, „Così fan tutte“, „Don Giovanni“ und „Die Entführung aus dem Serail“.

Das Festival nicht für jedermann
„Jedermann“ 1920 (Alexander Moissi und Johann Terwan) Bild: OON

1924 wurden die Festspiele abgesagt. Kaum begonnen, schien der Traum von den „einmaligen Spielen mit festlichem Charakter“, wie ihn Hofmannsthal definiert hatte, schon wieder ausgeträumt. Erstmals wurde auf die wirtschaftliche Bedeutung solcher Spiele hingewiesen, und Salzburg bewilligte daraufhin eine Subvention von 40 Millionen Kronen, um eine Fortsetzung der Spiele ab 1925 zu finanzieren. Die Weichen für das hochdotierte, ewig umstrittene Kunstspektakel waren gestellt... .

Ende der 1930er Jahre war aus dem Festival schon ein großer Kunstbetrieb geworden. Hatten die ersten Festspiele noch knapp eine Woche gedauert, dehnte sich das Programmangebot seit 1928 über den auch bis heute üblichen Zeitraum von Ende Juli bis Ende August aus.

NS-Zeit, Kriegsjahre und 50er

NS-Zeit, Kriegsjahre und 50er

Ab Anfang der 30er wurde unter dem Einfluss der Nationalsozialisten für den Juden Max Reinhardt die Arbeit in Salzburg schwieriger. Ab 1938 war es jüdischen Künstlern verboten, in Salzburg mitzuwirken. Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ verschwand vom Spielplan. Die Festspiele wurden zu einem Rad in der NS-Propagandamaschine.

Das Festival nicht für jedermann
Jedermann 2015 (Hobmeier, Obonya) Bild: APA

1945 übernahmen amerikanische Truppen in Salzburg das Kommando. Sie wollten eine Wiederbelebung der Festspiele: Otto von Pasetti, der die NS-Zeit im Exil verbracht hatte, wurde mit der Organisation betraut, Baron Puthon kehrte in das Amt des Festspielpräsidenten zurück. Am 12. August wurden die Festspiele eröffnet. Hugo von Hofmannsthal kehrte auf den Spielplan zurück, dazu Mozarts „Entführung“, die via Rundfunk sogar in den USA übertragen wurde.

Parallel zur wirtschaftlichen Normalisierung und Entwicklung in Österreich erholten sich auch die Festspiele: Es gab die ersten Opern-Uraufführungen. Mit der Eröffnung des Großen Festspielhauses nach den Plänen von Clemens Holzmeister im Sommer 1960 mit Richard Strauss’ „Rosenkavalier“ begann eine neue Ära, die mit Herbert von Karajan rund drei Jahrzehnte lang untrennbar verbunden ist.

Nach der Ära Karajan

Nach der Ära Karajan

Mitte der 1980er Jahre gab es Debatten um die Philosophie der Festspiele. 1989, als die Grenzen im Ostblock fielen, wurden auch in Salzburg neue Weichen gestellt: mit dem Intendanten Gérard Mortier, der mit Schauspielchef Peter Stein neben einem rundum erneuerten Opern-Spielplan auch den Schauspiel- und Konzert-Bereich aufgewertet und Neuer Musik Platz gegeben hat. Mit dem Jetset-Trubel à la Karajan wollte er nichts mehr zu tun haben.

Die Intendanten

Die Intendanten

2002 folgte Peter Ruzicka als Intendant, der 2006 alle 22 Mozart-Opern anlässlich des 250. Geburtstages Mozarts auf den Spielplan setzte – sowohl in künstlerischer als auch wirtschaftlicher Sicht ein Rekord. 2007 bis 2010 war Jürgen Flimm Intendant, der die Festspiele unter ein jährliches „metaphysisches“ Motto stellte. Als Interimsintendant folgte ihm Markus Hinterhäuser, der zeitgenössische Akzente setzte – und ab 2016 diese Stelle für vorerst einmal fünf Jahre wieder einnimmt. Bunter und in der Auseinandersetzung mit dem Kuratorium lauter wurde es ab 2012 mit Alexander Pereira, der vorzeitig 2013 aufhörte. Ihm folgte Sven-Eric Bechtolf als künstlerischer Leiter, der auch die diesjährigen Festspiele zu verantworten hat.

Helga Rabl-Stadler Bild: APA

„Macht ist die einzige Möglichkeit, etwas zu gestalten“

Sie saß für die ÖVP im Nationalrat, als Journalistin schrieb sie als erste Frau eine Politik-Kolumne und in Salzburg schiebt Helga Rabl-Stadler als Festspiel-Präsidentin wie kaum jemand vor ihr an.

OÖNachrichten: Sie sind nun seit 20 Jahren Präsidentin der Salzburger Festspiele. Wie resümieren Sie Ihre bisherige Regentschaft?

Helga Rabl-Stadler: Wenn ich mich heute frage, was von dieser Zeit einmal bleiben wird, dann ist es meine rege Bautätigkeit. Ich habe die Häuser alle in schlechtem Zustand übernommen, weil man immer dann, wenn das Geld knapp wurde – und das ist es in einem Kunstbetrieb immer – gesagt hat: „Lass’ ma das, steck’ ma des Geld lieber ins Programm.“ Das ist verständlich, aber mir ist es gelungen, Sponsoren für den Bau zu gewinnen. Im Haus für Mozart steckt 40 Prozent privates Geld – das hat es beim Bau eines Kulturbetriebes noch nie gegeben.

Inwiefern haben Sie die Festspiele weiterentwickelt?

Ich habe vielleicht geschafft, die Festspiele in Salzburg besser zu verankern. Man darf nicht vergessen, dass wir eine Kleinstadt mit 140.000 Einwohnern sind. Da muss so ein Projekt, das Salzburg zwei Monate lang zu einer internationalen Metropole macht, auch von der Stadt und seinen Bewohnern mitgetragen werden. Niemand darf den Eindruck haben, wie es am Schluss in der von mir sehr geschätzten Karajan-Ära der Fall war, dass die Festspiele wie eine Wolke für die Reichen und Schönen über allem schweben.

Ihr Vertrag läuft bis Herbst 2017. Haben Sie zuletzt überlegt, doch noch ein, zwei Jahre länger zur Verfügung zu stehen.

Nein – nehmen Sie mich beim Wort: 2017 wird Schluss sein, meine einzige Hoffnung ist, dass ich gesund bleibe. Es ist schön, wenn man in meinem Alter noch gestalten kann. Wie viele Menschen, vor allem Frauen, können mit 67 Jahren noch Macht ausüben, um etwas weiterzubringen? Wie Sie aus meiner Wortwahl merken, fürchte ich mich nicht vor der Macht. Macht ist die einzige Möglichkeit, etwas zu gestalten.

 

 

 

Das Jahr 1920

  • 24. Februar: Im Münchner Hofbräuhaus wurde die NSDAP gegründet. Der Begriff „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ ließ viele glauben, dass sie in dieser Organisation ihre politische Heimat gefunden hätten. Auf einer öffentlichen Parteiversammlung in München war Adolf Hitler als Redner angekündigt worden.
  • 17. Oktober: Die Nationalratswahl war die erste Nationalratswahl in der Geschichte Österreichs. Die meisten Stimmen und Mandate erhielt die Christlichsoziale Partei mit Michael Mayr. Auf den zweiten Platz kam die Sozialdemokratische Arbeiterpartei unter der Führung von Karl Seitz und Karl Renner.
  • November: Im November 1920 feiert ein Medium Premiere, das die Informationsvermittlung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten radikal verändern wird: Ein US-amerikanischer Sender beginnt mit der Ausstrahlung des ersten regelmäßigen Rundfunkprogramms der Welt.
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