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Vor 70 Jahren brannte der "Steffl"

04. April 2015, 00:04 Uhr
Stephansdom
Bild: APA

Brand im Stephansdom: Augenzeugen weinten angesichts der Verwüstung. Trotz großer Not nach dem Krieg wurde das Wahrzeichen Österreichs binnen sieben Jahren wieder aufgebaut.

  • Brand im Stephansdom: Augenzeugen weinten angesichts der Verwüstung.
  • Trotz großer Not nach dem Krieg wurde das Wahrzeichen Österreichs binnen sieben Jahren wieder aufgebaut.

Als der Steffl brannte

Was vor 70 Jahren im Herzen Wiens passierte, trieb vielen entsetzten Bewohnern die Tränen in die Augen. Am 12. April 1945 stürzte die Pummerin, die größte Glocke des Stephansdoms, als Folge eines Dachbrandes in die Turmhalle herab und zerbrach. Tags darauf durchschlug eine einbrechende Stützmauer das Gewölbe des südlichen Seitenchors, das in den Dom eindringende Feuer zerstörte Chorgestühl und Chororgel, Kaiseroratorium und Lettnerkreuz. Der Stephansdom bot ein erbarmungswürdiges Bild sinnloser Zerstörung, und das fast am Ende jener Schreckenszeit, in der die Wiener nach jedem Bombenangriff bang fragten: "Steht der Steffl noch?"

100 Granaten für den Dom

Bereits am 10. April sollte der Dom dem Erdboden gleichgemacht werden. Als Vergeltung für das Hissen einer weißen Fahne auf dem Stephansdom ist der Dom mit einem Feuerschlag von 100 Granaten in Schutt und Asche zu legen. So lautete der wahnwitzige Befehl des Kommandanten einer SS-Artillerieabteilung im schon verlorenen Kampf um Wien gegen die Rote Armee.

Der aus Celle bei Hannover stammende Wehrmachtshauptmann Gerhard Klinkicht las die schriftlich übermittelte Anordnung seinen Soldaten vor und zerriss den Zettel vor aller Augen mit den Worten: "Nein, dieser Befehl wird nicht ausgeführt."

Plünderer zündeten Geschäfte an - Funkenflug ließ auch den Dom brennen. Bild: Archiv Waagner-Biro

Was der SS nicht gelang, besorgten einen Tag später Plünderer: Zum wichtigsten Zeugen der Geschehnisse vom 11. bis 13. April wurde Domkurat Lothar Kodeischka (1905–1994), der als Sakristeidirektor von St. Stephan in diesen Tagen praktisch durchgehend an Ort und Stelle war. Als am 11. April Waffen-SS und Rote Armee einander am Donaukanal gegenüberstanden, war laut Kodeischka die Nachricht aufgetaucht, SS-Einheiten würden einen Gegenstoß über die Augartenbrücke unternehmen. Teile der sowjetischen Artillerie wurden daraufhin vom Stephansplatz abgezogen. Für Stunden sei der zentrale Bereich der Innenstadt ohne Besatzung gewesen. Dies nützten Banden von Plünderern, die Feuer in den heimgesuchten Geschäften legten.

Als steinerner Zeuge des Unvergänglichen hatte der Dom über 800 Jahre hinweg "allen Widrigkeiten getrotzt, hatte Feuersbrünste, Türkenbelagerungen und Franzosenkriege überstanden. Doch in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges blieb auch St. Stephan nicht mehr verschont vor der Wut der Vernichtung. Zeitzeuge Karl Strobl beobachtete damals "eine alte Wienerin, die über den brennenden Dom weinte".

Zu den fassungslosen Betrachtern der Zerstörung gesellte sich laut Presseberichten ein Mann in ausgebeulten Hosen und mit abgeschabtem Hut, der so nebenbei bemerkte: "Na, wir werden ihn (den Dom) halt wieder aufbauen müssen." Es handelte sich um Kardinal Theodor Innitzer. Nur wenige Wochen danach, am 15. Mai 1945, ließ der Wiener Erzbischof an die Gläubigen seiner Diözese verlautbaren: "Unsere Kathedrale, den Stephansdom, wieder in seiner ursprünglichen Schönheit erstehen zu helfen, ist eine Herzenssache aller Katholiken, eine Ehrenpflicht aller."

Vor 70 Jahren brannte der "Steffl"
Von 1945 bis 1952 wurde die Kirche wieder aufgebaut. Bild: Archiv Waagner-Biro

Die Dokumentation "Der Wiener Stephansdom – Die Wiedergeburt eines Wahrzeichens" ist am Ostermontag um 20.15 Uhr auf ORF III zu sehen.

 

April 1945

April 1945

Im April 1945 brannte nicht nur der Stephansdom. Wir haben für Sie recherchiert wa noch in diesem Monat geschah.

  • 6. April: Das höchste Holzbauwerk aller Zeiten, der 190 Meter hohe Holzsendeturm des Senders Mühlacker, wird von der SS gesprengt.
  • 12. April: Nach dem Tod von Präsident Franklin D. Roosevelt wird Harry S. Truman als 33. Präsident der USA vereidigt.
  • 13. April: Wiener Operation: Sowjetischen Truppen erobern Wien.
  • 25. April: Björn Ulvaeus, schwedischer Sänger, Mitglied der Gruppe ABBA, kommt zur Welt.
  • 27. April: Von der provisorischen Regierung Renner wird die österreichische Unabhängigkeitserklärung proklamiert.
  • 30. April: Die Rote Armee hisst die sowjetische Fahne auf dem Reichstagsgebäude. Adolf Hitler, der Diktator des Dritten Reiches, begeht mit Eva Braun Selbstmord.
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