Brauchen wir das Dschungelcamp?
Heute startet auf RTL die 15. Ausgabe von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“. Einerseits beschert die Show Rekordquoten, anderseits ist das Format ein Offenbarungseid der Entertainment-Gesellschaft.
Sie können überall auftauchen: zu schrille, anmaßende Menschen, die sich politisch inkorrekt auslassen, sich beinah freiwillig emotional prostituieren, wenn sie Intimes preisgeben. Sie sind wie ein sozialer Verhaltensunfall, von dem man sich abwenden möchte, es aber nicht kann. Unter den audiovisuellen Angeboten ist das Äquivalent dazu Reality-Trash-TV wie „Dschungelcamp“. Wie unübersehbar aus dem Rahmen Fallendes leistet es uns aber dennoch Hilfreiches: Es versichert uns, welches Verhalten weitläufig als normal gilt. Tierhoden im Live-TV zu verspeisen, ist es einmal sicher nicht. In Zeiten, in denen Menschen für die Freiheit demonstrieren, sich nicht vor einer Krankheit zu schützen (frei nach Kabarettist Thomas Maurer), ist das eine gute Sache.
Einem Vorwurf entkommt das Dschungelcamp: Es baut nicht auf die Vorführung gebrochener oder sozial benachteiligter Menschen. Wer sich hier Ziegenhoden und lebende Insekten portionieren lässt, der hat nichts als Aufmerksamkeit im Sinn. Für die Kandidaten dieser Vorführung sind die strahlenden Tage der Prominenz längst vorbei oder sie würden sich andernfalls nie andeuten.
Das Dschungelcamp spekuliert mit dem dümmsten gemeinsamen Nenner – und die Rechnung geht für den Sender auf. Möge dieser Vorgang, bei dem sich Erwachsene gegen Bezahlung ihre Menschenwürde abkaufen lassen, nie Vorbild für Gesellschaftsmodelle werden. Begleitet von zwei zynischen Einpeitschern, die diese Tschapperl auch noch verhöhnen.
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