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Sophie Rois: Der Bühnen-Punk

Von Peter Grubmüller   06.August 2018

Diese Gabe entfaltet sie seit Samstag bei der Produktion "Hunger" der Salzburger Festspiele auf der Halleiner Perner Insel.

Das technische Handwerk hat die gelernte Einzelhandelskauffrau (im Lebensmittelgeschäft ihrer Eltern) am Linzer Bruckner-Konservatorium und am Wiener Reinhardt-Seminar eingesammelt. Am Linzer Theater des Kindes feilte sie daran, Figuren zu befüllen. Als Mitstreiterin der legendären Stahlstadtkinder möbelte sie Linz parallel künstlerisch auf. 1987 gastierte sie in Berlin – und blieb dort. Von 1993 an gehörte sie der Truppe der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz an. 1998 war sie einen Sommer lang die Buhlschaft an der Seite des Salzburger "Jedermann" Gert Voss. Mit der Volksbühne-Übernahme durch Chris Decon im Sommer 2017 wechselte die mit TV- und Kino-Filmen Dauerbeschäftigte ans Deutsche Theater in Berlin.

Mit 57 ist Rois noch immer der Bühnen-Punk, der sich Figuren nicht über Lee Strasbergs Nachspür-Methoden einverleibt, sondern "gewisse Sätze mit bestimmter Haltung" spricht, sagt Rois. Und weiter: "Beim Kasperltheater weiß man ja auch, warum das Krokodil verprügelt wird, da brauch’ ich keine Lebensgeschichte vom Kasperl. Ich mach’ mir da nicht so einen Knopf ins Hirn." Gegen Kinder habe sie sich einst entschieden, weil sie ihre eigene Ratlosigkeit nicht weitergeben wollte. Weder bei Interviews noch auf der Bühne ist diese Ratlosigkeit zu entlarven. Während Interviews erledigt Rois zwei, drei Dinge gleichzeitig, im Theater entwickelt sie durch Standhaftigkeit gnadenlosen Sog. Kaum jemand ist wie sie imstande, Unterhaltung mit Hochkultur zu verschränken.

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19. April 2024