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Caster Semenya: Casters Er & Sie-Lauf

Bei der heutigen Leichtathletik-Gala auf der Union-Sportanlage in Linz-Keferfeld wird Caster Semenya wohl eher Mitläuferin als Zugpferd sein.
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Dabei ist die 24-Jährige ein Idol mit einer besonderen Geschichte. Zumindest in ihrer südafrikanischen Heimat kennt diese jedes Kind.
Zunächst hatte es so ausgesehen, als würde Semenyas Lebensweg in den Spuren zahlreicher afrikanischer Sport-Stars verlaufen. Die Route führte aus dem Busch in Richtung Olymp. Aufgewachsen in einem kleinen Ort namens Fairlie machte das kleine Mädchen als Lauftalent Tempo. Auf nationaler Ebene hatte sie bald keine Gegnerinnen mehr. Mit 18 rannte Semenya bei der WM in Berlin über 800 Meter ihren Konkurrentinnen auf und davon und holte die Goldmedaille.
In den Applaus mischten sich Zweifel. Zuerst hinter vorgehaltener Hand, dann lautsprecherverstärkt wurde darüber spekuliert, ob Frau Semenya in Wirklichkeit nicht ein Mann sei. Der Leichtathletik-Verband ordnete einen Geschlechtstest an und löste damit heftige Proteste aus. Die junge Sportlerin wurde zu einer Symbolfigur für verschiedene Menschenrechtsbewegungen. Südafrikas Regierung protestierte sogar bei der UNO gegen die Vorgangsweise des Sportverbandes. Medizinische Untersuchungen gab es trotzdem. Das genaue Ergebnis wurde diskret behandelt, Semenya durfte jedoch weiterhin mit den Frauen um die Wette laufen und holte 2012 in London noch Olympia-Silber.
Seit damals läuft es bei ihr nicht mehr rund. Offiziell sollen Knie-Probleme daran schuld sein. Der Tempoverlust könnte aber auch damit zusammen hängen, dass sie Hormonpräparate nehmen muss, um bei den Rennen als Frau starten zu dürfen. In Linz unternimmt sie heute über 800 Meter den vielleicht letzten Anlauf, das Limit für die WM Mitte August in Peking zu schaffen. "Schuld" daran, dass so ein Kaliber wie Caster Semenya bei einem eher kleinen Meeting startet, ist der Rieder Benni Obermüller. Er kümmert sich als Fitness-Coach um einen Menschen, der wohl gerne eine Persönlichkeit sein würde, aber offenbar nur Mann oder Frau sein darf.