Seine „Inntöne“ kommen von Herzen
von Karin Schütze
Wenn sich heute um 19 Uhr die ersten Klänge mit der Abendstimmung über die Wiese vor Paul Zauners Scheune legen, ist das ein besonderer Auftakt im Zeichen des Jazz: Die 36. INNtöne laden drei Tage lang auf dem Biobauernhof des Posaunisten in seinem Heimatort Diersbach bei Schärding ein, die Seele klingen und schwingen zu lassen. Denn „dass alles gut miteinander schwingt“, ist das Credo von Paul Zauner. Musiker, Publikum, Umgebung, die Natur – alles möge im Einklang sein.
Viele Klänge bilden auch den Lebensakkord des Innviertlers (61): Schon als Kind faszinierte ihn die legendäre ORF-Sendung des Jazz-Klarinettisten Fatty George (1927-1982). Der Matura an der Landwirtschaftsschule St. Florian folgte zunächste ein Veterinärmedizin-Studium in Wien. Das Klavier hatte er längst für sich entdeckt: Sein Nachbar, ein Jazz-Trompeter, hörte ihn und verführte ihn zum „Vienna Tanzorchester“. Bald tauschte er die Veterinärmedizin ganz gegen die Musik, was daheim „einen riesigen Bahö gegeben“ habe. Das an der Uni geforderte Zweitinstrument wurde seine Passion: die Posaune.
Seit seinen Zwanzigern steht der dreifache Vater mit heimischen und internationalen Jazz-Größen auf der Bühne. Mit der Band „Blue Brass“ traf er etwa im Linzer Brucknerhaus auf Donald Smith, Duke Ellington und David Murray. Mit Letzterem tourte er 2019 durch Europa. Mit dem Tiroler Jazz-Trompeter Franz Hackl gründete er 1992 die Band Itslyf. Auch den Auftakt zu mehreren Festivals hat Zauner gegeben. Seine ersten „Inntöne“ waren als Jazz-Fest von 1986 bis 1994 auf dem Hof von Johann Rothhuber jeweils drei Tage zu Pfingsten zu vernehmen. Was auch einem Versprecher des damaligen Sighartinger Bürgermeisters zu verdanken ist: Als dieser eine Förderung für ein „Jazz-Konzert“ erbitten wollte, kam ihm „Jazz-Festival“ über die Lippen. „Passen 50.000 Schilling?“, fragte der damalige Landeshauptmann Josef Ratzenböck. Seit 2002 erklingen die Inntöne auf Zauners Hof in Diersbach, wo im umgebauten Saustall aufgespielt wurde – bis Corona das Fest im Vorjahr auf die Wiese verlegt hat. Dort verschmelzen auch heuer Jazz und Natur pur im Einklang mit Musikern und Publikum.