Abdulrazak Gurnah: Poetisch und knallhart
Zu weiß. Zu westlich. Zu europazentriert. Mit der Verleihung des Literaturnobelpreises an den tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah löste die Schwedische Akademie in Stockholm ihr Versprechen ein, wieder verstärkt den Blick über den literarischen Tellerrand zu wagen.
Der am 20. Dezember 1948 geborene Gurnah ist eine überraschende Wahl. Obwohl er als einer der wichtigsten und sprachgewaltigsten Vertreter der postkolonialen Literatur gilt, wurde sein Werk in Europa bisher äußerst spärlich rezipiert.
Mit 18 floh Gurnah vor den Repressionen des realsozialistischen Regimes Tansanias nach Großbritannien. Er studierte am Christ Church College in Canterbury, später machte er seinen Doktortitel an der Universität Kent. 36 Jahre, bis zu seiner kürzlich erfolgten