Wo blieb der Aufschrei?
Am 3. August erreichten in Österreich Männer den Pensionsbetrag, den Frauen bis Ende des Jahres bekommen.
2015 lag die Frauenpension 41 Prozent (Oberösterreich 48,2 Prozent) unter jener der Männer, heute sind es immer noch 38 Prozent (Oberösterreich 46,3 Prozent). Im früher gültigen Pensionssystem wurden die besten 15 Jahre zur Berechnung der Pension herangezogen, da war es weniger problematisch, langjährig geringfügig beschäftigt zu sein oder in Teilzeit zu arbeiten.
Das österreichische Sozialversicherungssystem ist konzipiert für vollzeiterwerbstätige Männer ohne Lücken in der Erwerbsbiografie. Es bestraft jedoch jede Abweichung. Frauen haben im Durchschnitt zehn Beitragsjahre weniger als Männer, größtenteils verursacht durch betreuungsbedingte Unterbrechungen, also Familienarbeit. Dazu kommt noch die Lohnschere, die dafür sorgt, dass Frauen immer noch weniger verdienen.
Die gesetzliche Gleichstellung ist weitgehend umgesetzt. Vor allem im öffentlichen Bereich sind die Chancen für Frauen gut verankert. Die berühmte „gläserne Decke“ besteht jedoch in vielen Unternehmen nach wie vor. Ausbildung ist einer der wesentlichsten Faktoren, die es Frauen ermöglichen, den ihnen zustehenden Platz einzunehmen. Eine akademische Laufbahn anzustreben, ist mit persönlichem Engagement, aber auch gesellschaftlicher Unterstützung verbunden. Junge Frauen zu ermutigen, diesen Schritt zu setzen, ist (neben der Forderung nach entsprechenden Rahmenbedingungen) eines der Ziele, die der Verband der Akademikerinnen verfolgt.
Dr. Kordula Schmidt, per E-Mail