Kirche und Kurz
Nach jahrzehntelangem Lesen der OÖN schreibe ich heute meinen ersten Leserbrief und antworte direkt Herrn Dirngrabner.
Sie haben recht, es ist ein Skandal, der wahre Skandal liegt aber woanders. Es ist ein beispielloser Skandal, dass die Kirche immer noch als vermutlich größter Grundstückseigentümer Österreichs mit Milliardenvermögen Steuerprivilegien ungeahnten Ausmaßes genießt und so dieses Vermögen der österreichischen Bevölkerung entzieht. Ich bin sehr dankbar, dass versucht wird, diese ungeheuerliche Ungerechtigkeit zu verringern und endlich Steuergerechtigkeit herzustellen.
Weiters ist es ein beispielloser Skandal, wie im 21. Jahrhundert von der katholischen Kirche weiterhin Frauen diskriminiert werden und Homophobie in ungustiösester Form vertreten wird. Wieso kann Liebe Sünde sein? Ganz zu schweigen von den vielen innerkirchlichen Missbrauchsfällen, auch auf höchster Ebene, die bis heute teilweise zugedeckt werden. Das alles sind wirkliche Skandale.
Die Art und Weise und der Tonfall, wie Kurz und Schmid geschrieben haben, ist sicherlich kritikwürdig. Aber all diese Chats waren und sind eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Das ist die wahre Demütigung, und so viele ergötzen sich jetzt daran. Dass so viele private Chats an die Öffentlichkeit gezerrt und politisch ausgeschlachtet werden, ist der größte Skandal von allen und ein trauriges Sittenbild unserer Gesellschaft.
Dr. Helmut Jetzinger, Linz